Das deutsche „Theater Paradies“ in Moskau

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Titel: Das deutsche „Theater Paradies“ in Moskau
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aus: Die Gartenlaube, Heft 46, S. 819–820
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[819] Das deutsche „Theater Paradies“ in Moskau, dessen Bild wir unseren Lesern auf Seite 820 vorführen, ist am 10. Oktober von den Spitzen der Behörden und den hervorragendsten Vertretern der deutschen Gesellschaftskreise mit einem allegorischen Festspiel von A. Linde: „Der Einzug der deutschen Muse in Moskau“ und einer Aufführung von Schiller’s „Wilhelm Tell“ eröffnet worden. Das Theater ist eine neue Heimstätte, welche sich die deutsche dramatische Kunst im Herzen Rußlands, in Moskau, begründet hat, nachdem sie bereits seit 1882 alljährlich dort Triumphe gefeiert. Nicht zum kleinsten Theile wurden ihr diese von der russischen Gesellschaft bereitet; mit seltener Einmüthigkeit haben die berufensten Kritiker (wir nennen z. B. Professor Juriew von der Moskauer Universität) der heimischen Bühne die deutsche als leuchtendes Vorbild bezeichnet, da sie mit Recht stets das Ideale hochhalte, während jene dem Realismus zu große Zugeständnisse mache.

Das unbestreitbare Verdienst, der deutschen Muse in Moskau Geltung verschafft zu haben, gebührt dem Direktor Georg Paradies. [820] Obschon sein erstes Theater trotz aller Vorkehrungen gegen Feuersgefahr bei dem Brande der großen Passage ebenfalls von dem verheerenden Elemente ergriffen und zerstört wurde und ihn nach einem Jahre das gleiche Unglück zum zweiten Male traf, fand er doch den Muth, ein eigenes Haus zu bauen, bei dem ihm die Unterstützung eines hohen Gönners, des Fürsten Schachowskoi-Glebow-Strechnew, zu Theil wurde. Der Energie und Tüchtigkeit seines Direktors dankte das Moskauer deutsche Theater bisher stets ein vorzügliches Ensemble.

Selbstverständlich erfreut sich Direktor Paradies großer Beliebtheit und Sympathie bei der deutschen Kolonie, besonders da von ihr kaum irgend ein patriotisches Fest ohne seine und seiner Mitglieder uneigennützige Mitwirkung gefeiert wurde, und derselbe in sechzehn Wohlthätigkeitsvorstellungen – mochten sie nun von Deutschen oder Russen ausgehen – gegen 18 000 Rubel zu ihren Zwecken bestimmte. So war auch Paradies seiner Zeit der erste Theaterdirektor, der den Ueberschwemmten am Rhein 1000 Rubel mit einer Vorstellung von Freytag’s „Journalisten“ zuführte.

Das neue deutsche Schauspielhaus, für welches auch deutsche Opernaufführungen in Aussicht genommen sind, ist ein durchaus massiver Bau mit Eisenverspreizungen, die Facade im alterthümlichen russischen Stil (des 16. Jahrhunderts), das Innere hellgrün mit Vergoldung im Stil der Renaissance. Es hat vier Logenreihen und faßt 1600 Besucher.

Das deutsche Theater in Moskau.