De Wewer un de Steen

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Textdaten
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Autor: Ernst Moritz Arndt
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Titel: De Wewer un de Steen
Untertitel:
aus: Mährchen und Jugenderinnerungen. Zweiter Theil. S. 91–95
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1843
Verlag: G. Reimer
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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De Wewer un de Steen.


De Herr hett woll dat steenerne Krütz sehn, dat am Wege steiht, wo man van der Löbnitzer Mähl nach Redbaß geiht. Då lag vör dissem een Steen, de was in twee Stücken tersprungen. Den hebben se wegnahmen, as de Fürst Hessenstein de prächtige Redbasser Brügg buwen let; un dat is schad, denn de Steen hedd wat in sick, un't was eene Geschicht mit em, woran sick Mennigeen spegeln un wobi jeder Wandersmann, de vörbi ging, sine goden Gedanken hebben kunn; un he was recht een Wåhrnagel för de Deewe un för alle falschen Nachtslikers. Nu he äwerst weg is, ward et woll to swind vörgäten sin, un wer weet, wo lang dat Krütz noch steiht? denn nu is de Tid då, wo se alles ümkehren un dat Olde vörachten.

Vör langen langen Tiden, lang vör Minschengedenken, wahnde in Redebaß een Wewer, dat was een groter Schelm. He wewerde äwerst nich veel — denn sin Wewstohl stund jümmer still — äwerst he grep to eener Kunst, wodör man een lustig Lewen holden un swind rik warden kann; un de Düwel hedd to sinem Gespinst den Inslag makt, un nu mag de arme Stacker tosehn, wo he dat Netz utrawweln will, dat he sick sülwst wewt hett. Des [92] Nachts, wenn de ehrlichen Lüde slapen, was min Wewer jümmer flink mit sinen Gesellen up den Beenen, un fette Swin un Gös, de de Bur den annern Morgen tohauen wull, un Schinken un Mettwurst un mennig swårer Immenrump un blanker Schepel Weiten kam int Hus, un nüms wußte, up wat för eenem Wege. Dat äwerst wüßten alle Lüde im Dörp, datt de Wewer ful was as de Oss üm Wihnachten un datt he fedder lewde as de Schult un Vörwalter. Un se munkelden woll unner sick, he were een Deef un Röwer un stünd' ook mit dem olden Draken im Vörbund, de em alles todröge; äwerst bewiesen kunn em't keener. Nu begaff sick't eenes Dages, datt unser Meister Urian mit sinem Gesellen dem Löbnitzer Möller eene Nacht in de Mähl brok, un datt jeder sinen Sack Weiten furtdrog. Glik drup kam de Möller mit sinem Burschen, un se funden de Mähl apen un den Weiten weg un lepen up den Wegen herut, ob se nüms gewåhr warden künnen. Un se kemen ook up den Redbaßer Weg un packten unsern Wewer, de mit sinem Weiten up eenem groten Steen satt; de Gesell äwerst was wiet vörut. De Möller un de Mählenbursch nehmen nu unsern Wewer tüschen sick un prügelden en deeg af, un dårup müßt he sinen Weiten wedder upsacken un mit gewaltigem Pusten un Stänen nah Löbnitz bet an dat Möllerhus dregen. Då hölden se en fast, denn se meenden ganz säker; datt he de Weitendeef were. Un den annern Vörmiddag was groter Gerichtsdag to Löbnitz. Un de Wewer hölt sick stif und lögnede alles, un lede swåre Klag up den Möller un den Mählenburschen, datt se en as eenen Deef festholden, up [93] der Landstrat slagen un em sinen egnen Weiten afnahmen heddeu. Denn — schreide he — ditt is min Sack (he hedd äwerst sinen egnen Sack mit sinem Namenteken mitnahmen un den Weiten dårin schüddet) un de Weiten dårin is min Weiten, den ick mi gistern Awend van dem Buren to Holthoff köfft hew. Un wenn ji't nich glöwen willt, so schickt hen un latet den Buren halen un fragen, un wenn he seggt, datt ick den Weiten van em nich köfft hew, will ick nu un ewig een Schelm heten. Un se schickten nah'm Holthoff, un de Bur sede ut, as de Wewer bedürt hedd; denn he stack ook mit drin un was een Aflegger un Deewshehler. Un nu wüßte de Richter keenen annern Rath, he hölt den Wewer woll för eenen Deef, äwerst he kunn em't nich up't Lif seggen, un dårüm müßt he en tom Swur laten. Un he nam den Möller un den Mählenburschen un den Wäwer, un se gingen mit eenanner to dem Steen un dem Krütz up der Haid am Wege, wo de Möller en packt hedd, un då vörmahnde he den Wewer noch eenmal, Gott de Ehre to laten, wenn he sündigt hedd, un leewer sine Sünd to bekennen un de Straf to liden, as eenen falschen Eid to dhon un ewig in der Höll to braden. Denn, — sede he un sach den Schelm dåbi sehr ernsthaftig an — disse Steen wat woll tügen gegen di, wenn du falsch swerst, un disse Durnbüsche warden de Köpp äwer di tohop stecken un Weh und Zeter äwer di schreien. De Wewer äwerst let sick nicks anfechten, he makte sin Hart fast un verschot keene Min un schwur frisch weg, datt he unschuldig were an des Möllers Dör un Weiten, un sprack mit frecher luder Stimm: [94] Lat dissen Steen in Stücken springen, un wenn et een muntlos Kindeken weet, datt ick de Deef bün, lat et oogenblicklich dat Wurt gewinnen. Un då gingen se van dem Steen weder nach Löbnitz torügg, un de Spruch was: De Möller un de Mählenbursch müßten dem Wewer Afbidde dhon un för den Schimp un de Släge hundertföftig Daler betalen un alle Kosten stahn. Dat hedden se noch to ehrem Schaden; de Wewer äwerst strek dat Geld in un lachte in sin Füstken, nam sinen Weitensack up den Puckel un plegde sick eenen goden Dag van dem Roof un van dem glücklichen Geldfang.

