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Der „Leviathan“

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Der „Leviathan“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 392
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[392] Der „Leviathan“ oder, wie er jetzt allgemein heißt, „Great Eastern“ ist seit den Pfingstfeiertagen wieder für Geld zu sehen, und gar merkwürdig sind die Fortschritte, die seine Ausrüstung gemacht hat, seitdem in Folge der neugebildeten Actiengesellschaft die erforderlichen Capitalien angeschafft sind. Die schwierigsten Partieen, wie Maschinen u. dergl., sind fertig und im September geht aller Wahrscheinlichkeit nach das Ungeheuer aus der Themse in die offene See hinaus. Die hohen Schornsteine sind alle eingesetzt, drei von den Masten vollständig aufgetakelt, die beiden Radkasten fertig, die Maschinen fast ganz zusammengestellt, die Verdecke complet, und ein Heer von Arbeitern ist mit der Ausrüstung beschäftigt. Am 4. April hatte der Bauunternehmer, Mr. Scott Russel, mit der neuen Gesellschaft einen Contract abgeschlossen, in dem er sich verpflichtete, die Ausrüstung für 120,000 Pfd. Sterl. bis zum 4. September dieses Jahres zu vollenden. Wird sie früher vollendet, erhält er für jede gewonnene Woche eine Prämie von 1000 Pfd. Sterl., dagegen muß er wöchentlich 10,000 Pfd. Strafe zahlen, wenn er den bezeichneten Termin nicht einhalten kann. In diesem Uebereinkommen ist die Herstellung der Masten, Segel, Boote, Kabel, Dampfkessel, Maschinen, nebst der Takelage und allem Holz- und Eisenwerk und der geziemenden inneren Cabineneinrichtung für fünfhundert Passagiere erster und vierhundert zweiter Classe mit eingeschlossen. Natürlich hat Mr. Russel seinerseits wieder mit Einzelfirmen Lieferungscontracte abgeschlossen.

Die Segel an diesem Ungeheuer nehmen allein 12,000 Quadrat-Yards Segeltuch in Anspruch. Außer den beiden Hülfsdampfern aus Eisen, deren jeder 100 Fuß lang wird und eine Maschine von 40 Pferdekraft führt, erhält das Schiff 20 mit Segel und Masten vollständig ausgerüstete Hülfsboote, 16 Anker von 20 bis 140 Centner Gewicht, 1000 Klafter der allerdicksten Ankerketten u. s. w. Noch ist darauf Rücksicht genommen, daß sich das kolossale Schiff vielleicht einmal im Kriege werde verwenden lassen, und deshalb wurde der ganze andere Theil des Kiels bis auf 120 Fuß nach rückwärts mit dreifachen massiven Eisenplatten beschlagen. Dadurch bildete sich ein nach Vorne scharf abgekantetes massives, in drei Stockwerke getheiltes eisernes Gehäuse, groß genug, um die ganze drei- bis vierhundert Köpfe starke Schiffsmannschaft zu beherbergen, und dabei so stark, daß das Schiff, mit voller Dampfkraft anfahrend, zuverlässig das allergrößte Linienschiff mitten entzwei brechen würde. Ueber die Dimensionen der Einzeltheile ist seiner Zeit das Wichtigste gemeldet worden. Darum heute nur noch so viel zur Ergänzung, daß zum Anstrich der inneren Eisentheile 120, zum Anstrich der äußeren Schiffswände, insoweit diese aus dem Wasser hervorragen, 160 Centner Oelfarbe von Nöthen waren, und doch reichten diese Massen nur zum einmaligen Anstrich hin. Als ein Wunder wird von Sachkennern der große Mittelmast angestaunt. Er ist in einem Stück in einer Höhe von 130 Fuß aus einer canadischen Fichte gezimmert. Noch sind zwei kleinere Masten aus Holz, die anderen jedoch aus Eisen gearbeitet.