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Der „wilde Mann“ an der kleinen Windgelle

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Textdaten
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Titel: Der „wilde Mann“ an der kleinen Windgelle
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 34, S. 579
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[565]

Der „Wilde Mann“ an der Kleinen Windgelle im Maderaner Thal.
Nach einer Skizze von C. Käsli-Schultheß gezeichnet von R. Püttner.

[579] Der „wilde Mann“ an der kleinen Windgelle. (Mit Abbildung S. 565.) Amsteg, ein vor dem Bau der Gotthardbahn lebhafter Verkehrs- und Touristenort im Kanton Uri, ist auch der Ausgangspunkt einiger sehr interessanter Hochgebirgstouren; es liegt in engem Thalkessel zwischen den Abhängen des Bristenstocks (3075 m) und der großen und kleinen Windgelle (3189 und 3001 m) am Eingang in das großartige Maderanerthal. Geübte Berggänger, welche die kleine Windgelle besuchen wollen, steigen am Eingang des Maderanerthales über steile Wälder und Bergwiesen, über Schnee und Felstrümmer hinauf auf die obersten Alptriften der Oberstäfeli. Auf dieser Wanderung erblickt das erstaunte Auge ein sonderbares, menschenähnliches Felsgebilde, ungefähr so hoch wie eine große Tanne; ganz abgesondert und allein steht es da, man nennt es den „wilden Mann“. Unter den Bewohnern der Gegend knüpft sich daran die Sage, daß ein Gemsjäger, der dort an einem hohen Festtage entgegen dem kirchlichen Verbote eine Gemse erlegen wollte, zur Strafe sogleich in einen Fels verwandelt worden sei. Auch soll es unmöglich sein, in seine unmittelbare Nähe zu kommen. Der erste Besteiger der beiden Windgellen und überhaupt einer der frühesten Bergsteiger, Georg Hofmann aus Basel, entdeckte dieses Steingebilde mit den deutlich ausgeprägten Linien der Stirne, des Mundes und der Nase im Jahr 1844 und machte auf das seltene Naturspiel zuerst aufmerksam; aber die wenigsten Alpenbesucher haben Kenntniß von dieser merkwürdigen Figur. Umhüllt von durchsichtigen Nebelgebilden macht der „wilde Mann“ einen besonders tiefen Eindruck; unerschüttert, mit geheimnißvollen Kräften ausgerüstet, scheint er den Stürmen und Unbilden des Hochgebirges Trotz zu bieten.