Das Jubiläum der tiroler Freiheitskämpfe
Das Jubiläum der tiroler Freiheitskämpfe.
Mit dem heurigen Jahre begann die Gedenkzeit der großen tiroler Freiheitskriege, welche Anno 1796 mit dem glücklich abgewehrten Franzoseneinfall in Südtirol ihren Anfang nahmen und erst nach vielen blutigen Kämpfen im Jahre 1813 ein glückliches Ende erreichten. In jenen Zeiten schwerer Bedrängnis haben die tiroler Schützen und Landsturmmänner in Sieg und Unglück zahlreiche neue Lorbeerblätter dem altererbten Ruhmeskranze eingefügt, und Heldenthaten, wie sie z. B. am Tage von Spinges, dann später im Jahre 1799 an der Schweizergrenze, ferner in den ersten Jahren unseres Jahrhunderts an verschiedenen Grenzpässen vollbracht wurden, sowie die Berg Isel-Schlachten von „Anno Neun“ und die Erstürmung der Mühlbacher Klause nebst den übrigen siegreichen Kämpfen des Jahres 1813 werden im Lande wohl ewig unvergeßlich bleiben. Nach altem tiroler Brauche hatte sich die Bevölkerung gleich zu Beginn der Freiheitskriege in religiöser Begeisterung, durch ein Gelöbnis zum Herzen Jesu, des göttlichen Beistandes versichert, und als nun die hundertjährige Gedenkzeit herannahte, so wurde der Jubiläumsfeier durch Erneuerung dieses Landesgelübdes zunächst ein mehr kirchlicher Charakter aufgeprägt und dementsprechend im Monat Juni in Bozen ein großes Herz Jesu-Fest veranstaltet. Die gleichzeitig geplante weltliche Jubiläumsfeier mußte wegen der durch Ableben des Erzherzogs Karl Ludwig im österreichischen Kaiserhause eingetretenen Familientrauer verschoben werden und hat nun in Form eines sehr schön verlaufenen tiroler Schützenfestes am 27. September in der Landeshauptstadt Innsbruck stattgefunden. Schon am Vortage hüllte sich die Stadt in reichen Fahnen- und Flaggenschmuck und von allen Seiten marschierten die Schützenkompagnien von Berg und Thal mit klingendem Spiele und fliegenden Fahnen in die Feststadt ein. Alle Eisenbahnzüge brachten neue Scharen, auf dem Landeshauptschießstande begannen die Stutzen zu knallen und allenthalben ertönte Musik und Gesang als Vorbeginn des mit [733] großer Spannung erwarteten Festes. Dieses selbst wurde am frühen Morgen mit Fanfarenklängen vom Stadtturm eingeleitet, wonach sich die Schützenkompagnien mit ihren Fahnen und Musikkapellen auf dem weiten Festplatze an der Innsbrucker Hauptkaserne zur Feldmesse und Fahnenweihe sammelten. Hierzu erschienen als Vertreter des Kaisers Franz Josef dessen Bruder Erzherzog Ludwig Viktor und in Stellvertretung der Kaiserin Elisabeth die Großherzogin von Toskana, Erzherzogin Alice.
Zum Beginn des Festaktes stellten sich die Träger der alten Kriegsfahnen vor dem Feldaltare auf, und der Landeshauptmann Graf Brandis heftete als Landes-Oberstschützenmeister von Tirol den vielfach zerschossenen, schlachterprobten Feldzeichen die vom tirolischen Hauptschießstande in Innsbruck gewidmeten silbernen Gedenkmünzen an.
