Cobbett’s Sendschreiben an den Herzog von Wellington
Cobbett’s Sendschreiben an den Herzog von Wellington.
„Aber, Gentlemen! liebe Bürger und Bauern, seyd doch vernünftig! Ihr habt nun, was ihr immer gewünscht habt: ihr habt so weit in England die Reform verhindert; ihr habt in Frankreich die Legitimität wieder hergestellt; und jetzt wollt ihr den Yankees[1] einen Knuff geben – und wollt ihr nicht bezahlen für dieses Vergnügen? Glaubt ihr, daß die Soldaten und Matrosen und Lieferanten und Commissäre und Marketender und Quartiermeister und Proviantmeister und das gesammte Casernenvolk nicht dafür bezahlt seyn wollen, daß sie euch eine Freude gemacht haben? Ihr brüllt Hurrah, wenn dem Lord Wellington eine ungeheure Summe als Belohnung seiner Dienste bewilligt wird; ihr möchtet dem tapfern Herzog die Schuhe küssen; ihr packt den bei der Gurgel, der sich nicht geneigt fühlt, eben so laut zu brüllen als ihr selbst. Belohnung! Beste Gentlemen, was ist doch eine Belohnung ohne Geld?“ Unter einer Belohnung versteht man nicht Worte. Paläste, glänzende Equipagen, Lustschlösser, Landgüter sind nicht von Papier gemacht. Es ist Geld, Geld, werthe Gentlemen, was man unter einer Belohnung versteht. Und woher kommt das Geld, als von den Steuern? und woher kommen die Steuern, als aus euren Taschen? Und da es in der Natur der Steuern liegt, daß sie Armuth und Elend verbreiten, welches besondere Vorrecht habt denn ihr euch darüber zu beklagen, daß ihr euern zugemessenen Theil an dieser Armuth und diesem Elend zu tragen habt?
An den Herzog von Wellington. Ueber die neue Art von Generalschaft, welche er jetzt zu practiziren hat.
Mein Herr Herzog!
Das Motto, welches ich diesem Briefe, dieser Vorlesung, oder wie Sie es nennen wollen, vorausgeschickt habe, ward geschrieben zu einer Zeit, wo die Nation noch trunken war von dem Dampf der „Glorie,“ welche unter Ihrem Commando für dieselbe erworben wurde. Aber selbst damals, in dem Moment, wo die Glorie gewonnen war, rieb die Nation sich die schläfrigen Augen und kratzte sich den dummen Kopf und fing an zu denken: es sey doch seltsam, daß die Glorie nicht auch von Glück begleitet sey. Niemand indessen – außer mir selbst – wagte es, öffentlich zu sagen, daß Elend und nicht Glück die Folge dieser gerühmten Glorie seyn müßte, weil die Glorie mit erborgtem Gelde erkauft und das Geld noch nicht bezahlt, es zu bezahlen aber nicht möglich war, wenn man nicht ein Elend verbreiten wollte, wie noch keine Nation auf Erden es vorher getragen hatte. Die Nation, besonders aber die Bürger und Bauern, welche einen nicht geringen Theil derselben ausmachen, mit diesem Leiden zu versöhnen, halte ich Niemand für geschickter, als Sie, Herr Herzog, da Sie hauptsächlich diese Glorie für uns erwarben und ohne Zweifel besser als irgend ein anderer es den Dummköpfen auseinander zu setzen, und ihnen so klar als den Tag zu machen wissen, wie das eben ihr wahres Glück sey, wenn die Juden ihnen den letzten Morgen Landes dafür wegnehmen, daß sie jener „unsterblichen Glorie“ genießen, mit der Sie – wie Mr. Little[2] von einem der „Sitze der Weisheit“ bemerkte, „die Stirn dieses großen Reiches schmückten.“ Welches Vergnügen Mr. Little von seinem Antheil an diesem Schmuck der Nationalstirn haben mag, kann ich nicht sagen; ich für meinen Theil muß gestehen, daß ich keinen Schmuck dieser Art wünsche, und daß ich mit meiner ordinären Stirn ganz zufrieden bin, so langes es Gott gefällt, sie mir in diesem Zustande zu lassen.
Sie können, ohne Zweifel besser als irgend ein anderer den Landeigenthümern beweisen, wie gerecht und vernünftig es ist, daß die Juden ihre Grundstücke erhalten; so wie Sie, wenn irgend ein Mensch dieß im Stande ist, Herrn Huskisson überzeugen werden, daß der wahre Weg, die Handelsfreiheit zu befördern, der sey, die Korneinfuhr zu verbieten. Zugleich kann man nicht leugnen, daß Sie, der dabei war, wo der größte Theil des erborgten Geldes ausgegeben wurde, nie auch nur im Traum daran dachten, daß Sie ihre Hand darin haben würden, wenn die Rechnung dafür gemacht werden würde. Sie dachten, erlaube ich mir zu sagen, so wenig an die Quelle dieses Geldes, oder an die Wiederzahlung desselben, als ich selbst zu thun pflegte, so lange ich in einem der Regimenter war, welche – seltsam genug – alle Sr. Majestät gehören, während doch die Schuld die Schuld der Nation ist. Dieser Fall ist in der That merkwürdig genug, um einen Augenblick dabei zu verweilen. Hier haben wir eine Armee, deren Dienste mit erborgtem Gelde bezahlt werden, aus dessen Erhebung eine Schuld erwächst; und die Armee ist des Königs, während die Schuld der Nation ist! Sie dachten, erlaube ich mir zu sagen, nicht mehr an die Quelle der Hunderte von Millionen Pfund, welche sie ausgeben sahen, als ich zu thun pflegte bei den paar Dutzend Kronen und Schillingen, die [360] ich ausgeben sah. Es fiel mir nicht ein, daß ich jemals diese Schillinge zurückführen sollte, und daß ich berühmt dadurch werden würde, daß ich sie soweit zurückführte, bis ich fand, daß Sie das Mittel waren, mein Vaterland in Armuth und Noth zu stürzen, und besonders die Klasse meiner Landsleute, unter der ich geboren war; und ich erlaube mir zu sagen: noch viel weniger fiel es Ihnen ein, daß Sie jemals sich in einer Stellung befinden würden, die es Ihnen zur Pflicht machen würde, entweder ihre Unfähigkeit dazu anzuerkennen, oder von Ihrem König und Ihrem Vaterlande die Gefahren abzuwenden, die auf Kosten Ihrer ruhmreichen Thaten erkauft worden waren!
Dieß ist indessen in der That Ihre Stellung; Sie sind ein Großhändler in Siegen und Triumphen gewesen und wir sollen nun sehen, welches Talent Sie dazu besitzen, die Mittel zu finden, mit denen wir dafür bezahlen können. Sir John Sebright[3] scheint der Meinung zu seyn, daß Sie alle Ihre Vorgänger darin übertreffen werden und daß „die Armee die beste Schule für einen Premierminister ist.“ Eine glänzende Idee, ohne Zweifel, aber leider nicht originell, bester Sir John! denn schon in Swifts Gedichten sagt die Dame:
Um einen Mann geschickt zu machen für jeden Stand,
Ist die Armee die beste Schul’ im ganzen Land.
Doch es ist witzigen Köpfen erlaubt, von einander zu borgen, und Sie haben daher das vollste Recht, diesen Spruch als ihr Eigenthum zu verwenden.
