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Christnacht (Die Gartenlaube 1889/49)

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Christnacht
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 49, S. 833, 835
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[833]

Christnacht.
Zeichnung von Hermann Vogel.

[835] Christnacht. (Zu dem Bilde S. 833.) Es giebt kein schöneres Fest als Weihnachten, und selbst das frohe Knospen des heitern Frühlingsfestes Pfingsten muß zurücktreten vor dem Lichterstrahlen der kalten und verschneiten Christnacht. Für ein Kind nun gar bedeutet das Weihnachtsfest den Inbegriff aller Seligkeit. Sein Herz schlägt höher, wenn der Weihnachtsmann genannt wird, und mit den holden Gestalten der Weihnachtsengel belebt sich dem frommen Gemüth des Kindes die ganze in seinem engen Gesichtskreise liegende Welt. Bevor es abends in seinem Bettchen die müden Augen schließt, faltet es die Hände zum Gebete – die Weihnachtsengel sehen es ja und freuen sich darüber; je näher das Christfest heranrückt, um so gehaltener wird das Thun und Denken des Kindes, kommen doch des Abends die Engel und erkundigen sich danach. Haus und Hof und Garten, das weite verschneite Feld, der schneeschwere Wald, der weite Himmelsraum mit seinen funkelnden Lichtern sind belebt mit den strahlenden Gestalten der Engel. Und am Christabend selbst – die Erfüllung des bescheidensten Wunsches ist dem Kinde eine Quelle der Seligkeit und seine Phantasiewelt unerschöpflich in freundlichen, alles verklärenden Bildern.

Und mit dem Auge des Künstlers hat Hermann Vogel, der verständnißvolle Freund der Kinderwelt, so ein bezauberndes Phantasiebild festgehalten; aus ihm heraus strahlt und leuchtet uns die ganze weihevolle Stimmung des Kindergemüthes am Christabend entgegen. An der alten, verfallenen Kapelle im Walde, mit dem die Geburt des Christuskindes darstellenden Fries, führt der Weg der kleinen Wanderer vorüber, die von den Großeltern kommen und reichbeschenkt zurück dem Heim der Eltern zustapfen, neuer Freude entgegen. Da ist selbst die sonst gern gemiedene Stätte des Verfalles vom Zauber der Christnacht verklärt und Engel halten lockend all die Herrlichkeiten, nach denen das Kinderherz Verlangen trägt: den schlichten Hampelmann mit rother Zipfelmütze, den zähnebleckenden Nußknacker, Puppen, goldige Früchte, – und wer weiß, was alles in der geheimnißvollen großen Schachtel sich verbirgt – – o heilige, unergründliche, ewig junge Poesie der unschuldsvollen Kindheit! **