Hierauf folgte die kirchliche Weihe des von der Kaiserin für die altehrwürdige Sturmfahne aus der Spingeser Schlacht gespendeten rotweißen Fahnenbandes, welches die Erzherzogin Alice an der Fahne selbst befestigte. Landes-Oberstschützenmeister Graf Brandis dankte für dieses kaiserliche Geschenk und übergab darauf die Fahne dem Oberschützenmeister des Landes-Hauptschießstandes Anderlau. Den Schluß dieses ersten Teiles der Feier bildete die vom Abte von Fiecht gelesene Feldmesse mit dem Gebete für das Kaiserhaus und dem allgemeinen Kirchensegen, wonach sich all die Tausende von Schützen, Musikern und Veteranen zum Festzuge [734] durch die Straßen der Stadt in Bewegung setzten. Es war ein ungemein fesselndes, lebensvolles Bild, das sich vor den Augen der Zuschauer entrollte, die auf dem ganzen Wege in dichten Massen Spalier bildeten oder an den reich dekorierten Fenstern standen und von dort aus unter allgemeinem Jubel die Schützen, Veteranen und Musiker mit duftenden Blumensträußchen und grünen Kränzen bewarfen.
Weit über zehntausend Schützen und Veteranen marschierten in fast endloser Reihenfolge im Zuge mit, die blühende Jugend, kräftige Männer mit den siegerprobten Stutzen, betagte Greise im Silberhaar, die Brust mit Ehrenkreuzen und Medaillen geschmückt, dann wieder neben den Schützen die Feldkapläne, ferner lustige Zieler in ihrem grellfarbigen Kostüm, Bergknappen, Marketenderinnen und Invaliden, kurz das tiroler Volk in Waffen, wie es seit alters die Schutzwehr des Landes gebildet hat. Da kam zuerst die stattliche Schar der Vorarlberger Schützen mit Musik und Fahnen, unter welch’ letzteren sich auch die alte Schwedenfahne befand, die im Jahre 1647 von den tapferen Bregenzerwälderinnen den nordischen Feinden abgenommen wurde. Daran reihten sich die Nonsberger und sonstigen Südtiroler mit helltönenden Fanfaren; besonders zahlreich war das Pusterthal vertreten und hier erschienen ganze Musikkapellen und Schützenkompagnien in prächtigen, farbenbunten Volkstrachten, die zum Teile selbst beim großen Bundesschießen im Jahre 1885 und auch bei der Enthüllung des Hofer-Denkmals vor drei Jahren nicht zu sehen waren. So z. B. die Musiker von Abfaltersbach mit hohen schwarzen Spitzhüten, braunen Joppen und roten Leiblen (Westen), den obligaten kurzen Lederhosen und Gürteln, oder die Schützen von Lienz in den ehrwürdigen langen Röcken mit violetten Stulpen, buntgeblümten Leiblen, blauen Strümpfen zur kurzen Hose und niedrigen Bundschuhen, die Niederdorfer und Gsieser mit roten, grün eingefaßten Jacken und halbkegelförmigen Hüten, die Leute von Bruneck und Ampezzo, von Taufers und Enneberg-Buchenstein, letztere in kurzen Fräcklein mit breiten, schmucklosen Hüten, und endlich die wackeren Schützen von Jnnichen, welche nebst den alten Kriegsfahnen eine erbeutete, dreiläufige Kanone mit sich führten. Auf die Pusterthaler folgten die Festteilnehmer aus dem Eisakthale und von der Etsch und da erregten wieder zahlreiche, besonders schöne Gruppen allgemein Staunen und Bewunderung. So hatten die Schützen von Layen, der mutmaßlichen Heimat Walthers von der Vogelweide, vier Hellebardenträger in uraltem Bauerngewande mitgebracht, welches der Alt-Lüsener Tracht aus der Brixner Gegend fast zum Verwechseln ähnlich sieht. Noch mehr aber als die grünen Jacken und weißen Halskrausen dieser vier scheinbaren Zeitgenossen des gleichfalls in der Nähe geborenen Minnesängers Oswald von Wolkenstein wurden die Kastelruther mit jubelndem Zuruf begrüßt. Diese hatten ihre ganze Musikkapelle in die ortsübliche Volkstracht des fünfzehnten Jahrhunderts gekleidet, und es war wohl nicht zu verwundern, daß die strammen Musiker vom Fuße des Schlern in ihren breiten gelben Hüten mit langen Pfauenfedern, den schwarzen, rot ausgeschlagenen Röcken und mächtigen weißen Halskrausen, weißem, rotgezierten Wams und den kurzen schwarzen Tuchhosen allgemein das größte Aufsehen erregten, um so mehr, als auch die breiten schweren Leibgürtel mit reichem Metallzierat und die weißen, rotausgeschlagenen Lederschuhe fast einzig im langen farbenprächtigen Zuge erschienen. Die Schützen von Kastelruth dagegen trugen teils die Bauerntracht des vorigen Jahrhunderts, teils die jetzt übliche Kleidung. An den drei verschieden kostümierten Gruppen aus Kastelruth konnte man deutlich den allmählichen Uebergang wahrnehmen, wie er sich in der Volkstracht vom farbenbunten Kleide der Vorzeit zum nüchternen, einfarbigen Gewande von heute vollzogen hat. Noch im vorigen Jahrhundert trug man in Kastelruth zur braunen Joppe ein rotes Leibl, Faltenstiefel und einen originellen schwarzen Halbcylinderhut; heute ist die altertümliche Joppe einer Lodenjacke mit neuerem Schnitt, das rote Leibl einer Sammetweste und der breite Gurt einer schmalen Leibbinde gewichen, während der Halbcylinder gar einem modernen weichen Hute Platz machen mußte. Nur die kurze Hose mit den Faltenstiefeln und weißen Strümpfen hat sich noch im Volke erhalten.
