Christliche Symbolik/Mond

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Mond.

Von der Schöpfung bis zum Tode Jesu erscheint der Mond in der Bibel wie in der Tradition ohne alle symbolische Beziehung. Sonne und Mond verfinstern sich beim Tode Jesu und werden auf alten Kirchenbildern desfalls personificirt als Figuren oder Gesichter, welche weinen und sich verhüllen. Vgl. d. Art. Kreuzigung. In seltnen Fällen ist auch auf solchen rein christlichen Darstellungen der Mond noch als die heidnische Göttin Luna gemalt. – Maria steht auf dem Halbmond, ist von der Sonne umkleidet und mit Sternen bekränzt. Das bezeichnet sie einfach als Königin des Himmels.

Settegast malte in einem modernen Bilde die von Engeln gekrönte Jungfrau auf dem Monde in der Art, dass alles Licht von ihr ausgeht und den Mond beleuchtet, der selbst wieder seinen Schimmer auf die unten liegende dunkle Erde ausgiesst. Darin liegt etwas zu Sentimentales, wenn sich auch jener milde Schimmer des Mondlichtes als Hoffnungsstrahl in der Nacht der Sünde rechtfertigen lässt.

[136] Erst die Manichäer gaben dem Mond eine besondere Bedeutung, indem sie ihn als das Schiff bezeichneten, in welches die Seelen der auf Erden Verstorbenen einsteigen müssen, um in der Sonne abgeladen zu werden. Epiphanius, haeret. 66, 9. Baur, Manichäer 296. Die Sichel- oder volle Form bezeichnete hier die Leere oder Fülle des Schiffes. Mit dem Schiff der Kirche wurde der Halbmond auch in sofern verglichen, als er den Abglanz der Sonne Gottes trägt, auch wenn es in der übrigen Welt Nacht ist.

Die Lunula (der kleine Halbmond) in der Monstranz, die zum unmittelbaren Träger der Hostie dient, verhält sich zu dieser wie der Mond zur Sonne oder auch wie die Mutter zum Sohne, der aus ihr hervorgeht, also wie Maria zu Christus.

Auch Conrad von Megenberg, in seinem Buch der Natur verglich den Mond ausführlich mit der Maria: den Vollmond mit ihrer Schwangerschaft; dass er die Strahlen der Sonne aufnimmt und doch kühlt, mit ihrer Eigenschaft als Fürbitterin und Besänftigerin; dass er uns viel näher steht als die Sonne, mit dem gleichen Näherstehen Mariens etc. – Eine sehr heilige Bedeutung hat der Mond auch in der berühmten Vision der heiligen Juliana. Sie sah nämlich eine Lücke im Vollmond und erkannte daran, dass dem Kalender noch das Fronleichnamsfest fehle. Als Editha mit dem heiligen Adelstan schwanger war, träumte ihr, sie werde einen Mond gebären. Auch auf die heilige Magdalena wurde der Mond bezogen. Schon im 13ten Jahrhundert war es Volksglaube, die Flecken im Monde seyen die Thränen dieser heiligen Büsserin. Berthold, Predigten 145. Das erinnert einigermassen an die manichäische Vorstellung. Nach einem andern, bei Dante erwähnten Volksglauben sind die Mondflecken durch Kain und den Dornbusch gebildet, den er auf dem Bücken trägt. Das ist der Gott missfällige Dornbusch, mit dem er sein Opfer anzündete. Zur Strafe muss er nun ewig im Monde einsam zubringen. Dante’s Hölle 19, 126. Wir halten hier nur die Vorstellung fest, nach [137] welcher der Mond ein Ort der Busse, ein Aufenthalt der Verstorbenen seyn soll.

Auch in anderen Beziehungen erscheint der Mond unheimlich. Als Beherrscher der Nacht steht er nach uralt heidnischem Glauben, der im Aberglauben der Christenheit fortgedauert hat, allem Zauberwesen vor. Der Einfluss des Mondscheins ist vielen Dingen verderblich, und weil man ihm heidnischen, dämonischen Zauber zuschreibt, waffnet man sich dagegen auch mit kirchlichen Mitteln. Wenn z. B. ein ungetauftes Kind vom Mond beschienen wird, muss es mondsüchtig werden; man eilt daher, es zu taufen. Grimm, d. myth. Aberglauben Nr. 1034.

Dante verglich in seinem grossen Gedicht durchgängig den Mond mit der Philosophie, welche ewig zwischen der matten Erkenntniss der göttlichen Geistersonne und immer wiederholter Verdunkelung schwankt. Doch lässt er einmal auch die Nonnen, die auf Erden ihr Gelübde nicht erfüllt, ihre Trostlosigkeit im bleichen Monde verbergen. Vgl. Dante von Kopisch S. 493.