Fern sey es von mir, die Richtigkeit dieses Spruches anzufechten; dieß hieße, die Kameradschaft verrathen, welches, wie Sie wissen, das schlechteste unter allen Verbrechen ist; und obwohl mein Rang in der Armee Sr. Majestät sehr verschieden war von dem Ihrigen[4], so ist doch meine Anhänglichkeit an die alte Kameradschaft dieselbe und Sie können nicht glauben, wie mir das Herz warm wurde gegen diesen gefühlvollen Landjunker, den Herrn John Sebright, da er die Armee anpries, als die beste Schule für Staatsmänner anpries; denn es war im buchstäblichsten Sinn auch meine Schule gewesen, oder wenigstens hatte ich nie eine andere gehabt. Das Amt eines Premierministers scheint wirklich zwischen Ihnen und mir geschwankt zu haben. Sie setzen uns mit so vielen Worten auseinander, daß Sie es nur genommen hätten, weil Sie keinen andern fanden, der es nehmen wollte. Dem sey, wie ihm wolle: genommen haben Sie es; Sie haben die Geldangelegenheit jetzt zu leiten und ich bin im Begriff, Ihnen eine Vorlesung darüber zu halten, wie Sie dieselbe leiten sollten. Ich will Ihnen haarklein voraussagen, wie es Ihnen und Ihrem ganzen Geschäft gehen wird; und lange, ehe ich zu Ende bin, hoffe ich, Sie überzeugt zu haben, daß es viel leichter ist, Siege zu erkaufen, als dafür zu bezahlen. Wenn sie nichts kosten, als „bloß Blut,“ so werden sie auf der Stelle bezahlt; wenn sie aber mit erborgtem Gelde gekauft werden, so sind sie, wie Bälle und Concerte; sie geben denen, welche borgen, nichts was sie für ihr Geld aufweisen können, und die Zahlung kommt – wie Sie vielleicht selbst schon gefunden haben – gleich Tropfen Blutes vom Herzen.
[362] Aber damit ich anfange, Sie in ihr neues Geschäft einzuführen; erlauben Sie mir, daß ich mich – um diesen Zweck zu erreichen – des kürzesten und geradesten Weges bediene, Ihnen einige ganz einfache Fragen vorzulegen:
1) Wissen Sie, daß die Summen, welche jährlich für die Zinsen unserer Schuld und den Tilgungsfond derselben gezahlt werden, daß diese Summen allein sich höher belaufen, als die gesammte Masse alles Einkommens (rental) im Königreiche, und zwar nach dem Maßstabe vom Jahr 1804, wo dieses Einkommen sich mindestens um ein Drittheil höher belief, als jetzt?
2) Wissen Sie, daß wenn alles wirkliche Eigenthum, alle Ländereien, Häuser, Bäume, Bergwerke, Kanäle, Fischereien, Straßen und Brücken in einer öffentlichen Versteigerung verkauft würden, die Summe, welche dafür bezahlt werden würde (vorausgesetzt, daß sie im Verhältniß zu dem Ertrage wäre, nicht hinreicht, die Schuld zu bezahlen, sondern daß noch zweihundert Millionen Pfund Sterling wenigstens fehlten, welche man den Inhabern der Fonds schuldig bliebe.
3) Wissen Sie, daß die Nationalschuld von dem Tage, wo der Friede geschlossen wurde, bis jetzt, statt abzunehmen, sich beständig vermehrt hat, während doch alle Ländereien, Häuser, und anderes reelles Eigenthum bereits den Fondsinhabern zu weit höherem Belauf, als ihr Werth beträgt, verpfändet sind?
4) Haben Sie je zuvor von einem Lande gehört, dessen Gesetzgeber die Frage aufwarfen, und in Berathung zogen, wie man verfahren müsse, um einen Theil des Volkes aus dem Lande zu schaffen?
5) Haben Sie je zuvor von einem Lande gehört, das solche Schaaren von Armen aussendet, daß andere Nationen gezwungen sind, eine Art von Quarantäne-Gesetzen gegen sie zu erlassen, wie jetzt in Nordamerika der Fall ist, wo die Hafenbeamten den Befehl erhalten haben, diejenigen zur Verantwortung zu ziehen und zu strafen, welche englische Arme überführen?
6) Was Ireland anbetrifft, so scheint es allgemein zugestanden, daß das Elend dieses unglücklichen Volkes alle Grenzen der Vorstellung überschreite; aber wissen Sie wohl, daß auch in England, im Vaterlande des „Roastbeef,“ nur Brod oder Kartoffeln die gewöhnliche Nahrung der arbeitenden Classe ist?
7) Wissen Sie, daß die Diebstähle in England jährlich in solchem Maße zunehmen[5], daß jeder Mann von gesundem Menschenverstande einsehen muß, wie ohne eine schnelle Veränderung in wenigen Jahren nicht die geringste Sicherheit für daß Eigenthum seyn kann?
8) Wissen Sie, daß Kinder bereits anfangen zu stehlen, und zwar in solcher Menge, daß die Friedensrichter eine Vermehrung ihrer Macht und Dispensation von dem Geschwornen-Gerichte haben verlangen müssen, um diesem Unwesen zu steuern?
9) Wissen Sie, daß, ungeachtet der schweren Armensteuer (poor rates), die Armen in einer solchen Lage sind, daß sie in zahlreichen Fällen wirklich in das Gefängniß zu kommen suchen, um ihre Lage zu verbessern?[6]
[367] Wenn Sie alles dieses wissen; wenn Sie es pflichtmäßig in Ueberlegung gezogen haben; wenn Sie bedacht haben, was – wenn diese Lage der Dinge dauert – nicht lange entfernt seyn kann; so sind Sie in der That der kühnste Mann, der je existirt hat, und ich möchte sagen, der waghalsigste, daß Sie mit allen den angeführten Thatsachen und Zeichen vor Ihnen, Ihren so bequemen Posten von militärischem Ruhm aufgeben, um sich selbst zu verpflichten, für unsere Glorie zwanzig Schilling auf jedes Pfund zu zahlen, das sie gekostet hat und das in Gold von gutem Schrot und Korn. Und dieß, merken Sie wohl, ist die Verpflichtung, die Sie übernommen haben. Sie haben im Parlament gesessen, seit Sie alt genug sind, um darin sitzen zu können. Sie haben stets jeden Antrag auf neue Anleihen unterstützt. Sie haben nie sich irgend einer Geldbewilligung widersetzt. Sie haben jedem Gesetze ihre Beistimmung gegeben, das zu der sogenannten Regulation des Geldumlaufs gemacht wurde; Sie waren im Cabinett, als diese wundervolle Regulation[7] getroffen wurde; Sie sind jetzt in das Cabinett gekommen mit einem Regulationscodex in der Hand, den Sie selbst vorschlagen und durchsetzen halfen. Sie können daher nicht leugnen, daß Sie jetzt, da Sie das Amt eines Hauptfinanciers übernehmen, sich auf die entschiedenste Weise zur Zahlung der Interessen der Schuld und des Tilgungsfonds verpflichten. Dieß ist Ihre Verpflichtung, und ich behaupte, daß Sie nicht im Stande sind, sie zu erfüllen. Sie wünschen, sie erfüllen zu können; ich wünsche, daß Sie sie nicht erfüllen können; denn ich hoffe, daß wenn Sie unterliegen, Sie uns auf immer aus den Augen kommen; während die theuer erkaufte Glorie entweder vergessen seyn, oder mit jenem Gefühl betrachtet werden wird, welches unsere Erinnerung an vorübergegangene Thorheiten begleitet, für welche wir gegenwärtige Leiden erdulden müssen.