Neben den Schützen von Kastelruth erregten dann weiter jene von Lüsen mit dem reichen Kunstblumenschmuck auf den Hüten und den grellroten Jacken, ebenso die Leute vom Eggenthal, vom Regglberg, mit ihren langen, kanariengelben Röcken besonderes Aufsehen, ferner die schmucken Bozner und Meraner, erstere zum großen Teil in der kleidsamen Neu-Rittener Tracht, letztere in der noch allgemein üblichen, farbenschönen Kleidung des Burggrafenamtes. Einen eigentümlichen Eindruck machte die Gruppe aus dem bei Lana-Meran ins Etschland mündenden Ultenthal. Schwarze Hüte mit Krempen von geradezu riesiger Breite, schwarze Quasten, dunkle Jacken, schwarze Kniehosen, fürwahr, wenn nicht die roten Leiblen und die weißen Strümpfe gewesen wären, so hätte man glauben mögen, ganz Ultenthal befinde sich in tiefster Familientrauer. Die Schützen von Passeier führten die Andreas Hofer-Fahne im Zuge mit, und die Veteranen aus Kurtatsch-Tramin, vom südlichsten deutschen Bezirke des Landes, thaten sich, nebst ihren alten zerschossenen Fahnen, besonders viel auf eine Kriegstrommel zu gute, die ihre Vorfahren den Franzosen vor hundert Jahren abgenommen hatten.
Auch die Oberinnthaler von Ried bis Reutte und herab nach Zirl waren sehr stark beim Feste vertreten; allen voran glänzten die wackeren Männer von Jnzing in ihren prachtvollen weinroten Röcken und den breiten gelben Hüten; sie paradierten auch diesmal wieder mit dem in der Berg Jsel-Schlacht erbeuteten französischen Legionsadler. Die Schützen aus Paznaun schwenkten eine eroberte bayrische Fahne im Zuge, die Leute von Telfs konnten mit Stolz die goldene Ehrenkette zeigen, die ihnen Kaiser Leopold I. nach Abwehr des kurbayrischen Einfalls im Jahre 1703 verliehen hatte. Außerordentlich zahlreich waren die Wippthaler und Stubaier erschienen; erstere stellten die Musikkapellen von Matrei und Steinach in den charakteristischen rot-violetten Röcken, letztere entsendeten aus den verschiedenen Thalgemeinden ein ganzes Scharfschützen-Bataillon mit einem bäuerlichen Major zu Pferde nach Innsbruck. Unweit vom Galawagen der beiden Landes-Oberstschützenmeister von Tirol und Vorarlberg wurde von einem stämmigen Fähnrich die mit dem Bande der Kaiserin geschmückte Spingeser Sturmfahne getragen. Vom Unterinnthal bildeten außer der Bergknappen-Kapelle von Hall die Partisanenträger von Thaur und noch mehr die Senseler von Volders besonders interessante Gruppen, welche allenthalben mit hellem Jubel begrüßt wurden. Die auf unserem Bilde der Fahnenweihe im Vordergrunde ersichtlichen Partisanenträger von Thaur erinnern in so mancher Hinsicht an die Volkstracht von Alt-Kastelruth, so daß die beiden Gruppen mehrfach verwechselt wurden. Die Senseler hatten als alte tiroler Kriegsmusik ihre Schwögel (eine Art Querpfeife) und Trommel an der Spitze, und dahinter marschierten nebst einer Wippthalerin mit schmucker Fazelkappe die verwitterten Mannen mit Sensen und Morgensternen, uralten Hellebarden und Heugabeln, sogar eine mit rostigen Eisenreifen umspannte Holzkanone aus den Freiheitskämpfen war in der Gruppe bemerkbar, welche