Das Schmücken der Havelkähne zu Pfingsten

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Textdaten
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Autor: N.
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Titel: Das Schmücken der Havelkähne zu Pfingsten
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 21, S. 345, 356
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Frühjahrsbrauch in Caputh
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[345]

Das Schmücken der Havelkähne zu Pfingsten.
Nach einer Originalzeichnung von W. Pape.

[356] Das Schmücken der Havelkähne zu Pfingsten. (Zu dem Bilde S. 345.) Dem Frühling bleibt nirgendwo mehr zu thun übrig als in der sandigen Mark, die zur Winterszeit schmucklos wie kein anderer deutscher Gau daliegt. Aber dafür weiß man ihm hier auch lebhafteren Dank denn irgend sonstwo, und unzählig sind die hübschen, beziehungsreichen Gebräuche, mit denen sein Einzug und sein Triumph gefeiert werden. Die meisten verleugnen ihren wendischen Ursprung keinen Augenblick. Sleipnirs, des starken Gottes, geschmücktes, mit Blumen und Bändern umwundenes Roß spielt noch überall – wenn auch den Festteilnehmern unbewußt – seine Rolle; Wettrennen zu Pferde, feierliche Umzüge mit bunt herausstaffierten Puppen in Lebensgröße sind noch in vielen Ortschaften beliebt. Die christliche Kirche hat es verstanden, diese unausrottbaren Gebräuche in ihren Dienst zu stellen. Womit die Altvorderen den vollendeten Sieg des Frühlings begrüßten, damit erhöhten ihre zum Christenglauben bekehrten Enkel den Glanz des lieblichen Pfingstfestes. Einen dieser anmutvollen Bräuche zeigt uns heute der Künstler im Bilde. Wenn man in den Pfingsttagen an der seenreichen Havel entlang wandert und sich dem Dorfe Caputh, dem Schiffahrts- und Handelsemporium dieser Gegend, nähert, winken einem fröhlich hundert bunte Flaggen und Maienbüsche aus der Höhe ein Willkommen. Capuths „Hafen“ mit seinem starken Durchgangsverkehr – gewaltige Ziegeleien befinden sich in der Umgegend und versorgen die Hauptstadt – wimmelt um diese Zeit von den plumpen, aber solid gebauten und tragfähigen Steinkähnen, und darunter ist keiner, dessen Mastspitze nicht der Birkenbusch krönte. Der „kleine Hydriot“, der sich bereits werkeltags auf Vaters Fahrzeug nützlich zu machen weiß, hält es für seine Ehrenpflicht, durch den feiertägigen Schmuck des „Baumes“ alle Kameraden zu übertreffen. Und während die Kirchenglocken übers Gelände rufen und die frommen Alten zum Hause des Herrn ziehen, opfert die Jugend, ohne es zu wissen, der gestürzten, längst vergessenen Gottheit. Das Band, mit dem sie flatterndes Birkengrün an den Masten befestigt, und das farbige Fahnentuch verknüpfen mit der goldenklaren Gegenwart dieses Pfingstmorgens alte Wunder und Träume ferner grauer Vergangenheit. N.