[368] Brougham und einige andere der elenden Whigs haben einen leichten Versuch gemacht, Unruhe zu erregen durch den Gedanken, was Sie – mit aller Ihrer gegenwärtigen Gewalt – im Stande wären mit der Armee zu unternehmen. Wenn Sie dazu geneigt wären und Ihren Willen ausführen wollten, welchen Widerstand, möchte ich wissen, würden wohl Broughams Schulmeister[8] Ihnen entgegensetzen? Aber werfen wir dieses kindische Zeug bei Seite, wozu sollten Sie sich doch der Armee bedienen wollen? die Armee kann Ihnen kein Geld machen, auch können Sie kein Geld aus den Taschen des Volkes nehmen, wenn keines in seinen Taschen ist; und wenn wirklich noch etwas in den Taschen ist, so können die Steuerbeamten es eben so rein und ruhig herausholen, als die Soldaten; und die Armee von Beamten, welche wahrscheinlich mehr Löhnung erhalten, als die Soldaten und Ihre Regimentsoffiziere, wenn wir sie alle zusammen nehmen, sind viel geschickter in diesem Handwerk, als die Soldaten je werden würden. O nein, Sie wissen es besser, daß man keinen Trumpf ausspielen muß, wenn man den Stich durch schlechtere Karten machen kann! Der Steuerbeamte weiß sehr gut, daß der Soldat ihm zur Hand, daß er ihm dicht in der Nähe ist, und daß wenn keine Ladung in seinem Gewehr ist, bald eine darin seyn kann; alles dieß weiß der Steuerforderer vortrefflich und der Steuerzahler weiß es eben so gut. Was bedürfte man also wohl noch mehr? Welche Gefahr kann daraus hervorgehen, daß Sie Minister sind, die größer wäre, als wenn irgend ein anderer dieß Amt bekleidete? Der Marquis von Lansdown scheint gleichfalls sehr besorgt zu seyn, „aus constitutionellen Gründen,“ daß das Obercommando völlig aus Ihren Händen genommen werde, und er beschwört Sie, ja zart mit der „Constitution“ umzugehen. Es wäre wirklich zu verwundern, wenn der Marquis nicht wissen sollte, daß diese Art von Geschwätz heut zu Tage so gut als weggeworfen ist, außer etwa bei jenen alten Leuten, die in ihre zweite Kindheit getreten sind. Von „Constitution“ zu schwatzen bei Steuern zum Belauf von 60,000,000 Pf. St. des Jahrs und bei einem Gesetz, das jeden auf Lebenszeit verbannt, der ein Wort äußert, welches die Tendenz hätte, unsere „Repräsentanten“ in Verachtung zu bringen, kann im besten Falle nur Gelächter erregen – und würde dieß thun, wenn die Verbannung uns nicht etwas zu nahe vor Augen gestellt wäre.
O nein, Furcht dieser Art läßt uns unbeschwert. Wir wissen wohl, daß, wenn Sie offen das Commando behalten hätten, wir eben so gut daran wären, als wir es jetzt seyn werden. Die bloße Existenz einer solchen Armee gibt unserer Lage einen entschiedenen Charakter und sie kann nichts mehr thun, unser Loos schlimmer zu machen, es sey denn, daß sie uns noch ein wenig mehr von unserem Geld nehme, vorausgesetzt nämlich, daß dieß möglich wäre. Wir haben daher von Ihnen keine andere Gefahr, als von irgend einem andern Mann auf Ihrem Posten. Sie haben mit Etwas zu thun, das Soldaten weder aufrecht halten, noch stürzen können. Sie haben ein System des Borgens und Interessen-Zahlens zu tragen; sie haben einen halben Thaler zu zahlen, und nur sechs Pfennige, mit denen Sie zahlen können; Sie haben es auf Ihre Schultern genommen, eine kleine Corporation von Gläubigern zu befriedigen, wie sie nie zuvor auf Erden gesehen worden ist. Wer nur den geringsten gesunden Menschenverstand hat, kann nicht bezweifeln, daß die Uebel, die sich so lange auf uns gehäuft haben, endlich zu einer großen Convulsion führen müssen. Und, merken Sie wohl, Soldaten können dieß nicht verhüten. Nehmen wir an, daß der Eintausch,[9] den Hr. Huskisson vor zwei Jahren befürchtete, wirklich eingetreten wäre, würde eine Armee im Stande gewesen seyn, eine allgemeine Plünderung zu verhüten? O nein, unsere gegenwärtigen Uebel sind nicht von der Art, daß man ihnen Bataillone entgegen schicken könnte. Im allgemeinen sind alle unsere alten Begriffe von Freiheit und Recht völlig dahin. In kleinen Abstufungen sind wir allmälig so weit gebracht worden, in England Kasernen zu sehen und Garnisonen und fremde Truppen, ohne Schaam und ohne die geringste schmerzliche Bewegung zu empfinden. Vor vierzig Jahren würde die bloße Idee eines Oberbefehlshabers der Armee in England einen allgemeinen Schrecken erregt haben. Gegenwärtig scheint eine solche Personage nicht nur als erlaubt, sondern sogar als unumgänglich nothwenig betrachtet zu werden. Wenn dem Vater eines unserer ältern Pairs gesagt worden wären, daß die Zeit käme, wo seine Güter eben so schwer mit dem Halbsold der Armee oder Marine belastet seyn würden, als mit der Armenunterstützung, was würde er darauf geantwortet haben? Wenn man ihm gesagt hätte, daß ein einziger Krieg, – abgesehen von der Nationalschuld – seine Güter in Steuern zu dem Belauf von wenigstens dem sechsten Theil ihres Ertrages verwickeln würde, so hätte er den Propheten verlacht. Und doch ist dieß jetzt der Fall und dazu ohne ein hörbares Murren zu veranlassen. Das Volk hat lange alle Hoffnung auf Hülfe aufgegeben, außer der durch das Uebermaaß des Uebels. In den mittleren Ständen herrscht allgemein die Ueberzeugung, daß keine Anstrengung sie in den Stand setzen könne, ihre Lage zu verbessern, während unter den schwer arbeitenden Classen eine eben so allgemeine Sorglosigkeit sichtbar ist, die sie um alles unbekümmert läßt, außer den Mitteln, von einem Tage zum andern ihr Leben zufristen, und dieß ist das Schauspiel, welches ein Volk darbietet, das einst in Bezug auf seine Freiheiten und Nationalehre das eifersüchtigste der Welt war. – –
Dieß ist die Lage von England zu der Zeit, wo Sie sich freiwillig an die Spitze der Staatsangelegenheiten stellen; Sie haben sich ein neues Piedestal für Ihre Statue gewählt; Sie suchen einen doppelten Ruhm; aber vergessen Sie nicht, daß Sie jetzt diesen doppelten Ruhm erhalten, oder – keinen.
[381]
Mein Herr Herzog !