überhaupt als ein prächtig gelungenes Bild vom „letzten Aufgebot“ sich präsentierte. Man fühlte sich wundersam angemutet beim Anblick dieser wetter- und sturmharten „Mander“; es schien, als wären sie dem Grabe von Spinges entstiegen, wo ihre Vorfahren mit dem Schützenhauptmann Reinisch, dem „Senseler“, an der Spitze sich in die französischen Bajonette stürzten, um den Tirolern aus der feindlichen Umklammerung freie Bahn zum Siege zu brechen. Reinisch, „der Senseler“, fiel dabei als tirolischer Winkelried von elf Stichen durchbohrt und Dutzende von Landsleuten fanden mit ihm den Tod, aber sie alle waren von feindlichen Leichen rings umgeben; Stutzenkolben und Sensenwaffen hatten blutige Arbeit gethan. – Aehnlich konnten auch viele der Schützenkompagnien im Zuge auf Heldenthaten ihrer Vorfahren zurückblicken, so z. B. die Männer von Hall und Schwaz, dann die Kitzbichler, Kufsteiner und Zillerthaler, sowie die Alpacher und Wildschönauer in ihren Spitzhüten und schweren Lodenröcken. Der Schützenbund von Jenbach-Achenthal führte eine Trommel mit sich, die im Jahre 1799 bei Verfolgung der aus dem Lande zurückgeschlagenen Franzosen in Graubünden erbeutet wurde, während die Musikkapelle von Hötting einen Tambourstab besitzt, der aus dem Schaft einer beim Sturm auf die Jnnsbrucker Jnnbrücke eroberten französischen Standarte angefertigt wurde. –
Eine ganze Stunde lang brauchte der Festzug zum Vorbeimarsch an der kaiserlichen Burg, auf deren Altane Erzherzog Ludwig Viktor und Erzherzogin Alice die begeisterte Huldigung der Schützen und Veteranen in freundlichster Weise entgegennahmen. Im ganzen konnte der Beschauer an 70 Musikkapellen zählen und der Schützenfahnen waren es nicht weniger als 244, von denen [735] mehr als 50 die Feuerprobe bei den verschiedenen feindlichen Angriffen auf das tiroler Land in alter und neuerer Zeit mit allen Ehren bestanden haben.
Nachmittags entwickelte sich sodann auf dem neuerbauten Landes-Hauptschießstande ein äußerst reges Leben und Treiben. Das war ein Geknatter wie in den Zeiten der Freiheitskriege, dazu die hellen Juchzer und Musikklänge allüberall, am Schießstande wie in den Straßen und Gasthäusern der Stadt! Das war ein Volksfest im vollsten Sinne des Wortes, dem das so herrlich gelegene Innsbruck mit seinem prachtvollen Gebirgspanorama einen würdigen und charakteristischen Rahmen verlieh. Die fröhliche Menge, die in seinen Straßen auf und ab wogte, glänzte und schillerte in allen Farben. Das bot dem Auge des Beschauers wiederum einen neuen Reiz, denn zu den markigen Männergestalten, die man erst vor kurzem in dem Festzuge bewundert hatte, gesellten sich die schmucken tiroler Frauen und Mädchen in ihren so abwechslungsreichen und so malerischen Trachten. Aus dieser reichen, fast unerschöpflichen Fülle anziehender Volkstypen konnte unser Zeichner nur einige wenige herausgreifen. Wir führen sie in dem Gruppenbilde auf S. 733 unseren Lesern vor. Die meisten von ihnen waren selbstverständlich im Festzuge vertreten und sind auch in der obigen Schilderung desselben eingehend gewürdigt worden.
