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Das Schloß in Bernburg

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Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Das Schloß in Bernburg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 45, 51
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[45]

Das Schloß in Bernburg vor dem Brande am 6. Januar 1894.
Nach einer Originalzeichnung von O. Günther-Naumburg.

[51] Das Schloß in Bernburg. (Zu dem Bilde S. 45.) Das alte Schloß zu Bernburg, das am 6. Januar der Schauplatz eines so tragischen Brandunglücks geworden ist, stammt zum Teil aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts und erhielt im 16. bis 18. Jahrhundert die Gestalt, die es im wesentlichen bis zu dem Tage der zerstörenden Feuersbrunst zeigte. Wie ein Märchenschloß ragte es mit den vielen Giebeln, Türmen und Erkern über die bewaldeten Terrassen empor und die mannigfache Gliederung und abwechslungsreiche Bauart verlieh ihm besonders vom gegenüberliegenden Ufer der Saale aus einen geradezu bezaubernden Anblick. Der Weg zur Burg führt neben der Saale entlang an einer schroffen Mauer vorüber stark ansteigend bis zur Zugbrücke. Von dieser blicken wir hinab in den Burggraben, den sogenannten „Bärgraben“, in dem noch als Wahrzeichen der Stadt zwei Bären gehalten werden. Den Eingang zum Burghof bewacht ein alter viereckiger hoher Turm, der mit den angrenzenden Bauten den ältesten Teil der Burg bildet. Gegenüber liegt der Hauptbau, das „lange Gebäude“ genannt: an dieses schließt sich nach der Saale zu der Christiansbau an, während sich nach der Stadtseite zu der dicke runde Burgfried erhebt. Er ist mit dem „langen Gebäude“ nur durch einen schmalen Brettergang verbunden und stand früher frei im Burghof. Das Volk nennt ihn den „Eulenspiegel“, und eine Sage erzählt, daß der lustige Vogel dieses Namens hier lange Zeit Turmwächter und Bläser gewesen sei, wovon der Turm seinen Namen bekommen habe. Er hat ein hohes Alter und mag wohl manchem prunkenden Turnier da unten auf dem Platze und manchem lustigen Zechgelage, aber auch manchem harten Strauß, der sich vor seinen Mauern abspielte, zugeschaut haben.

Das Schloß ist von dem Herzog von Anhalt vor einiger Zeit an den Kreis Bernburg verkauft worden. In den von der Kreisverwaltung eingenommenen Amtsräumen im mittleren Teil des Schlosses ist das Feuer zum Ausbruch gekommen, dem zwei Menschenleben, der Kreisdirektor Hagemann und sein Kutscher Könnecke, so jäh zum Opfer gefallen, sind.