Thatsache ist es, furchtbare Thatsache, daß heut zu Tage in England ein großer Theil des Volkes den Kerker mit all seinen entehrenden Folgen der Freiheit mit unbescholtenem Rufe vorzieht. Nie konnte dieß bis jetzt von irgend einem Volke gesagt werden. Und diese Thatsache wird keineswegs blos von denen behauptet, welche von den Söhnen und Töchtern der Verdorbenheit die „Unzufriedenen und Unruhigen“ genannt werden; sie wird nicht blos behauptet von den Reformers und Radicalen, oder denen, die niedergehauen und niedergeritten wurden, weil sie sich versammelten, um eine Bittschrift zu entwerfen, daß man ihnen doch auch eine Stimme bei der Wahl derer geben möchte, welche ihnen die Steuern auflegen[10]; sie wird endlich auch keineswegs blos von denen behauptet, welche der naseweise Canning als Leute schildert, die nichts zu verlieren hätten, und die der unverschämte Castlereagh als Banqueriutiers an Ruf und Vermögen darstellt – nein, sie ist offen ausgesprochen von den vielgepriesenen Friedensrichtern, sie ist förmlich und offiziell bewiesen durch die öffentlichen gerichtlichen Entscheidungen.
Diese Thatsache, ein ewiges Brandmal der Schande Englands, kann nicht länger in Zweifel gezogen werden. Es ist eine allgemein zugegebene Wahrheit, daß der Kerker seine Schrecken verloren hat, und daß keine Strafe, die geringer ist als die Todesstrafe, den Engländer mehr von Verbrechen zurückhalten kann, die den Gesetzen Gottes und der Menschen Hohn sprechen. Und zwar verstehe ich unter solchen Verbrechen keineswegs Wildern und Schmuggeln; hievon wissen die Gesetze Gottes nichts, und das Gewissen eines Menschen wird nie von ihnen beschwert; ich verstehe darunter auch nicht jenes große Vergehen, seine eigene Gerste in Malz, oder seinen eigenen Talg in Kerzen zu verwandeln; oder ein Stück Tuch zu färben, und es auf seinen eigenen Boden zu legen; oder eine Flasche Wein aus dem Auslande mitzubringen. Ich verstehe darunter vielmehr den Diebstahl, was man so im gemeinen Leben Stehlen heißt. Die Beamten verschiedener Grafschaften haben erklärt, daß dieses Verbrechen zu einer solchen Höhe gestiegen, daß es so gewöhnlich ist und so ohne alle Scham begangen wird, daß es in manchen Fällen nöthig sey, das Gesetz des Geschwornengerichts außer Wirkung zu setzen, und gleich despotischen Staaten dem Richter eine summarische, willkürliche Gewalt zu übertragen. Um diese Maßregel zu rechtfertigen, gesteht man ganz offen: das Gefängniß sey heut zu Tage weit angenehmer, und die Nahrung, welche darin gereicht werde, weit besser, als diejenige, welche die meisten Unterthanen, das heißt von zehn Bürgern neun, zu Hause genössen. Braucht man da noch einen weitern Erklärungsgrund für die Menge der Diebstähle?
Der niedrige Lohn, den die arbeitende Klasse erhält, ist der Grund, warum es ihr unmöglich wird, ihr Leben zu Hause sich angenehmer zu machen, als das Loos, das sie im Gefängniß erwartet. Papiergeld, unerschwingliche und drückende Abgaben sind der Grund jenes niedrigen Lohnes, während die ungeheueren Staatsausgaben wieder der Grund der furchtbaren Abgaben sind.
Ich werde Ihnen über alles dieß offen meine Meinung sagen, und Ihnen dabei die Spiegelfechtereien entschleiern, womit man die wahre Quelle des Uebels zu verhüllen sucht.
Ich glaube nicht, ja ich will mich nicht einmal stellen, als ob ich glaubte, daß Sie das nicht lesen werden, was ich hier an Sie richte. Jene Zeit einer affectirten Verachtung dessen, was ich schreibe, ist vorüber. Ereignisse folgten sich wie Donnerschläge, um die Richtigkeit meiner Ansichten zu bestätigen, so daß auch die Eigensinnigsten und Verläumderischten gezwungen sind, mir Aufmerksamkeit zu schenken. Von ihnen allen möchten freilich nur wenige minder geneigt seyn, mir zuzuhören, als Sie; und noch wenigere möchten mehr Ursache haben, mich im Irrthum zu wünschen. Aber trotz all dem müssen Sie hören, und müssen hören wollen.
Schon öfter in meinem Leben – vielleicht selbst schon in dem Ihrigen – trug es sich zu, daß ich froh war, während eines Sturms Obdach in einer Höhle zu finden, von der ich, unter andern Umständen, mit Abscheu geflohen seyn würde. Hunger, Durst, Kälte, Mangel an Bedeckung, Ruhe und Schlaf – erwägen Sie, mein Herr Herzog, die Macht dieser Leiden, und Sie werden finden, daß sie dieselbe Gewalt über das Gemüth ausüben, wie das Drohen eines gewissen, vor Augen stehenden Todes. Wenn aber ihre Wirkung so furchtbar ist, als die eines Todesurtheils, [382] welche Narrheit ist es alsdann, anzunehmen, daß neben ihnen noch ein Gefühl der Scham sich geltend machen werde! Gewiß würde selbst Ihre Herzogin, wenn es kein anderes Mittel gäbe, um sich aus den Flammen eines brennenden Hauses zu retten, nackt in die Arme eines Haufens von Männern herabspringen, und diese Männer würden, statt über Schamlosigkeit zu schreien, vielmehr ihre Entschlossenheit loben. Sollte nun wohl ein Gefühl der Scham einen Menschen abhalten, einen Diebstahl zu begehen, um sich vor dem Hungertode zu retten?
Aber die große Menge dieser Vergehen? Es heftet sich keine Infamie an Vergehen, wovon einer sieht, daß sie von allen seinen Nachbarn eben so gut als von ihm selbst begangen werden. Die Strafe wird in diesem Fall als ein bloßer Akt der Rache betrachtet, und verliert alle beabsichtigte Wirkung auf die Gemüther. Der Gestrafte wird ein Gegenstand des Mitleids, ja einer Art Bewunderung; man nimmt Theil an seinen Leiden, man bewundert seinen Muth, seine Kühnheit, während das Gefühl der Rache gegen diejenigen erwacht, die die Strafe verhängten. Wenn alle im Elend sind, wenn kein Fleiß, keine Geschicklichkeit, keine Sorgfalt, keine Mäßigkeit, keine Sparsamkeit hinreicht, um den Arbeiter und seinen Kindern auch nur die Hälfte dessen zu verschaffen, was er an Brod, Kleidung und Holz nöthig hat, werden wohl in einem solchen Fall die, welche den Muth nicht haben zu stehlen, ihren, gleich ihnen leidenden Bruder für ehrlos halten, weil er durch dieses Mittel sich von Hunger, Durst, Nacktheit und Kälte, von denen sie selbst so schwer gedrückt werden, zu befreien sucht?
Die arbeitende Klasse des Volkes versteht nichts von den Spitzfindigkeiten des Gesetzes; sie hat weder Puffendorf noch Grotius gelesen, noch die Gesetze durch welche ihre Väter regiert wurden. Warum es gerade so ist, können diese Leute nicht sagen. Aber, selbst wenn sie die Bibel nicht gelesen haben, so wissen, so fühlen sie doch, schon blos von ihrem natürlichen Verstande geleitet, daß Gott nicht darum ein Land geschaffen, und mit allem Ueberflusse gesegnet haben könne, um diesen Ueberfluß einigen Wenigen zu Theil werden zu lassen, Millionen aber der Hungersnoth preiszugeben, und zwar gerade diejenigen, deren Arbeit dem Ganzen alle Nahrung, alle Kleidung, und überhaupt alles, was zum Genusse des Lebens nöthig ist, verschafft. Schon ihre bloße gesunde Natur prägt ihnen diese Lehre in Herz und Kopf, und beim Lesen der Bibel finden sie überall Grundsätze und Vorschriften, welche sie in dieser natürlichen Ansicht der Dinge bestärken. Du sollst dem Ochsen, der da drischt, das Maul nicht verbinden. Du sollst den Armen nicht von deiner Thüre weisen. Der Mensch soll arbeiten im Schweiße seines Angesichts, aber er soll leben von der Frucht seiner Mühe. von allen Sünden, denen Gottes Strafe verkündigt ist, lastet auf denen der schwerste Fluch, die den Arbeiter seines Lohnes berauben.
