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Das elektrische Licht im Dienste der Photographie

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Das elektrische Licht im Dienste der Photographie
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 168
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[168] Das elektrische Licht im Dienste der Photographie. Die Sonne, bisher das Symbol und Wappenbild der Photographen, läuft Gefahr, einen Concurrenten im elektrischen Lichte zu erhalten. Es ist bekannt, daß man seit langen Jahren in den Pyramiden, Katakomben und Grottentempeln Aegyptens, Indiens und Europas, sowie in Höhlen und Bergwerken photographische Aufnahmen bei elektrischem oder Magnesiumlichte bewirkt hat, die in ihrer Art sehr effectvoll waren. Für Portraitaufnahmen eignete sich das Verfahren insofern wenig, als diese künstlichen Beleuchtungsmethoden doch nur einen Bruchtheil der Sonnenhelligkeit erreichten und zu lange Sitzungen erforderten. Wer nun aber weiß, wie schwer es den meisten Personen wird, auch nur die wenigen Secunden, die bisher erforderlich waren, „stillzuhalten“, der begreift, daß die Portraitaufnahme bei elektrischem Lichte erst nach Erfindung der viel empfindlicheren Gelatine-Trockenplatten in die Praxis eingeführt werden konnte. Aber seit mehreren Jahren bereits bewirken die Photographen van der Weyde in London und Levitzky in Petersburg, woselbst sich die Sonne oft wochenlang hinter Wolken und Nebel verbirgt, Aufnahmen bei elektrischem Lichte, und die Maskenbälle haben einen neuen Reiz dadurch erhalten, daß ein Photograph in einem Nebencabinet ein mit elektrischen: Lichte erhelltes Atelier aufschlägt, um Einzelnpersonen und Gruppen in ihren phantastischen Trachten alsbald zu verewigen. Kürzlich ist nun auch in Berlin durch den Photographen van Ronzelen ein derartiges Atelier eröffnet worden, in welchem bis in die späte Nacht hinein, völlig unabhängig von Nebel und Sonnenschein, Aufnahmen bewirkt werden. In großen Städten giebt es Personen genug, die bei Tage schlechterdings nicht die Zeit gewinnen können, um sich photographiren zu lassen. Außerdem kann das elektrische Licht im Winter beim Copiren gute Dienste thun; man weiß ja, welche Noth die Photographen zur Weihnachtszeit zu haben pflegen, um durchreisenden oder verspäteten Bestellern ihr Dutzend Bilder in kurzer Frist zu liefern; das mit einer elektrischen Lampe ausgestattete Atelier kann dagegen Tag und Nacht copiren ohne Unterbrechung. In dem genannten Berliner Atelier (Friedrichs-Straße 60) dient zur Erzeugung des elektrischen Stromes im Keller des betreffenden Hauses – das Atelier befindet sich nicht mehr zum Schrecken. der Corpulenten fünf Treppen hoch auf dem Dache, sondern im ersten Stock – eine Siemens’sche elektrodynamische Maschine, welche durch eine Gasmaschine in Bewegung gesetzt wird. Starke Drähte leiten den Strom in die an der Decke des Ateliers aufgehängte Lampe, deren Licht aber nur, wenn sogenannte „Rembrandt’sche Effecte“, das heißt starke Lichter und Schatten gewünscht werden, unmittelbar auf die zu photographirenden Personen oder Gruppen fallen darf. Für gewöhnliche Aufnahmen, die den bei Tageslicht bewirkten nicht nachstehen, wird reflectirtes Licht benutzt, das einem milden Tageslichte gleichkommt und mittelst eines überallhin drehbaren Hohlspiegels nach jeder Richtung geworfen werden kann.