De Brügg bi Slemmin

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Textdaten
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Autor: Ernst Moritz Arndt
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Titel: De Brügg bi Slemmin
Untertitel:
aus: Mährchen und Jugenderinnerungen. Zweiter Theil. S. 29–32
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1843
Verlag: G. Reimer
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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De Brügg bi Slemmin.

Ick mütt bi disser Gelegenheit ook noch vörtellen van der Brügg in dem Slemminer Holt, wo de Weg nah Zornow utlöpt. Då geit dat går wunnerlich to; wo menniger stolter Rüter hett sick dår den Sand vam Pels schüddeln müßt! Denn jede Kreatur weet dårüm un wåhrschuwt, datt et då nich richtig is. As ick een Jung van viertein föftein Jåhren was, hödd ick de Koi bi dem Holländer to Slemmin un drew oft int Holt, un wenn ick ook dem wilden Jäger sine Hund hett hedd, keen Kalf hedd ick achter de Sünn äwer de Brügg kregen. Dårüm steit då herüm ook jümmer dat schönste un längste Gras, denn dat Veh müßt den Verstand verlåren hebben, dat då mit egnem Willen gräsen gahn wull, un ick glöw, keen dummer Dreihhals van Schaap edder Goos würd då een Halmken anrühren. Un wer des Nachts äwer de Brügg föhren edder riden mütt, o Herre Jemerus! wat kost’t dat oft vör Künst un Sprüng! un wo snuwen de Perd un zittern un daddern un bäwern vör Angst, datt se äwer de behexte Brügg schälen, un scheten up der Brügg in de Knee un laten den schumigen Sweet vam Liwe drüppeln, as hedden se een paar Mil im Galopp lopen, edder as [30] wenn se in de Lüchting van Kanonen springen schullen. De Minsch alleen wett nicks dåvon, wenn se em’t nich vörtellt hebben edder wenn he nich in der Nacht kümmt un de Ulen und Kraihen in so dickem Swark üm de Düwelsbrügg flegen. Un ditt is de Geschicht van der Brügg:

In Zornow was eene smucke Dern, eenes Schepers Dochter, de hedd sick dreimal vörjumfert un jedesmal ehr Kind ümbröcht, un de drei Kinder in dem Graben bi der Brügg in de Erd steken. Äwerst achter dem drüdden Kinde is de Satansundhad utkamen, un se hebben de Dern nahmen un se in eenen Sack dhan un bi der Brügg in dem Graben vörsöpt, un hebben de Lik van der armen Sünnersche bi ehren Kindekens ingraben. Äwerst wat künn tüschen dissen Vördrag wesen? Un’t is dårnah eene dulle un wilde Wirthschaft worden, datt den Lüden de Haar to Barg stahn sünt, so hebben sick de flegenden un klagenden Geisterken van den Kindekens föhlen un vörnehmen laten. Un wer in dem Holte wat to dhon hett, dem will ick nich raden, datt he sick lang nah Sünnenunnergang edder vör Sünnenupgang då betrappeln lett. Dat piept un flüstert un wispelt un tutet un hült då denn de ganze Nacht dörch, as wenn Katten Hochtid hollen edder lütte Kinder quarren, un Ulengequiek un Kraihengeschrei klingt jümmer dåtüschen. Denn in eener hollen Eek äwer der Brügg sitt Dag und Nacht eene olde Ul, un dat is de arme Schepersdochter, de in disser Welt keene Rauh findt. Un des Nachts mütt se jümmer hen un her flegen van Boom to Boom un van Twig to Twig un schreien un quiken, datt eenem de Håar up dem Kopp [31] susen, un drei junge Ulen uhuen un flegen jümmer achter ehr her, un dat sünt de drei Kinder, de se vermordt hett. Äwerst tüschen Twelw un Een då geit et erst recht lustig, un Gott gnade dem, de denn äwer de Brügg mütt. Denn hett sick dat ganze Ulenrik tosam vörgadert, un se maken eene Musik in der Luft, wornah dat ganze düwelsche Heer in der ersten Mainacht danzen künn; un een hungriger Wulf mit glönigem Rachen steit an der Eck un hölt eene Baßviol tüschen den Beenen un speelt lustig up, un Vöss un Katers un Mårten, Ilken un Wesel un anner deefsches Nachtgesindel danzt dåto. Ick hew’t nich sehn, äwerst de Smitt in Slemmin hett’t sehn. De is mal darunner geraden, un he was äwen nich up Gotts Strat, denn he hedd de Äx up’m Nacken un wull sick eene junge Eek hauen. Den hebben se terreten und terzust – hast du mir nicht gesehen – un so is he to Huse kamen ganz terkraßt un verbaast, un sine Oldsche hett em drei Weken eene Kindersupp kaken müßt: so hedden de Satansgesellen den armen Schelm afängstigt. Dat is äwerst wiß un wåhr, wat ick van den Koien un Perden vörtelld hew, un keen ordentlich un christlich Deerd un Vagel, de van Gott weet, geit an de Eek edder sett’t sick då herüm. Ick hew all min Dag keenen Vagel in ehren Twigen singen edder zirpen hürt; Ulen un Hawks un Kraihen Rawen und Hesters un anner dergliken Düwelsgeräth dat süht man woll dårup sitten. Mit der Brügg is ’t äwen so; keen ehrlicher Vagel sitt up ehren Pösten edder Geländer, nich eenmal eener van den lustigen un näswisen Vägeln, as de Meesk de Quäkstart edder Steenbicker, [32] de sünst so nülich un flink sünt alles Holt, wat se man sehn, to besitten un to befladdern. Denn ook de allergeringsten un lüttesten Deerdeken weten een beten van Gott, un et weiht en ook een beten Wind to, wo wat Gewaltigs un Gräulichs geschehn ist, un gruweln sick dåvör.