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Carstens Werke. Dritter Band: Der Argonautenzug/Tafel 22. Die Argo im tritonischen See

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Tafel 21. Die Vermählung des Iason und der Medeia vor dem Könige Alkinoos. Carstens Werke. Dritter Band: Der Argonautenzug (1884) von Herman Riegel (Hrsg.)
Tafel 22. Die Argo im tritonischen See.
Tafel 23. Begegnung mit dem Riesen Talos auf Kreta.
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Tafel 22. Die Argo im tritonischen See.

Nach dem Besuche auf dem Eilande der Phaiaken wurden die Helden, als sie schon in die Nähe des Peloponnes gekommen waren, durch nördliche Stürme, die neun Tage und neun Nächte wütheten, in das libysche Meer und in die kleine Syrte verschlagen. Hier wurden sie in den sumpfigen Watten der Küste von dem daselbst häufigen Flugsande schwer heimgesucht, so dass sie schon fast auf Rettung verzichten mussten. In dieser Noth erschienen ihnen die „Heldinnen der Libya“, und deren Rathe folgend trugen sie die Argo zwölf Tage lang auf ihren Schultern durch die Wüste, bis sie an den tritonischen See gelangten, wo sie dieselbe wieder ins Wasser setzten. Dieser See – jetzt Farun im südlichen Tunis – ist vom Meere nur durch einen schmalen Küstenstrich getrennt, und die Argonauten suchten nun die Ausfahrt aus dem See durch diesen Küstenstrich hindurch ins Meer. Aber sie suchten vergebens. Da beschlossen sie auf den Rath des Orpheus,

„Flugs an dem Strande des Sees Apollon’s mächtigen Dreifuss
Heimischen Göttern zu weihn als dankbare Gabe der Rückkehr.“
 (Apollonios. IV. v. 1548.)

Darauf erschien auch sogleich der Gott des Sees, Triton, selbst. Er begrüsste die Helden freundlich und reichte ihnen als Gastgeschenk eine Erdscholle.

Diesen Augenblick hat Carstens dargestellt.

Was aber die Erdscholle anbetrifft, so liegen da geheimnissvolle Beziehungen zu Grunde, die in der Geschichte hellenischer Ansiedlungen in Afrika, [23] insbesondere in der Geschichte Kyrene’s, der Pflanzstadt von Thera, ihre Erklärung finden. Pindar hat in dem vierten pythischen Gesange, der den Arkesilas von Kyrene, den Nachkommen des Argonauten Euphemos, verherrlicht, die prophetische Bedeutung dieser Erdscholle als eines Pfandes künftigen Besitzes dargelegt, und zwar in Form einer seherischen Verkündigung der Medeia, deren Sprüche sich nachher erfüllt haben. Er sagt (IV. v. 29 u. ff.):

„Jenes Pfand erfüllt sich euch, dass
Mächtigen Städten dereinst
Thera zur Mutterstadt erwählt sei, jenes Pfand,
Das bei des Tritonischen Sees
Ausflusse der Gott in des Menschen Gestalt
Euphemos darbot, der die Scholl’ als Gastgeschenk
Nahm, als er am Bug
Niederstieg. Heilkündend erdröhnte von Zeus
Ueber ihm der Ruf des Donners.“

Triton erbot sich auch, wenn die Argofahrer etwa die Ausmündung des Sees in das Meer suchen sollten, sie ihnen zu zeigen, und Euphemos, der die heilige Scholle empfangen hatte, bat ihn um Auskunft,

„Wo sich die Fahrt hinzieht, nach Pelops Landen zu kommen.
Sprach’s; gleich wies mit der Rechten der Andere ferne bedeutend
Hin auf das Meer und den Ort, wo die Mündung des Sees zu finden.“
 (Apollonios. IV. v. 1570.)

Carstens hat diese Hinweisung auf den Weg mit jener Uebergabe der geheimnissvollen Erdscholle verbunden und so die ganze Lage in den einen dargestellten Augenblick zusammengefasst. Auch der heilige Dreifuss des Apollon am Uferrande fehlt nicht.