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Den Lichtfreunden

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Textdaten
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Autor: Rudolf Gottschall
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Titel: Den Lichtfreunden
Untertitel:
aus: Barrikaden-Lieder, S. 39–42
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1848
Verlag: Adolph Samter
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Erscheinungsort: Königsberg
Übersetzer:
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Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
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[39]
12.
Den Lichtfreunden.


Das Licht! Das Licht! Wird es die Welt erretten,
Und schmelzt sein gold’ner Strahl die schweren Ketten
Der Sclave, den des Morgens Strahlen wecken,
Verflucht das Licht, und ruft die Nacht herbei!

5
Die heil’ge Nacht soll seine Schmach verdecken;

Denn nur in seinen Träumen ist er frei.
Das Elend braucht den Schein der Sonne nicht;
Den Herrn der Welt allein gehört das Licht.
     Golden in den Prunkpallästen

10
     Mag es leuchten ihren Festen,
[40]

     Scheuchen das Gespenst der Nacht!
     Doch Erlösung bringt dem Knechte
     Nur der Rachegeist der Nächte,
     Nur des Dämons finstre Macht!

15
Das Licht allein kann nicht die Welt erretten;

Das Feuer nur zerschmelzt die Sclavenketten!
Das Licht läßt sich versperren und verhängen;
Das Feuer lodert durch den Schooß der Nacht,
Im Freiheitjauchzen, in des Sturms Gesängen,

20
Ein läuternd Element, in heil’ger Macht!

Tyrannenburgen trifft der Wetterstrahl;
Zum Aschenkruge wird der Goldpokal!
     Auf dem Schutte, auf den Trümmern,
     Wird in gold’nen Lettern schimmern

25
     Deine Losung, Menschenrecht!

     Festlich jauchzt zu deinen Ehren
     Auf zertrümmerten Altären
     Ein errettetes Geschlecht!

Zahm, wie das Licht, sind eure Proteste;

30
Wie Feuer wild der Freiheit Manifeste.

Bezeugt’s, ihr blut’gen Stürmer der Bastille,
Die ihr zerstört der Knechtschaft morsches Joch!

[41]

So spricht des Volkes souverainer Wille;
Das ist sein Weltbewegender Protest!

35
Die Freiheit segnet nur bei Flammenschein,

Bei Sturmesglockenklang die Völker ein!
     Ein Protest zerbrach die Ketten,
     Trotzte kühn den Bajonetten,
     Jagte feile Söldner fort!

40
     Ja, ein weckerruf wird tönen

     Des Jahrhunderts fernsten Söhnen,
     Mirabeau, dein Donnerwort!

Steig’ auf, Robespierre, so bleich und düster
Der Freiheit opferlust’ger Hohenpriester!

45
Das blut’ge Haupt, die schmerzentstellte Miene,

Der ehernen Gedanken starres Grab;
Und deine Priesterinn, die Guillotine,
Die dir die letzte, heil’ge Oelung gab:
Nach schwülem Tag ein blutig Abendroth,

50
Nach ernsten Lebens That ein ernster Tod!

     Der nur darf Protest erheben,
     Der, wie du, mit seinem Leben,
     Seinem Blute unterschreibt!
     Fort mit schwanken Federzügen,

[42]
55
     Eines Sclaven Freiheitslügen,

     Der ein Sclave ist und bleibt!

Schon fällt des Wahnes, fällt des Glaubens Schranke;
Der einz’ge Herr der Welt ist der Gedanke!
Der schmückt umsonst sich mit des Geistes Blüthen,

60
Der seine Tiefen träg und feig verschmäht,

Und keine Lorbern blühn dem Abderiten,
Der geistlos sich mit schalen Phrasen bläht!
Er ist ein Freund des Lichts, und sieht in’s Licht
Behutsam mit verhülltem Angesicht.

65
     Fort mit euren Altarkerzen,

     Schwaches Licht für schwache Herzen,
     Matter Glanz für matten Geist!
     Zu dem Feuer laßt uns beten,
     Das in flammenden Kometen

70
     Durch der Zeiten Himmel kreist!