Das Grassi-Museum in Leipzig

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Titel: Das Grassi-Museum in Leipzig
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aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 708
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[708 a] Das Grassi-Museum in Leipzig. Es gibt wenig Städte in Deutschland, die sich so überaus freigebiger, für das Wohl und den Glanz der Stadt bedachter Mitbürger rühmen können wie Leipzig. Der am 14. November 1880 verstorbene Franz Dominik Grassi hat der Stadt ein großartiges Vermächtnis von 2300000 Mark zur Verwendung für Annehmlichkeiten und Verschönerungen hinterlassen; der Stadt ist es dadurch möglich gewesen, das städtische Museum für bildende Kunst zu erweitern, das neue Gewandhaus zu erbauen, vor allem aber ein Museum zu gründen, welches den Namen des Geschenkgebers trägt und in erster Linie zur Aufnahme des Museums für Völkerkunde und des Kunstgewerbemuseums bestimmt ward, die beide bisher in beschränkten Räumlichkeiten untergebracht waren. Der Rat beauftragte den Baurat Licht in Leipzig mit der Ausführung des Baues, und vor einiger Zeit konnte derselbe seiner Bestimmung übergeben werden. Das Erdgeschoß des Gebäudes ist aus Rustikaquadern in dunkelgrauem Muschelkalkstein ausgeführt; das rundbogige Mittelportal des Haupteingangs zeigt als Schlußstein den Kopf der Lipsia im Hochrelief; die Schlußsteine der Fenster im Erdgeschoß sind mit Zweigen der Linde, der Pinie, der Eiche und des Lorbeers verziert. Auf dem massigen Erdgeschoß erheben sich zwei Obergeschosse, deren gemeinsame Fassade zwölf stattliche Säulen mit korinthischen Kapitälen und Postamenten aufweist; die Skulpturen darauf beziehen sich auf Völkerkunde und Kunstgewerbe. Die Säulen, welche die Fassade in schöner wirksamer Weise gliedern, tragen das Dachgesims mit einer Attika; in der Mitte der letzteren befindet sich ein giebelartiger Aufbau; den Giebel selbst schmückt die Büste Grassis. Das ganze Gebäude ist im Stil der italienischen Hochrenaissance ausgeführt. Das prächtige Treppenhaus erinnert an die Palastbauten von Genua. Graue Syenitsäulen schmücken das Vestibule; auf gleichen Säulen ruht das Treppenhaus.

Das Grassi-Museum in Leipzig.
Nach einer Aufnahme von Herm. Vogel in Leipzig.

Den Grundstock des Museums für Völkerkunde hat die kulturgeschichtliche Sammlung des Oberbibliothekars Gustav Klemm in Dresden gebildet, welcher durch den verdienstlichen Leiter des Museums, Dr. Obst, nach und nach weitere, reiche und wertvolle Erwerbungen hinzugefügt wurden. Der Rat kaufte dazu die Godeffroysche Sammlung in Hamburg aus den Mitteln der Grassischen Erbschaft. Hierzu kommen noch die Zuwendungen des Dr. Stübel, welcher ein Museum für vergleichende Länder- und Völkerkunde begründete, indem er eine Anzahl seltener Karten, 82 Oelgemälde, 2000 Photographien, Erwerbungen einer Reise in Südamerika, dem Grassi-Museum schenkte. Mit der abschließenden Anordnung war außer Dr. Obst der berühmte Besteiger des Kilimandscharo, Dr. Hans Meyer, beschäftigt. Am 18. September fand die Eröffnung der Sammlung statt. Auch dem Verein für Erdkunde wurde ein Saal in dem neuen Prachtbau eingeräumt. Das Kunstgewerbemuseum, das sich unter der Direktion des leider schon verstorbenen Bildhauers zur Straßen glänzend entwickelt hat und welches, seitdem es hier alle seine Schätze frei zur Schau stellen kann, auf die Fortbildung des Kunsthandwerks einen noch mehr als früher fördernden Einfluß ausüben wird, enthielt bei der Uebersiedelung ins neue Haus 7300 Nummern in der Textilabteilung, darunter 5000 Stück Spitzen, in der keramischen Abteilung 1350, in Metallarbeiten 3000, in Holz- und Elfenbeinarbeiten 500 Nummern. So reiche Schätze in seinem Schoße verwahrend, erscheint das Grassi-Museum als ein glänzendes Denkmal echten Bürgersinns, welcher den verstorbenen Stifter in so hohem Maße auszeichnete. †