Wenn ein junger kräftiger Arbeiter, rechtschaffen, fleißig, mäßig und sparsam, von niemand einen Lohn erhalten kann, um sich die nothwendigsten Bedürfnisse des Lebens zu verschaffen, kann man da wohl erwarten, daß er sein Leben in ruhiger Zufriedenheit hinbringen werde; daß er seine Hände entfernt halte von fremdem Gute, und gewissenhaft das Gesetz des Landes befolgte, das unzulänglich ist, ihn vor dem stets näher und näher schreitenden Verderben zu retten. Unter solchen Umständen muß die Ehrlosigkeit ihren Charakter verlieren; sie hört auf, in den Begriffen der Menschen zu existiren. Diejenigen, welche durch den Diebstahl ihr Eigenthum verlieren, mögen den Dieb ehrlos nennen; für die arbeitende Classe des Volkes aber, die keine Rechtschaffenheit von Hunger und Kummer rettet, wird der Name Ehrlosigkeit ein leerer Schall, und da sie im Gefängnisse ein besseres Loos erwartet, als sie außerhalb desselben sich zu verschaffen mögen, so greifen sie in ihrer Noth nach dem nächsten besten, gleichgültig ob sie dadurch der für sie bedeutungslos gewordenen Infamie der Strafe anheimfallen oder nicht.
Unzählig sind die Beispiele, wo Engländer ihre Freude an den Tag legten, daß sie zur Transportation verurtheilt wurden. Im Jahr 1819 überreichte Curwen eine besondere Bittschrift von Leuten, die in den dringendsten Ausdrücken um die Wohlthat baten, nach Botanybay verwiesen zu werden. Erst vor wenigen Tagen stellte sich ein Mann, der wegen Wilderns verfolgt werden sollte, selbst vor dem Gerichte, und bat, daß man ihn ins Gefängniß schicken möchte, wo er wenigstens zu essen bekommen würde; und ein anderer, der in Lancashire zu siebenjähriger Verbannung verurtheilt wurde, rief den Richtern in höchster Freude seinen Dank zu. Und diese Dinge geschehen in England, in diesem England, seit Jahrhunderten berühmt durch seine Gesetze, und noch berühmter durch die Ehrfurcht, die das Volk den Gesetzen zollte! –
Hunderte, ja tausende von Plänen wurden entworfen, um den Lohn der Arbeiter stets weiter und weiter herabzudrücken. Die Fabrikherren, die Pächter und alle welche Arbeiten zu vergeben haben, spannten ihren Geist auf die Folter, um immer neue Mittel zu entdecken, den Arbeitern genau nur so viel geben zu dürfen, um sie vor dem unmittelbaren Tode zu schützen, und ihnen dennoch die Arbeit in derselben Zeit und mit demselben Gewinne abzupressen.
[390] Zwar haben die eifrigsten Vertheidiger der Heiligkeit des Eigenthums den Satz aufgestellt, daß es in England für einen Eingriff in das Eigenthum eines andern nie eine Entschuldigung gebe; aber sie gründeten diesen Satz blos auf die Annahme, daß ein solcher Grad von Elend in unserm Lande nie eintreten könne, weil hier die Armengesetze stets Hülfe darböten. Diese Armengesetze aber wurden durch unzählige Parlamentsbeschlüsse verstümmelt und wirkungslos gemacht. Ich will nur zwei anführen. Durch die Select-Vestry-Bill wurde die ganze Vertheilung der Armengelder den Reichen jedes Kirchspiels überantwortet. Dem Armenpfleger (overseer) sind die Hände gebunden. Jedes Gefühl des Mitleids, das in seiner Brust erwacht, wenn er mit eigenen Augen das Elend und den Jammer in der Hütte des Arbeiters erblickt, wird zurückgedrängt oder beherrscht durch diese Versammlung der Reichen, welche die Unglücklichen, über deren Schicksal sie zu entscheiden haben, nie von Angesicht zu Angesicht gesehen haben.
Dabei hat man den Armenpflegern Adjuncte (assistant overseers) an die Seite gesetzt, und ihre Besoldungen auf die Armenfonds angewiesen. Das Geschäft, das Volk bis zur Aushungerung niederzudrücken, ist zu schmerzlich für die zarten Nerven der Reichen, und wird daher einem solchen Agenten übergeben, dessen Gehalt in eben dem Verhältniß groß ist, als er die Ausgaben des Kirchspiels klein zu machen weiß.
Durch diese und andere Vorschriften der legislativen Gewalt sind die Armengesetze ein Mittel geworden, das [391] Volk stets in jenem gemischten Zustand von Thätigkeit und Hungersnoth zu erhalten, in welchem dem Arbeiter, halb unter dem Namen Lohn, halb unter dem Namen Armengeld, immer nur so viel gereicht wird, als unumgänglich nöthig ist, ihn am Leben zu erhalten, damit er noch länger der Sklave seines Dienstherrn bleibe.
Die Quelle dieses Martersystems ist nirgends anders als in der ungeheuren Last der Abgaben zu suchen. Der Dienstherr wird durch den Steuereinnehmer auf jede Weise gedrückt. Er kann diese Last nicht von sich abwälzen; sie muß bezahlt werden. Seine Hausgeräthe, seine Früchte auf seinem Gute, seine Waaren in seinem Lager, seiner Fabrik – alles kann ihm der Steuereinnehmer im Moment mit Beschlag belegen. Da läßt sich nichts abziehen und nichts herunterhandeln. Der Arbeiter ist der Einzige, dem er etwas abzwacken, und dessen Loos er jeden Augenblick noch schlechter machen kann, als es bereits ist. Wenn wir bedenken,daß es Millionen sind, die in diesem Zustande unmittelbarer Abhängigkeit leben, ja daß es wenigstens neun Zehntheile der Nation sind, so müssen wir einsehen, daß der Gesammtbetrag des Lohnes derer, die alle Arbeit thun, ungeheuer seyn muß. Diese Summe nun bestreben sich die Dienstherren immer mehr und mehr zu verringern. Ueber das Elend, das sie dadurch über ihre armen Arbeiter bringen, beruhigen sie sich in ihrem Gewissen durch die hohen Abgaben, die sie zu dieser Art von Selbstvertheidigung gleichsam zwingen. Von dem auf solche Weise verkümmerten Lohne muß aber auch der Arbeiter seinerseits wieder noch einen Theil der Abgabenlast tragen. Er braucht Lebensmittel; aber diese Lebensmittel sind indirect besteuert, und so muß, wer sie verzehren will, auch die Steuern mitbezahlen, die darauf lasten.
So ist es gekommen, daß die immer zunehmende Vergrößerung der Abgaben stets gleichen Schritt hielt mit der Vergrößerung der Armuth und der Noth – ein Satz, der jetzt so wenig mehr eines Beweises bedarf, als daß die Vögel fliegen und das Feuer brennt.