Nu was't to spad em totoropen: Holl up! Holl up! he was to dicht van den Doiwelsstricken bestrickt, un kunn nich mehr herut; sin Wagen was loslaten, un lep störtlings bargaf. He dref dat lichte Handwark noch een paar Jåhr un wurd een Perddeef un Stratröwer un Mörder un strek an Galgen un Strick oft hart vörbi. Toletzt åwerst wurde he in Rostock fast mit mehreren siner Gesellen, un då kam et ut, datt he vör drei Jåhren in Kenz een Hus anstaken hedd, worin eene olde Frau un drei Kinder vörbrennt weren. De arme Sünder wurd nu utlewert nah Redebaß, wo he to Hus was, un sin Urthel wurd spraken: he schull an dem Pal vörbrennt warden. As he hier satt, dachten se in Löbnitz un Redbaß wedder an den Weitensack un wo he sick an dem Steen up der Heid losswåren hedd. Un de Königliche[1] Amtmann un de Schult leten dat Holt, worup he vörbrennen schull, dåhen führen un richteden em an dem Steen sinen letzten fürigen Stol up. Un då hett sick begewen, as he in der heeten Quaal [95] satt un sinen letzten Lewensschrei van sick gaf, datt et unner dem brennenden Holte klungen hett, as wenn een Kind weent. Un alle Minschen, de dåbi stunden, hebben sick vörwundert un vörfiert äwer de Kinderstimm, un een old Wif hett seggt: då hett mal eene Mordhand een Kind in de Erd scharrt, un dat rührt sick nu in siner Gruft. Äwerst de Mählenbursch van vörmals, de nu Möller in Karnin was un dåbi stund, reep ganz lude, datt alle Lüd et hürden: Ne! keene arme Sündersche hett ehr Kind då in de Erd vörgraben, då hett de Schelm up dat Evangelienbook sin falsch Wurt ingraben, un dat mütt, dåmit de Wahrheit an den Dag kümmt, unner der Erd herut schreien: Wewer, du hest Gott belagen. Un nu will'n wi sehn, wo't mit dem Steen utsüht. Un de Möller vörtellde de ganze Geschicht van dem Weitensack un wat de Richter bi dem Steen seggt hed un wo sehr he den Wewer up sine ewige Seligkeit vörmahnt hedd, un up wat Wise un mit wat för Wurden de Wewer sick darup vörswåren hedd. Un de Lüde vörstaunden sick un keener kunn een Wurt spreken vör Schrecken. Un as de arme Sünder vörbrennt was un nicks as Asch un Knaken äwrig weren, då trat de Möller to dem Steen un rakte mit dem Stock de Asch weg van dem Steen, un süh! de Steen was terborsten un in twee Stücken tersprungen. Un alle Lüde seden: seht! dat is Gotts Finger, un gingen in Furcht un Zittern to Hus. Äwerst ob van allen den, de dåbi stunden, ook nich eener mal stahlen hett, daför will ick nich god stahn; denn so ward et woll in disser Welt bliwen, so lang se steiht.


  1. Vorlage: Königllche