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Chronicon der mecklenburgischen Regenten/Dedicatio

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aus: Chronicon der mecklenburgischen Regenten
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[561]
DEDICATIO


ZU Lob und Ehre dem Durchlauchten, Hochgebohrnen Fürsten und Herrn, Herrn Hinrich Hertzogen zu Mecklenburg[s 1], Fürst zu Wenden, Grafen zu Schwerin, habe ich Nicolaus Marschalk Thurius beyder Rechten Doctor Sr. Fürstl. Gnaden Hof-Diener das Herkommen des Hauses zu Mecklenburg von dem Königl. Stamme der Obotriten[s 2] von allen berühmten Königen und Fürsten desselbigen Hauses bis auf gegenwertige Zeit Seiner Gnaden mit ihren Thaten und Sitten vorgenommen in etlichen Büchern nach Ordnung folgend, durch[s 3] Gottes Hülffe Sie beschrieben, darinnen mannigfaltige und lustbarliche Historien werden gefunden, und dieselbigen nach Vermögen meiner Vernunfft zu sonderlicher Unterthänigkeit, und Wohlgefallen demselben meinem gnädigen Herrn zu reimen beschlossen.


Erstlich eine Vorrede mit Erholunge kurtzlich der mercklichsten Geschicht
von Anbeginnen der Welt, bis auf die Zeit, dass die Obetriten und die Herren von Mecklenburg genannt, erst vom grossen Alexander in diese Orte gekommen sind.

VOn Mecklenburg dem edeln Stam
Will ich von Anfange Kunde,
Wie danne erst kam, hier Hausung nahm
Bis auf diese heutige Stunde,
O Edler Fürst Herr Heinrich gut
Der Obetriten eine Ehre,
Von Lobsahn, Muth und Königl. Blut,
Mein Arbeit euer Gnad zukehre.
Dann solche Sitte, die ist alt,
Ob jemands Historien wolt schreiben,
Hat zugestalt seines Fürsten Gewalt,
Dass die in Ehren möcht bleiben.
Da halffe mir zu die Gottes Krafft
Ein Schöpffer aller Dinge
Würde mir behafft der Gnaden Safft
Wer zweiffelt, mir würde gelingen?

[563]

