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Das goldne Lamm

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Das goldne Lamm
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 209–210
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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234) Das goldne Lamm.
Brandner, Lauenstein. Lauenst. 1845. 8. S. 323 sq.

Im Dorfe Fürstenwalde lebte vor langer Zeit ein Häusler, Namens Bär (ob der vorige?), bei dem seit vielen Jahren jährlich ein Fremder, angeblich ein Italiener, einkehrte, sich mehrere Wochen aufhielt und in dem Flußbette der Müglitz in der Gegend vom Kratzhammer abwärts bis an das sogenannte Löwenbrückchen Goldkörner und im Schlottwitzgrunde edle Steine suchte. Seine Bemühungen wurden jedesmal von reichem Erfolge gelohnt, er bezahlte stets seinen Wirth reichlich, doch endlich sagte er einmal bei seiner Abreise, er werde nun nicht wieder hierher kommen, wohl möge ihn aber Bär in seiner Heimath besuchen, wozu sich schon Gelegenheit finden werde. Nach länger als Jahresfrist erhielt nun Bär von seinem frühern Gaste die Nachricht, er solle nach Teplitz kommen und sich daselbst auf der Post melden, für sein Fortkommen und Beköstigung sei gesorgt. Bär macht sich auf den Weg, findet Alles wie angegeben und gelangt endlich in den Wohnort seines Freundes. Da er jedoch der Sprache nicht kundig ist, hat er große Mühe, die Gasse und das Haus zu finden, wo sein Gastfreund wohnen sollte, trotzdem daß ihm die Nummer desselben angegeben war. Endlich nach langem Suchen findet er dieselbe, aber das Haus scheint ihm weit größer und prächtiger, als er sich gedacht hatte, er tritt [210] jedoch ein, um sich zu erkundigen, weil er aber in seiner schlechten gewöhnlichen Kleidung war, so ward er von einem ihm entgegenkommenden Bedienten, der ihn für einen Bettler hielt, aus dem Hause hinausgewiesen. Wie er nun nicht weiß, was er anfangen soll, hört er auf einmal aus dem genannten Hause eine bekannte Stimme rufen: „Vater Bär bist Du’s?“ und gleich darauf erscheint zu seiner großen Freude sein alter Freund. Dieser nimmt ihn sehr gut auf, allein Bär kann sich lange Zeit mitten unter der Pracht und Herrlichkeit, die ihn umgiebt, gar nicht zurecht finden, endlich führt ihn jener, als er sich zum Abschied anschickt, in ein Cabinet, welches seine Schätze enthielt, und bittet ihn, unter mehreren dort aufgestellten, aus dem reinsten Golde gegossenen Figuren, sich eine zum Andenken mitzunehmen, da sie aus den Goldkörnern seien, die er in seiner Heimath gesammelt habe. Bär wählt nach langem Zureden ein goldnes Lamm und langt damit, so wie mit einer kleinen Summe Geldes, welche ihm sein Freund noch aufgedrungen, glücklich wieder in seiner Heimath an. Die Kunde von diesem goldnen Lamme gelangt bald zu dem damaligen Herrn von Lauenstein und durch diesen wieder an den Churfürsten, der Bär’n durch Zusagung einer kleinen jährlichen Leibrente dahin hat vermögen lassen, ihm dieses ebenso kostbare als kunstreich gearbeitete Stück abzutreten, worauf es dann in die churfürstliche Kunstkammer gekommen ist, allein hier scheint es verloren gegangen zu seyn.