Nachdem wir nun in den ungeheuern Steuern die Quelle des Elends gefunden haben, so lassen Sie uns, mein Herr Herzog, auch die Quelle der Steuern aufsuchen.
Diese Quelle liegt in der Staatsschuld, in der todten Last[11], der stehenden Armee, der Marine, den Pensionärs, dem ganzen Sinecure-Volk, Männern, Weibern und Kindern, endlich in jenem zahllosen Heere von Beamten sowohl zu Hause als in den Kolonien. Die Staatsschuld und die todte Last verschlingen von den Abgaben jährlich vierzig Millionen Pfund Sterling. Was sie übrig lassen, das frißt die Armee und die Flotte, ungeachtet die Gesetze Englands, zu deren Heilighaltung man doch stets das Volk ermahnt, erklären, daß in einem freien Lande weder stehende Truppen noch Casernen existiren sollen. Blackstone sagt: „Die englische Constitution weiß nichts von einem regelmäßig stehenden Heere.“ Noch weniger wissen Englands Gesetze davon etwas, daß man tausend und aber tausend Offiziere in Dienst und Sold erhält, nachdem ihre Dienste längst entbehrlich geworden sind. Wozu ferner dreißigtausend Seeleute? Eine Seemacht ist unserem Lande unumgänglich nothwendig; aber sonst reichte der sechste Theil dessen hin, was man jetzt braucht. Als neulich das Finanz-Committee niedergesetzt wurde, drückte Hr. Maberly den Wunsch aus, das Committee möchte die Befugniß erhalten, die Sachen bis auf den Grund zu untersuchen. Zu untersuchen! Welche Untersuchung ist nöthig, wenn die Thatsachen leuchten wie der Schweif eines Cometen, wie die Flamme einer in Gluth auflodernden Stadt? Indessen kann man nicht behaupten, daß wir für unser Geld nichts haben, was wir zeigen könnten; denn ein kostspieligeres, ein prächtiger und alberner aufgeputztes Heer von menschlichen Geschöpfen findet sich wohl auf der ganzen Welt nicht wieder.
Wenn nun aber Sie und Ihre Collegen nicht geneigt sind, die Last der Nation zu erleichtern, was soll dann das Volk von dem Finanz-Committee erwarten, das Sie ernennen, von dem Parlament, das Ihnen gehorcht? Hr. Maberly wünscht, das Finanz-Committee möchte mit der ganzen Vollmacht des im Jahr 1817 errichteten Finanz-Committees bekleidet werden. Das muß ein gewaltiges Committee gewesen seyn! Ohne Zweifel hat es der Verschwendung furchtbare Schranken gesetzt, und die Ausgaben der Nation um ein sehr Bedeutendes vermindert. Lieber Himmel! von all dem war keine Rede. Es hockte zum Sterben lange bei einander, der Druck des Berichtes mit seinem Appendix kostete der Nation eine enorme Summe Geldes, allein von jenem Tage bis auf die heutige Stunde hat die Nationalschuld stets zugenommen, die Masse der Ausgaben sich stets vergrößert; nicht ein Batzen wurde auf der einen Seite erspart, für den nicht auf der andern fünf Kreuzer[12] wieder ausgegeben wurden. Und nun, nach dieser zehnjährigen glänzenden Erfahrung, hat sich ein neues Committee niedergesetzt, oder ist eben im Begriff niederzusitzen, um unsere Sehnsucht nach Erleichterung aufs neue zum Narren zu halten.
Lassen Sie uns nun, mein Herr Herzog, auf dem stetigen Wege der bisherigen Untersuchung, auch die Quellen der Staatsschuld, der todten Last, des stehenden Heeres, der übergroßen Seemacht, der Pensionen, Sinecuren, Schenkungen etc. etc. etc. näher in’s Auge fassen, welche in einem Zeitraum von 35 Jahren die Auflagen von sechszehn Millionen bis auf sechszig Millionen anschwellten. Da jedes Sechspencestück von dem Parlamente bewilligt werden muß, so ist es also das Parlament, dem dieser Meisterstreich gelungen ist, in der kurzen Zeit, seitdem wir zwei, Sie und ich, auf die Bühne getreten sind, uns mit sechszig Millionen statt der früheren sechszehn zu beschenken.
Es gibt viele Leute, welche über diesen Gegenstand gewaltig viel schreiben und schwatzen, welche nicht müde werden, die verborgensten Gründe zur Erklärung dieser Parlamentsbeschlüsse aufzusuchen, oder vielmehr zu deren Rechtfertigung, welche gewöhnlich darauf hinausläuft, daß jene [392] Beschlüsse eben nothwendig gewesen seyen – eine Entschuldigung, die stets verdächtig, in vorliegendem Falle aber auch völlig unwahr ist. Doch hievon weiter unten. Hier genüge das Factum, daß wir diesen schauderhaften Zustand des Landes dem Parlamente verdanken. Und ehe ein kräftiger Schritt zu Abstellung der durch die Beschlüsse der collectiven Weisheit herbeigeführten Uebel geschieht, mag Hrn. Broughams Schulmeister mit seinem ABC Buch in der Hand überall in der Irre herumlaufen; mag Madame Fry, die Taschen mit gottseligen Tractätlein gefüllt, von Gefängniß zu Gefängniß wandern; mögen die Magistrate schimpfen, bis sie heiser werden; mögen Arbeits- und Zuchthäuser und hundert ähnliche Asyle des Volksglücks sich erheben – dennoch wird das Uebel wachsen und fortschreiten; jeder Tag wird das Elend des Volks vermehren und die Schrecken des Gesetzes vermindern, das den wenig kümmert, der kein Brod hat, um seinen Hunger zu stillen, und kein Kleid, um sein Blöße zu decken.
