Das Reiterlein
Das Bächlein nimmt nach der Loire den Gang,
An beiden Seiten
Auf und ab, die Ufer entlang
Spähn sie und reiten.
„Bon jour! meine Herrn!“
Grüßt keck eine Stimme.
Ein feurig, unbändig Reiterlein
Springt ab behende,
In beide Gelände:
„Groß ist der Sonne Glut –
Herrn, meint Ihr’s gut,
Schafft eins zu trinken!“
Von verschiedener Helle,
Der: schäumender Champagnerstrahl
Der andere: Purpurwelle –
„Katholik? Calvinist?
Er schlürft aus beiden Bechern.
„Mit streitender Theologie
Mach’ ich mir nichts zu schaffen,
Den Guisen überlaß ich sie,
Pred’gerrock? Meßgewand?
Stich und Schuß! Mord und Brand!
Ins Meer geschwemmte Leichen!
Ihr setzt Euch rittlings auf die Bank
Und ruft nach Wein und bürstet!
Zug und Schluck! Schluck und Zug!
Noch ein Trunk! Nie genug!
Genießt Ihr wonn’ge Minnelust
Nach Dogmen oder Schulen?
Kost alle nicht Ihr Brust an Brust
Mit Euren trauten Buhlen?
Schwört Ihr nicht? Lügt Ihr nicht?
Die Einen wie die Andern.
Drum lassen wir auf sich bestehn
Die Lehren die uns trennten,
In allen Elementen:
Erntefest! Winzertanz!
Aehrenkranz! Traubenkranz!
Feldruhm und edle Waffen!
Rundum und setzt Alles in Flammen:
Frankreich hoch! Freudetag!
Heut wächst es zusammen!
Sie springen ins Wasser, sie waten im Fluß,
Sie fallen sich all in die Arme.
Sie alle wie alte Bekannte.
„Wie aber, Herren, steht es,“ scherzt
Alles her! Fleisch oder Fisch!
Ihr seid geladen heut zu Tisch
Bei Heinrich von Navarra.“