Denkmäler für deutsche Naturforscher
[707] Denkmäler für deutsche Naturforscher. In den schönen Anlagen des „Plateaus“ der Stadt Altenburg hat am 30. September die feierliche Enthüllung des Denkmals stattgefunden, das die berühmten altenburgischen Landsleute, den alten Christian Ludwig Brehm und seinen Sohn Alfred Edmund, den Verfasser des „Tierlebens“, sowie Hermann Schlegel, den Zoologen, verherrlichen soll. Inmitten des Rasenplatzes erhebt sich auf einigen Stufen ein hoher Steinobelisk, dessen Spitze ein eherner Stern ziert. Auf drei Feldern des Sockels sieht man die in Bronze gegossenen, künstlerisch und naturgetreu modellierten Medaillonbildnisse der Gefeierten. Solche Denkmäler sind ein erfreuliches Zeichen der dankbaren Pietät, mit der das Andenken von Männern bewahrt wird, die nicht nur der Wissenschaft Dienste geleistet, sondern auch das Wissen in weiteste Kreise des Volkes getragen haben. Ein weiteres Denkmal ist im Berliner zoologischen Garten errichtet worden. Im Asugust dieses Jahres konnte dieser Garten das Jubiläum seines fünfzigjährigen Bestehens feiern. Bei dieser Gelegenheit tauchte lebhafter die Erinnerung an die Verdienste eines seiner ehemaligen Leiter auf, dessen Begabung und Thatkraft die Anstalt ihren großartigen Aufschwung und ihre schönste Blüte verdankt. Es war dies Dr. Heinrich Bodinus, ein Zoolog von Beruf, der im Jahre 1859 den Zoologischen Garten in Köln gründete. 1869 wurde er nach Berlin zur Reorganisation des dortigen zoologischen Gartens berufen und verwandelte ihn bald in eine Musteranstalt. Großartig waren namentlich die Erfolge, die er unter dem rauhen norddeutschen Himmel auf dem Gebiete der Akklimatisation und Züchtung fremder Tierarten erlangte. Bodinus starb am 23. November 1884 in Berlin. Man hat bereits im Jahre 1852 dem Begründer und ersten Leiter des Berliner Zoologischen Gartens Professor Heinrich Lichtenstein ein Denkmal errichtet, nun ist auch die Erinnerung an Bodinus in gleicher Weise geehrt worden. Rechts vom Lichtenstein-Denkmal steht jetzt das Bodinus-Denkmal. Das Marmorbildnis ist lebenswahr von Heinrich Kiesewetter modelliert, um den Sockel hat des Bildners Hand ein Tierfell gelegt, um den Beruf des Gefeierten zu symbolisieren. Mächtige Eichen bilden den Hintergrund und Blumenbeete breiten davor ihren Teppich.
Deutsche Naturfreunde möchten wir bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam machen, daß in neuester Zeit der Entschluß gefaßt wurde, noch einem anderen Manne, der ähnlich wie die beiden Brehm gewirkt hat, ein Denkmal zu errichten. Am 5. Juni starb in Gera Hofrat Prof. Dr. K. Th. Liebe, der von Fach ein ausgezeichneter Geologe und aus Neigung einer der wärmsten Vogelfreunde und größten Vogelkundigen Deutschlands war. Sehr weiten Kreisen des deutschen Volkes ist er namentlich durch seine Förderung des Schutzes der Vogelwelt bekannt geworden. Wahre Meisterwerke sind zwei seiner kleinen Schriften, in welchen Winke zum Aufhängen von Nistkästen und zum Anlegen von Futterplätzen für die im Winter darbenden Vögel gegeben werden. Freunde des Verstorbenen haben nun
[708] beschlossen, sein Andenken durch ein einfaches Denkmal im Walde zu ehren.
Dasselbe soll in einem geologischen Aufbau aus wetterfesten Gesteinen Ostthüringens und einem den Aufbau umgebenden kleinen Vogelhaine bestehen.
An geeigneter Stelle wird das Reliefbild des um die Geologie und Ornithologie hochverdienten Forschers Aufstellung finden. Fürwahr
ein sinniges Denkmal, das vom Herzen kommt und sicher zu Herzen sprechen wird! Die kleinste Gabe wird willkommen sein und von Herrn Hofbuchhändler
R. Kindermann in Gera (Reuß) in Empfang genommen werden. *