Zahlreiche Festgäste besuchten das Andreas Hofer-Denkmal auf dem Berg Jsel und Tausende strömten auf dem Ausstellungsplatze zur Besichtigung des Kolossalpanoramas der vierten Berg Jsel-Schlacht zusammen. Dieses Panorama wurde vor wenigen Monaten von den Malern Diemer, Burger, Flaucher und Niedermaier fertiggestellt und, wie von vielen anderen, so auch von Erzherzog Ludwig Viktor bei seinem Besuche als das schönste Schlachtenpanorama bezeichnet, das er bis jetzt gesehen habe. Der Beschauer des imponierenden Rundbildes hat seinen Standpunkt hoch oben am Abhang des Berges, und von dort aus entfaltet sich eine herrliche Rundschau über die Stadt Jnnsbruck, den Jnnfluß und die im Schimmer der Abendsonne strahlenden Berge ringsumher, während thalauf und thalab die letzten Kämpfe des denkwürdigen Schlachttages wüten. Von der Ebene herauf stürmen unter persönlicher Führung des Marschalls Lefebvre in Massen die feindlichen Scharen vor, die Kanonen auf den Feldern von Wilten glaubt man förmlich donnern zu hören und dahinter steht die bayrische Kavallerie zur Attacke bereit, während die Tiroler oben an den Höhen den Angriff in blutigem Handgemenge zurückschlagen und die Bauernhöfe im Bereiche des Kampfgebietes in Flammen aufgehen. Mitten im Handgemenge stürmt Pater Haspinger, der „Rotbart“, mit hocherhobenem Kreuze den Feinden entgegen, indes auf einer nahen Anhöhe Andreas Hofer selbst die Abwehr des letzten verzweifelten Ansturmes leitet und Speckbachers Scharen tief unten im Thale die Brücke am Ausgange der Sillschlucht erstürmen. Von besonderem Effekte erweisen sich auf dem Kolossalrundgemälde naturgemäß die malerischen, farbenprächtigen Volkstrachten der Tiroler, und gerade in dieser Hinsicht steht das Panorama der Berg Jsel-Schlacht wohl einzig da unter all den vielen sonstigen Schlachtenpanoramen, auf welchen die immer wiederkehrenden Uniformen der Soldaten doch schließlich etwas ermüdend auf den Beschauer einwirken müssen. Diese schönen charakteristischen Trachten! Ja, in ihnen besitzt das tiroler Volk herrliche Schätze, die, schon halb verloren, nun mit Sorgfalt dem Lande wieder erhalten werden. Seitdem vor ungefähr drei Jahren das in Innsbruck konstituierte „Komitee zur Erhaltung der Volkstrachten in Tirol“ einen warmen Aufruf zur Wiedereinführung des alten Bauerngewandes erließ und dann sich auch redlich bemühte, durch Aufbringung von Geldmitteln zu diesem Zwecke die Sache zu fördern, seitdem hat sich wieder vieles zum Bessern gewendet. Allenthalben werden die alten, halbvermorschten Kostüme aus Kasten und Truhen hervorgeholt, aufgefrischt, und nach den besten Mustern neue Trachten angeschafft. Musikkapellen und Schützenkompagnien legen die halbstädtischen, oft höchst geschmacklos-phantastischen Uniformen ab und kehren zur Lodenjoppe und Lederhose der Altvordern zurück; die Folgen dieser lobenswerten Bestrebungen haben sich bei dem so schön verlaufenen Jubiläums-Schützenfeste in einer jede Erwartung übersteigenden Weise gezeigt und es ist deshalb die Hoffnung vollauf berechtigt, daß die alten tiroler Trachten dem Volke wirklich erhalten bleiben gleich dem kernigen, wehrhaften Sinn, von welchem der Dichter singt: <poem> „Von gleichem Eisen sind ja noch Die Jungen wie die Alten; Tiroler Adler, lebe hoch! Du wirst den Kranz behalten.“