[398] Es fragt sich nun, wie das Parlament dazu kam, jene dem Lande so verderbliche Beschlüsse zu fassen; und hier stoßen wir denn auf den Punkt, der, so lange ich etwas von Staatsgeschäften weiß, stets ein Stein des Anstoßes für das Volk, und ein Gegenstand des Widerstrebens von Seiten des Parlaments war. Nach einer aufmerksamen Prüfung von dreißig Jahren kann ich den Grund in nichts anderem finden, als darin, daß der größern Masse des Volkes keine Stimme bei der Wahl derer eingeräumt ist, welche die Macht haben, es mit solchen Beschlüssen zu belasten. Man hört bescheidene Leute, die, wie vor drei Jahren Lord Goderich, dem Lande gern allerlei Dinge vom Glück des Volks, vom blühenden Zustande der Einkünfte und von der Unnöthigkeit einer Parlamentsreform weis machen möchten; diese Leute hört man oft fragen, ob denn irgend ein anderes Parlament besser gehandelt haben könnte. Ohne der skrupulösen Bescheidenheit dieser vortrefflichen [399] Leute zu nahe treten zu wollen, glaube ich doch, daß die Frage vielleicht passender lauten möchte, wenn man sagte: könnte ein Parlament schlechter gehandelt haben? Ich nahm damals Lord Goderich beim Worte. Wenige Monate nachdem man den König hatte erklären lassen, die großen Interessen des Landes hätten sich nie in einem so blühenden Zustande befunden, fiel das ganze, auf List und Schein gebaute Zauberschloß in Trümmer; überall zeigte sich Staunen und Schrecken, und die großen Interessen (wenn überhaupt jemand den Sinn dieser Worte verstanden hatte) waren vernichtet, ja Ihr College von Liverpool (Huskisson) bemerkte sehr richtig, in Zeit von achtundvierzig Stunden wäre das ganze Land verfallen gewesen.[13] Die Männer, welche, obgleich verfolgt und verläumdet, stets zu einer Reform der Repräsentation und zu einem vernünftigeren Systeme der Verwaltung rieten, wurden von sanftmüthigen Leuten, wie Lord Goderich, Narren und Träumer, von dem schlechtern Theil der Kinder der Verdorbenheit Ränkeschmiede, Aufrührer und Verräther genannt. Diese Männer aber hatten nie einen Theil an der Verwaltung; der Zustand von Noth und Elend, in welchem sich das Land jetzt, nach dreizehn Jahren ununterbrochenen Friedens, befindet, ist also allein das Werk der Verfolger der Reformers, das Werk jener Menschen, die mit dem Eigenthum und den Personen des Volks nach Belieben schalteten. Wenn Armuth und Jammer auf dem Lande liegt; wenn Dieberei nun ein Hauptzug dieses einst so redlichen Volkes ist; wenn dieses Volk, einst mit solcher Ehrfurcht erfüllt für die Gesetze, nun sie verachtet; wenn dieses Volk, einst so voll zarten Schamgefühls, nun ohne Erröthen sich dem in die Arme wirft, was sonst als ehrlos betrachtet wurde; wenn, um diesem allem die Krone aufzusetzen, jetzt sogar Kinder stehlen und das Gefängniß den Vorzug vor dem häuslichen Heerde des Arbeiters erhält; wenn diese Dinge alle bestehen – und sie bestehen, – falls die Magistrate nicht selbst zu Lügnern geworden sind – so mögen die, welche die Reformers verfolgten, bedenken, daß dieses glorreiche Werk ausschließlich und ganz und gar ihr eigenes ist.
Man hat geläugnet, daß eine bessere Repräsentation des Volks auch unsere Lage verbessert haben würde. Lassen Sie mich, mein Herr Herzog, Ihnen darüber einige ganz einfache Fragen vorlegen, und erlauben Sie mir, zu hoffen, daß Sie am Ende einer jeden dieser Fragen einen Augenblick inne halten, jedes Gefühl des Verdrusses über den, der diese Fragen stellt, bei Seite setzen, und, mit der Hand auf dem Herzen, Ihre Antwort so aussprechen werden, daß Ihr eigenes Ohr es hört.
Glauben Sie, daß ein Unterhaus, das von der Mehrheit des Volks gewählt worden wäre, für den letzten Krieg gegen Frankreich gestimmt haben würde, zu einem Krieg, der, weil jedem unbefangenen Beobachter in die Augen springen mußte, im Fall eines schnellen glücklichen Erfolgs den Freiheiten Englands Gefahr und Vernichtung drohte, bei einem nicht schnellen und nicht glücklichen Erfolge aber, unsere Staatsschuld ins Ungeheure vermehren mußte, während es auf der andern Seite doch rein unmöglich war, daß eine Umwälzung in Frankreich, welcher Art sie auch seyn mochte, je den Freiheiten der Engländer hätte gefährlich werden können, jener Engländer, die man von Jugend auf gelehrt hatte, die alte französische Regierung als Tyrannei zu betrachten, und ihre Priester (wiewohl mit Unrecht) als Lehrer eines „verdammenswerthen Götzendienstes?“
Glauben Sie, daß ein solches Unterhaus das alte wohlthätige Gesetz, welches die Circulation kleiner Geldnoten, an den Vorzeiger zahlbar, verbietet, abgeschafft und dadurch das Land von einem Ende bis zum andern mit kleinem Papiergeld überschwemmt haben würde?
Glauben Sie, daß ein solches Unterhaus einem Minister, der, in offener Verletzung des Gesetzes, so weit gegangen wäre, der Bank zu befehlen, die präsentirten Noten nicht zu bezahlen, noch ferner unbedingtes Zutrauen geschenkt und ihn in seiner verderblichen Bahn unterstützt haben würde?
Glauben Sie, daß ein solches Unterhaus, gewählt, um die Interessen des Volks zu vertreten, dieses Volk mit einer Einkommenssteuer belastet haben würde, welche sein ganzes Hauswesen blosstellt; und daß es namentlich den unsichern, schwankenden Gewinn des Handelsmanns eben so hoch besteuert haben würde, wie die feste, unveränderliche Rente des Landbesitzers?
Glauben Sie, daß ein solches Unterhaus Vermächtnisse, ja das kleinste Theilchen des persönlichen Eigenthums, der einzigen Hülfsquelle der Mittelklasse, so hoch besteuert, die großen Landgüter hingegen so gut als ganz freigelassen hätte?
Glauben Sie, daß ein solches Unterhaus ein jährliches Geschenk von hunderttausend Pfund Sterling an den Klerus der anglikanischen Kirche votirt haben würde, während manche Bischöfe eine jährliche Revenüe von mehr als zwanzigtausend Pfund Sterling genießen, viele geringere Kirchendiener aber mehrere Stellen zugleich besitzen, wovon jede sechshundert bis tausend Pfund des Jahres trägt; an jenen Klerus endlich, der, Irland mit eingeschlossen, ein jährliches Gesammteinkommen von ungefähr acht Millionen Pfd. Sterl. bezieht?
Glauben Sie, daß ein solches Parlament, wenn es ihm überhaupt möglich gewesen wäre, eine so ungeheure Schuld zu contrahiren, für diese Schuld, die in niederm Papierwerth contrahirt wurde, das Volk nachher die Interessen in Geld mit vollem Werth hätte bezahlen lassen, wodurch mit Einem Schlage der wahre Betrag der Ausgaben für die Staatsschuld, die Pensionen etc. verdoppelt, jeder Schuldner in Folge der allgemein einreißenden Verletzung aller Contracte zu Grunde gerichtet, und das Volk im Ganzen wie durch eine unsichtbare, aber gleich der Pest verheerende Hand zu Boden gedrückt wurde?
Glauben Sie, ein solches Parlament würde so lange fortgefahren haben, die Last der Staatsschulden und der Zinsen zu häufen, bis nicht nur jeder Zoll Landes und jeder Ziegel auf dem Dache verpfändet wäre, sondern selbst die künftige Arbeit, die das Kind in der Wiege einmal leisten wird?
Glauben Sie ein solches Parlament hätte in demselben [400] Jahre, in welchem es erklärt, Englands Noth entspringe aus Ueberfluß an Lebensmitteln, zugleich dafür gestimmt, Irland mit Geld von englischen Steuern zu unterstützen, weil dessen Noth aus Mangel an Lebensmitteln entstehe?
Glauben Sie, ein solches Parlament hätte in einem und demselben Monate erklärt, das Unglück des Landes entspringe aus zu großer Fruchtbarkeit, und doch zugleich dafür gestimmt, einer bedeutenden Anzahl von Mäulern Geld zu geben, damit sie das Land auf immer verlassen sollten[14]?
Glauben Sie, ein solches Parlament hätte einen Halbsold, oder todte Last, im Betrage von jährlichen sechs Millionen geschaffen, hätte diesen Halbsold in eine Nationalschuld umgewandelt, und, (höre es jedes Menschenkind!) hätte den alten Halbsold-Offizieren erlaubt, ihr Halbsoldrecht an junge zu verkaufen oder auf sie zu übertragen, damit auf diese Art das Volk eine Last gegen fünfzig Jahre lang zu tragen hätte, die sonst vielleicht in zwei bis drei Jahren erloschen wäre?
