Christliche Symbolik/Ritter

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Ritter.

Ritterlichkeit ist eine, besonders bei den tapfern abendländischen Völkern beliebte Form, in welcher eine der Cardinaltugenden (fortitudo) erscheint. Schon im alten Testament führt Jehovah das Schwert, Helm, Harnisch, indem er das Böse bekämpft und straft und die bedrängte Unschuld rettet. [274] Auch Christus erscheint in einem spanischen Auto des Lope de Vega als „Kreuzritter“. Leviathan hat am Eingang aller Menschen in’s Leben eine Brücke gebaut und lässt keinen herüber, der nicht dem Bösen zuschwört. Alle Menschen thun das und kommen dadurch in seine Gewalt. Nur Maria nicht, vor der er zusammenbebt. Darauf rüstet sich ihr Sohn als Kreuzritter mit Schild und Lanze, besiegt den Leviathan, befreit die Menschheit und baut eine andere Brücke zum Himmel. v. Schack, dram. Lit. d. Spanier II. 408.

In Gassiers hist. de la chevalerie, 1814, werden die ritterlichen Waffen also christlich gedeutet. Das Schwert bedeutet das Kreuz; die Lanze, ihrer Geradheit wegen, die Wahrheit; der Helm, weil er die Augen deckt und zwingt, niederzusehen, die Demuth; der Harnisch Schutz gegen alle Laster; der Sporn die Ehre; der Schild die Pflicht; der Handschuh endlich die Sorge, nichts Schlechtes und Verbotenes anzurühren.

Ritterliche Rüstung kommt dem streitbaren Erzengel Michael zu, den heiligen Helden St. Georg, St. Moriz, St. Gereon etc. Man findet sie in goldnen Rüstungen beisammen auf einem Bild des Theodorich von Prag auf dem Schlosse Karlstein. Wiener Jahrb. 27, 39. Ein gefesselter und im Wald einsam verschmachtender Ritter ist der heilige Wilhelm. — Ueber die vierzig Ritter vgl. d. Artikel Eis.

Sofern der ritterliche Michael nur den Engeln vorsteht, Georg aber fast immer nur einzeln im Kampf mit dem Drachen erscheint, ist es dem heiligen Mauritius (Moriz) vorbehalten geblieben, auf Kirchenbildern die übrigen heiligen Ritter anzuführen. Denn er war im Leben Anführer der thebaischen Legion (legio fulminatrix) und wurde sammt der ganzen Legion, da sie als Christen den Götzen nicht opfern wollten, in Wallis, unfern vom Genfersee, hingerichtet. Erst wurde die Legion decimirt, dann schlug man vollends alle todt. 22. Sept. 280. Auf sein Grab wurde das berühmte Kloster S. Maurice erbaut. Man bildet ihn ab als einen Mohren, schwarz, aber schön und edel in ritterlicher Rüstung [275] mit der Fahne in der Hand. So malte ihn Hermskerk in der Boisserée’schen Sammlung. So Theodorich von Prag im böhmischen Schlosse Karlstein. Wiener Jahrb. 27. 40. Wie er sich weigert, den Götzen zu opfern, und wie er enthauptet wird, malte De Mares in München. — Die Schwester des Heiligen, die heilige Fides, wird auch als Mohrin gemalt: Otte, Kunstarchäologie S. 130. Sofern der Heilige Patron von Magdeburg ist, knüpfen sich an seine Bilder noch merkwürdige Sagen. Als einst Erzbischof Odo das Stift schlecht verwaltete und auf keine Warnung hörte, erschien Christus mit der thebaischen Legion und befahl dem heiligen Moriz, sein Schwert zu ziehen und den bösen Bischof zu enthaupten, wie auch geschah. Sommer, sächs.-thüring. Sagen I. 51. Ein Bild in Halle stellt ihn bedeckt mit Schellen dar (wahrscheinlich in einer Zeit gemalt, in der Schellen eine neue Modetracht der Ritter waren). Davon heisst er der Schellenmoriz. Nun erzählt aber das Volk, er sey der Bauherr der Kirche und so böse gewesen, dass ihm seine fromme Schwester Schellen angehängt habe, damit die Arbeiter immer wüssten, wann er käme. Derselbe Schellenmoriz spielt auch eine Rolle in der Prozession am dritten Pfingstfeiertag. Daselbst S. 75 und 153.

Ein anderer berühmter Ritter, der heilige Norbert, zu Xanten am Rhein geboren, aus dem Geschlecht von Gennep, lebte sehr üppig, bis ihn einmal unterwegs ein Ungewitter überfiel und ein Blitz ihn vom Rosse warf, wie den heiligen Paulus. Von Stund an bekehrte er sich und gründete im dunkeln Thale Prémontré das berühmte Prämonstratenserkloster und einen neuen Mönchsorden nach seiner strengen Regel. Weltberühmt durch die strenge Zucht, die er übte, ward er nach Deutschland zurückgerufen und starb als Erzbischof von Magdeburg, 6. Juni 1134. Ein eigenthümliches Wunder geschah lange nach seinem Tode. Als Magdeburg protestantisch geworden, wünschte der Kaiser die Reliquien des heiligen Norbert heraus, und im dreissigjährigen Kriege drang er auf’s Ernstlichste darauf und drohte der Stadt mit [276] seinem ganzen Zorn. Der Magistrat war nun auch gern bereit, die Reliquien, die für Protestanten keinen Werth hatten, herauszugeben, aber die Bürgerschaft, obgleich protestantisch, widersetzte sich, weil eine alte Sage ging, Magdeburg könne nicht erobert werden, so lange es den heiligen Norbert in seinen Mauern habe. Endlich liessen sich die Bürger durch Zureden, nicht so abergläubig und papistisch zu denken, überreden, den Leichnam ziehen zu lassen, und schon im nächsten Jahre wurde Magdeburg erobert und verbrannt.