Das Abbeißen der Fingernägel

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Titel: Das Abbeißen der Fingernägel
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 307
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[307] Das Abbeißen der Fingernägel ist eine greuliche Unsitte, die man oft genug bei schlecht erzogenen Kindern beobachten kann. Man wettert allgemein gegen die Schulkinder, die das thun, aber in einem Falle huldigt man derselben Unsitte noch so allgemein, daß ein Wort dagegen angebracht zu sein scheint. Veranlassung dazu giebt uns eine Anfrage, die von einem Manne aus den sogenannten „gebildeten Ständen“ an uns gerichtet wird, ob man Kindern unter einem Jahre die Nägel abschneiden darf oder lieber abbeißen soll. Jeder vernünftige Mensch (medizinische Vorbildung ist dazu gewiß nicht nöthig) wird sich sagen müssen, daß das Abschneiden der Nägel dem Kinde zuträglicher sein muß als das Abbeißen, denn man hat doch die Schere besser in der Gewalt als die Zähne. Der Grund, warum man dem Säugling die Nägel abbeißen soll, ist auch kein gesundheitlicher, sondern findet seine Quelle im Aberglauben. Die Gefahren, welche das Abschneiden der Nägel dem Säugling bringen soll, sind nach der Volksüberlieferung folgende: In Oesterreichisch-Schlesien glaubt man, das Kind werde dadurch einfältig, im Erzgebirge, man schneide ihm dadurch das Glück ab; fast allgemein aber behauptet man, daß durch das Nägelabschneiden später in den Herzen der Kleinen eine Neigung zum Diebstahl hervorgerufen werde. Die meiste Mütter, die jetzt ihren Kleinen die Nägel abbeißen, thun es, weil sie es bei andern gesehen haben, ohne zu wissen, warum. Nützlich und appetitlich ist diese Prozedur keineswegs, und eine Mutter, die dem Kinde die Nägel abbeißt, bietet auch keinen schönen Anblick dar. Es mag ja mitunter recht bissige Frauen geben, die meisten aber werden doch besser mit der Schere schneiden können, und die abgeschnittenen Nägel werden auch besser und schöner wachsen als die oft in wunderbar zackigen Formen abgebissenen. *