Zu seiner Gewalt stehen alle Dinge,
Der Himmel und auch die Erden
Des Meeres Ring, der Sternen Blinck
Thier, Mensche und Engel werden.
Welch Meister ja so kunstreich was
Das Firmament regiere,
Ohn unterlass bey ewiger Maass
So licht und klar mit ziere.
Ohn allen Irthum ist sein Gang
Do denn entstehen viel Kräffte
Wird nimmer kranck, so kort und lang
Als das Gott erste beheffte,
Welch Meister je fleissig ward,
Mache uns die Farbe schöne,
Der Blümlein zart mannigfaltiger Art,
Des weiten Feldes ein Crohne,
Ich will ihm eins geben noch,
Des süssen Geruchs geschweigen,
Es würde ihm doch verlohren hoch
Dazu kein Mensch mag neigen,
So artig und voller Lustbahrkeit
Von Gott alle Ding begonnen,
Aus Ewigkeit ihr Ende bereit
Den Schaffen er hat besonnen,
Darum ihn lobet alle Zungen
Der Engel Menschen und Thiere,
Gantz unbezwungen sind alt oder jungen,
Ein jeder nach seiner Maniere.
Wen wundert nicht der süsse Thon
Der Wald-Vögelein so kleine,
Loben ihn so schon in ewgen Trohn.
Sein Gnad ist ungemeine.
Darum so will ich heben an
Seine Macht ein Theils zu singen,
Darvon nicht lahn, zur Historien gan,
Seine Gnade thu mich bedingen.
In aller Dinge annefang,
Der Himmel und die Erde
Von Gott entsprang, darnach nicht lang
Die vier Elementen werde,
Neue Chor der Engel waren hoch
Darinne so wohnte/warte schone
Do Locifer noch, der machte ein Loch,
In die Hölle fiel aus dem Throne.
Den ersten Tag erschaffen hat
Das Licht am Himmel milde,
Der ewge Rath zur andern That
Beschuff das Wasser wilde,
Des dritten Tages ward bekandt
Das Erdreich und seine Früchte,
Die Sonne zur Hand den Monden fand
Die Fische und Vögel züchte,
Im 6ten Tag das Viehe entstund
Zuletzt ward schaffen Adam,
Da machte auch kund, zur schlaffend Stund
Der Herre unser Mutter Evam.
Cain der was Adams Sohn
Bruder Abel schlug er zu tode,
Das was nicht schon, er nahm den Lohn
Er ward verdammt von Gode. (Gotte)
Die Welt de was do Sünden voll,
Gott liess die mannigfalt warnen,
Die Rasen toll, die geben Zoll,
Die Sündfluth sie thaten erarnen[1]
Die Archen Noae bauet alda,
Darin alle Thiere eine Paare,
Den Raben gesand, die Taube fand
Einen grünen Zweig bracht dare,
Dadurch erkannt Noah die Zeit
In Armenien hoch in Wolcken,
Dass ware vergahn, des Wassers Bahn,
Abgieng er mit seinen Volcken,
Nimroth Babilon bauet den Thron,
Was hoch und unbezwungen,
Durch Gottes Zorn, er ward verlohrn
Da wandelt Gott die Zungen.
Bey Abraham Zeiten das geschah,
Die fünff Städte gar versuncken,
Durch Gottes Rach, mit Ungemach
Im Feuer und Schwefel ertruncken.
Von solcher Rach kam nur ein Mann
Hiess Loth, seine Tochter beyde,
Sein Weib blieb stahn, sah untergan
Zum Saltz-Stein ward von Leyde.
Darnach Joseph verkauffet ward,
Das thaten seine Brüder mit Zorne,
In Egypt die farth, was hübsch und zart
Jacob er tröste mit Korne.
Pharao darnach erinnert ward
Solt Gott lassen seine Schare
Zu selbigen Fahrt, erträncket ward,
Im rohten Meer vor wahre;
Nicht lange Moses die Gesetz befand,
Solten uns zur Tugend leite.
Durch Gottes Hand zwo Taffeln bekandt,
Auf Sina wurden bereite.
Salomon erstlich den Tempel macht
Was Davids Sohn des Werden, (des Werthen)
Ward wohl bedacht und heilig geacht
Zu Gottes Hauss auf Erden.
Nabuchodoneser den Tempel stört
Richte auf eine Seule theuer.
Sich anbeten fort ward er bethört,
Drey Kinder verbrand im Feuer
Darüm so wandelt Gott seine Gestalt
Und macht ihn zu einem Thiere,
Durch göttlich Gewalt, ein Ochse gestalt.
Sieben Jahr frass Grass mit Schwiere.[2]
Nach ihm ward König Balthasar
Dem begegneten seltzame Dinger
Dem war vorwar eine scharffe Lahr,
Geschrieben durch Gottes Finger,
Das was: Er sass in Freuden hoch
Und Hoffart Stoltz und Grimme,
Derselbig Roth man liess sie noch
Must sterben, sein Reich kam ümme.
Solch That die Fürsten lehren thut,
Sollen Gott in Ehren halten
Mit tugendsahmen Muth, das wäre wohl gut,
Sonst läst sie Gott nicht alten.
Historien haben aus Weissheit Ahrt,

[565]

Die führen die Fürsten zu Ehren,
Wer jemands verkart, er wird gelahrt,
Sein Gemüth zur Tugend kehren.
Darum so haben die Alten weiss
Solch Bücher allzeit gelesen,
Mit hohen Fleiss und sind durch Preiss
Ihrer Feinde desto bass genesen.
Alexander[s 4] hat Homerum wehrt,
Vergilius folget Augusten
Scipio hat Xenophontis begehrt,
Solch König der Lehre gelusten.
Alexander etwa weinen begunt
Bey dem Grabe Achillis so sehre,
Und sprechen kunt, seelig was die Stund
Da Homerus beschrieb dein Ehre.
Kein besser Spiegel die Fürsten han
Zur Tugend und Ehre gemeine,
Sie sahen daran, ihrer Vorfahren Wahn,
Dadurch sich bessern alleine.
Denn was ihre Räthe vermögen nicht
Erinnern sie durch Treue,
Werden sie bericht, durch Historien Schicht
Der alten That wird ihnen neue.


  1. i. e. erwerben, verdienen, græcæ ἄρνυσθαι, acquirere, mereri. Uti docet SOMNERUS in Diction. Anglo Saxon. voce earnunge, meritum, acquisitio. Apud KERONEM eadem vox earnen, in hoc sensu saepe occurrit. Aliae lectiones Mareschalci habent, erernten, i. e. metere, a messe, Francis, Aran, arn, arnot, quibus voculis utuntur OTFRIDUS L. II. c. XIV. 208. NOTKERUS, TATIANUS, WILLERAMUS.
  2. i. e. Beschwerde, schwierig.

Anmerkungen Wikisource

  1. Heinrich V., Herzog zu Mecklenburg, der Friedfertige - (* 3. Mai 1479; † 6. Februar 1552) war regierender Herzog zu Mecklenburg-Schwerin
  2. Obodriten - Herrschergeschlecht der Herzöge zu Mecklenburg
  3. Vorlage: durh
  4. Alexander der Grosse - König von Makedonien