Das Herderhaus in Mohrungen
Das Herderhaus in Mohrungen. (Mit Abbildung.) Ein niedriges bescheidenes Häuschen ist es, aus dem einer der ersten Bahnbrecher unserer klassischen Litteraturperiode hervorging. Denn der Mohrunger Kantor, Glöckner und Mädchenschullehrer Gottfried Herder, dem am 25. August 1744 ein Sohn geboren wurde, welcher die gesammte deutsche Welt durch die Macht seines Geistes und seines Wortes in Bewegung setzen sollte, war kein Krösus; seine Mittel reichten gerade hin, dem jungen Johann Gottfried eine tüchtige Bildung zu theil werden zu lassen und so den festen Grund für seine spätere Laufbahn zu legen.
Jenes Haus in dem ostpreußischen Städtchen aber ist heute noch fast genau in dem Zustand erhalten, in dem es sich zu der Zeit befand, als Herder darin das Licht der Welt erblickte; nur daß seine Vorderseite heute eine Gedenktafel schmückt, welche den Vorüberwandernden auf die Bedeutung des schlichten Bauwerks aufmerksam macht. Die Inschrift lautet: „Johann Gottfried von Herder wurde in diesem Hause geboren am 25. August 1744 und starb als Präsident des Oberconsistorii zu Weimar am 18. Dezember 1803. Ihm – dem gediegenen Schriftsteller, Dichter, Philosophen und Orientalisten – zum Andenken und der Jugend in Mohrungen zur Nacheiferung gewidmet vom Regierungsrath Lange in Breslau.“
In jüngster Zeit drohte dem Häuschen ein schlimmes Geschick. Es sollte verkauft werden und wäre wohl dem Abbruch verfallen, wenn sich nicht glücklicherweise die Stadt Königsberg ins Mittel gelegt und es angekauft hätte. So wird es denn auch künftig erhalten bleiben zum dauernden Gedächtniß des großen Mannes, der einst als Knabe hier gewandelt.