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Das Neuberhaus zu Laubegast

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Textdaten
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Autor: G. S.-P.
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Titel: Das Neuberhaus zu Laubegast
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 148
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[148] Das Neuberhaus zu Laubegast. (Mit Abbildung) In dem nahe bei Dresden gelegenen Laubegast ist vor kurzem ein kleines baufälliges Häuschen abgetragen worden, das die Bedeutung einer Sehenswürdigkeit hatte, das Neuberhaus, wie es unsere Abbildung zeigt. Die Inschrift: „Hier starb Caroline Neuber am 30. Nov. 1760“ war über der Thür auf einer Tafel zu lesen. An den Namen der „Neuberin“, deren Geburtstag sich am 9. März d. J. zum zweihundertstenmal erneut, knüpfen sich glanzvolle Erinnerungen der deutschen Theatergeschichte. Das große Reformwerk, das um die Mitte des vorigen Jahrhunderts aus dem Theater in Deutschland ein Institut nationaler Kunstpflege machte, befähigt, dem Genius Lessings, Schillers, Goethes würdig zu dienen, hatte in dem energischen Geist dieser bedeutenden Frau den erfolgreichsten Pionier. In einer Zeit, da – wie Schiller später klagte – keines Mediceers Güte der deutschen Kunst lächelte, da auf den deutschen Hoftheatern nur italienische Opern- und französische Schauspieltruppen gesehen wurden, die deutsche Volksbühne aber vom Possenreißer beherrscht war, gelang es der Neuberin, die ersten Schauspielkräfte der Nation zur Gestaltung von Aufführungen zusammenzufassen, welche der deutschen Bühnendichtung das Interesse der Gebildeten eroberten. Mit ihrer Truppe, in der sie auch als hervorragende Schauspielerin wirkte und für welche sie das Privileg von „churfürstlich sächsischen Hofkommödianten“ erwarb, trat sie in Leipzig in den Dienst der Bestrebungen Gottscheds, durch Anlehnung an die Muster des klassischen Dramas der Franzosen das deutsche Schauspiel der herrschenden Flachheit und Regellosigkeit zu entreißen. Aber auch Lessings junger Feuergeist, der wiederum gegen diese Nachahmung kämpfte, erhielt durch die Neuberin nachhaltige Förderung, seine Jugenddramen kamen durch sie zuerst auf die Bühne. Der Entartung des deutschen Volksstücks zur Hanswurstiade gebot sie anderseits ein gebieterisches Halt und durch die bekannte „Verbrennung des Hanswursts“ auf ihrer Bühne erklärte sie symbolisch, daß die von ihr gepflegte Kunst Höheres erstrebe, als das Publikum lachen zu machen.

Das Neuberhaus in Laubegast und das Portrait von Karoline Neuber.

Aber trotz des Beifalls und Erfolgs, den sie mit ihrer Truppe nicht nur in Leipzig und Dresden, sondern auch in vielen anderen deutschen Städten errang, war ihr Lebensweg dornenvoll, und es war ihr nicht vergönnt, die Saat reifen zu sehen, die sie ausgesät. Ihr Schicksal ist schon früher in der „Gartenlaube“ Gegenstand ausführlicher Darstellung gewesen. Am 9. März 1697 zu Reichenbach im sächsischen Vogtland als Tochter des Gerichtsinspektors Weißenborn geboren, hatte sie die Heimat preisgegeben, um ihrem Beruf zu folgen. Als Gattin des Schauspielers Neuber fand sie in diesem nur eine geringe Stütze bei der Durchführung ihres kühnen Unternehmens, zu welchem die eigene Kunstbegeisterung sie drängte. Der Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs und das Elend, das er heraufbeschwor, führten zur Auflösung ihrer Truppe. Das Bombardement von Dresden 1760 überraschte sie als trauernde Witwe, ohne Mittel und sichere Unterkunft. Krank und elend mußte sie fliehen; ihr Arzt, Dr. Loder, wollte sie bei einem Bekannten in Laubegast unterbringen. Doch fand sie in dessen Hause nicht die erwartete Aufnahme. Die Gastlichkeit eines Bauern, Georg Möhle, verschaffte ihr dann in den ihm gehörigen Häuschen am Elbufer das letzte Asyl. Hier fand die einstmals so Gefeierte nach schweren Leidenstagen einen einsamen Tod. Im nahen Leuben wurde sie beerdigt. Lange blieb ihr Grab unbeachtet, 1852 widmeten ihr dann Mitglieder des Dresdner Hoftheaters eine Gedächtnisfeier, deren Ertrag zur Ausschmückung des Grabes benutzt ward. Auch in Laubegast ward ihr ein Denkstein errichtet. Das rührendste Erinnerungszeichen aber, das „Neuberhaus“, ist nun geschwunden und hat der „Neuberterrasse“ Platz gemacht, auf welcher der Besitzer des benachbarten Gasthofs zur „Stadt Amsterdam“ die Gedenktafel, die sich über der Thür des Häuschens befand, angebracht hat. Man hat von dieser Terrasse eine prächtige Aussicht über die Elbe auf die Pillnitzer Höhen und die Sächsische Schweiz. G. S.–P.