Glauben Sie ein solches Parlament hätte (nachdem es feierlich erklärt hatte, daß der Halbsold keine Belohnung für geleistete, sondern ein Vorschuß für künftige Dienste sey), dennoch große Summen bewilligt, um solchen Land- und Seeoffizieren, die längst ordinirte und besoldete Geistliche der herrschenden Kirche geworden sind, noch ferner ihren Halbsold als Militärs zu bezahlen?
Glauben Sie endlich, ein solches Parlament hätte ein Gesetz gegeben, das jedem mit der Verbannung droht, der zum zweitenmale ein Wort drucken lassen würde, das die Tendenz hätte, das Haus in Verachtung zu bringen?
Wollte ich mit derlei Fragen nicht eher inne halten, als bis es mir an Stoff zu Fragen mangelt, so könnte ich wohl noch lange fortfahren; indessen mag es für diesmal damit genug seyn. Bis ich in den nächsten Wochen weiter fortfahre, wiederhole ich Ihnen noch einmal, daß Ihr Ruhm jetzt nicht mehr von der Vergangenheit abhängt. Was Sie als General gethan haben, wird vergessen werden über dem, was Sie nun als erster Minister, als Kanzler der Schatzkammer thun. Hiernach wird in den Augen der Nachwelt Ihr Ruhm stehen oder fallen. Sie selbst müssen bereits jetzt schon bemerkt haben, wie verschieden Ihre nunmehrige Stellung von Ihrer frühern ist. Sie können jetzt nicht mehr zu diesem Manne sagen: „geh, und er geht!“ nicht mehr zu jenem: „komm, und er kommt!“ Selbst durch ein anscheinend so unbedeutendes Wort, durch ein bloßes Ja oder Nein werden Sie sich aufgehalten oder zurückgewiesen sehen. Die Schwierigkeiten, die Ihnen in den Weg treten werden, lassen sich nicht durch jene Schnelligkeit der Entscheidung wegräumen, deren Lob jetzt in die Mode gekommen ist; sie sind langsamer, verdrießlicher, peinigender Natur; kein persönlicher und kein moralischer Muth kann sie unter den Willen dessen beugen, der an solche rasche Entscheidungen gewöhnt ist. Ihre Siege (wenn Sie je dazu bestimmt seyn sollten, auf diesem Felde einen Sieg zu erringen) sind von wenig Glanz, und von noch weniger Dank oder Bewunderung begleitet. Sollten Sie aber Niederlagen erleiden, so ist dieß hier ganz etwas anders, als eine Niederlage im Kriege; es ist keine Geschichte, die man in den Zeitungen ausschmücken und dabei alle Nachtheile ins mildeste Licht stellen kann, indem man sich auf die Uebermacht des Feindes, auf die tapfere Gegenwehr beruft und so durch den bewiesenen Muth das erlittene Unglück vergessen macht. Sie haben hier nicht den Nationalstolz, nicht den Patriotismus der guten und Empfindsamen, nicht die Eitelkeit der Thoren auf Ihrer Seite. Es handelt sich hier nicht um solche Kleinigkeiten, ob ein paar tausend Mann mehr oder weniger getödtet oder verwundet, ob zufällig ein paar Dutzend Kanonen von dem Feinde genommen wurden; ob eine Stadt (besonders wenn es eine fremde ist) durch die Unbedachtsamkeit eines Bombardiers, der in der Dummheit eine Bastei in die Luft sprengte, verloren ging; oder ob man, wie bei Neu-Orleans, erst dann, wenn das Heer zum Sturme anrückt, bemerkt, daß man vergessen hatte, die Gräben mit Faschinen zu füllen – sondern es handelt sich um Millionen Menschen und ihr Eigenthum, um Millionen Familien, denen ein irriges Wort, ein falscher Federzug Leiden bereiten kann. Fehlen Sie in einem einzigen Punkte dieser Art; ergreifen Sie eine einzige Maßregel, welche die Gesellschaft in ihren Tiefen berührt und verwundet, so ist mit Einemmale die Bewunderung, die man Ihnen als General zollte, dahin; hinwegschwindet Ihr Name von den Straßenecken, und heruntergerissen wird Ihr Bild von den Denksäulen.
Ueber meine Wünsche in dieser Rücksicht brauche ich mich nicht auszusprechen. Aufs aufrichtigste habe ich Sie vor den Gefahren gewarnt, die Sie bedrohen, und dieß ist mehr, als irgend ein anderer thun wird. Da ich dieß gethan habe, unterzeichne ich mich als
William Cobbett.
Die Dead Weight des englischen Budgets.
Eine der sonderbarsten financiellen Operationen, von der bei jeder Erwähnung des englischen Budgets die Rede seyn muß, ist das, was die Engländer ihr Dead Weight (todtes Capital) nennen. Bei dem Aufhören des letzten Krieges fielen der englischen Regierung, eine Menge Pensionen und Halbsoldgelder (half pays) zur Last. Da man aber voraussehen konnte, daß zu einer gewissen Periode durch graduelles Absterben der Anfodernden alle Ansprüche dieser Art erloschen seyn würden, so berechnet man eine mittlere Summe, welche dem ganzen, allmälig zu zahlenden Capital gleich kommen sollte. Angenommen also, daß gegenwärtig vier Millionen jährlich zu zahlen, und binnen vierzig Jahren die gesammten nach und nach verminderten Zahlungen erloschen wären, so würde eine fortdauernde Zahlung von etwas mehr als zwei Millionen für diese ganze Periode diejenigen entschädigen, welche es übernähmen jene Zahlungen zu leisten. Diese Verpflichtung nun hat die Bank von England gegen die Regierung übernommen und die Entschädigungsgelder (jene mittlere Summe) welche sie dafür erhält, sind das, was man Dead Weight nennt.
- ↑ Nordamerikaner
- ↑ Ein ministerielles Parlamentsmitglied.
- ↑ Ein anderes ministerielles Parlamentsmitglied.
- ↑ Cobbett war Sergeant bei der Artillerie.
- ↑ Während der letzten sechzehn Jahre sind nach amtlichen Angaben die Straffälle in England und Wales von 3,158 d. J. auf 11,095 gestiegen
- ↑ Sir E. Wilmot, ein ausgezeichneter Rechtsgelehrter, erklärte öffentlich, daß er die Verbesserung der Gefängnisse als eine der Hauptursachen der Vermehrung der Verbrechen betrachte; da neun Zehntheile ihrer Bewohner in denselben einer sicherern und bessern Nahrung genießen, als in ihrem eigenen Hause.
- ↑ Die Errichtung von Provincialbanken, die berechtigt sind, Papiergeld (Bankscheine) auszugeben, gleich der Bank von England, etc.: im J. 1826. S. die Parlamentsverhandlungen in der „Britannia“ vom a. J.
- ↑ Ein Lieblingsthema des berühmten Parlamentsredners B. ist die Verbreitung der Aufklärung durch Verbesserung der Volkserziehung.
- ↑ Des baaren Geldes gegen Papiergeld.
- ↑ Die bekannten Vorfälle in Manchester.
- ↑ the dead-weight.
- ↑ Ein Penny gegen fünf Farthings, deren vier auf einen Penny gehen.
- ↑ That the country had been, at one time, within forty-eight hours of barter.
- ↑ Die Verpflanzung brodloser Arbeiter, namentlich Irländer, nach dem brittischen Nordamerika.