Die Kunst zu reisen

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Titel: Die Kunst zu reisen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 34, S. 579–580
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[579] Die Kunst zu reisen. Viele unserer Leser dürften ein bereits in vierter Auflage erschienenes Buch, „Reiseschule für Touristen und Kurgäste“ (Leipzig, H. Haessel), willkommen heißen, in welchem Arthur Michelis (Adolf Gumprecht) in geistreicher unterhaltender Weise ausführt, wie Reisende vor, während und nach der Reise sich am besten einrichten. Es ist ein Büchlein, in dem ein reicher Schatz an Erfahrungen und Lebensweisheit in liebenswürdiger Form dargeboten wird, das mit seinen mannigfaltigen Rathschlägen in der That Nutzen zu stiften berufen ist und darum bestens empfohlen werden kann.

Es wendet seine Aufmerksamkeit auch den Kleinigkeiten zu, deren Beobachtung selbstverständlich erscheint und die doch so vielen noch entgehen. Wie viel Aerger verursacht mitunter schon das Packen des Koffers, wenn der Raum nicht reichen will oder allerlei leichtgefährdete Sachen nicht unterzubringen sind! Da giebt die „Reiseschule“ praktische Anleitung: „Unten in den Koffer kommen dünne breite Stücke zu liegen, Schreibmappe, Papier, Landkarten. Dann folgen in einer Umhüllung schwere, eckige, scharfkantige gebundene Bücher, Kästchen, Stiefel und ‚Sperrgut‘, wobei zu sorgen, daß beide Seiten des Koffers ungefähr gleichmäßig belastet werden. Zur Ausfüllung der Lücken dienen Strümpfe, Nachthemden, Unterkleider und andere weiche, schmiegsame Gegenstände, die sich in jede Lage, auch die gedrückteste, schicken, die man deshalb recht haushälterisch vertheile, nicht leichtsinnig irgendwohin staue. Cigarrenpackete, nur in Papier gewickelt, lieben die unmittelbare Nachbarschaft von Büchern nicht, ertragen sie aber, wenn man ihre Oberhaut durch einen Strumpf schützt etc.“

In Sachen der Sparsamkeit beruft sich Michelis auf vielfache praktische Erfahrungen. Der Schein des Reichthums in Kleidung und Auftreten ist möglichst zu vermeiden, da derselbe, wie durch Beispiele aus eigener und fremder Erfahrung belegt wird, nicht selten erhöhte Reisekosten verursacht.

Selbst auf die Eisenbahnunfälle geht der Verfasser ein und führt einige beachtenswerthe Vorsichtsmaßregeln an. Er räth, wenn mehrmalige, rasch einander folgende Bremszeichen Gefahr anzeigen, eine zusammengekauerte Stellung einzunehmen, den Kopf tief zu neigen, die Füße auf den Sitz, die Kniee unters Kinn heraufzuziehen und mit den Armen zu umschlingen. Vor dem Verlassen des Wagens während der Fahrt warnt er, da ein Hinausspringen meist schwere Verletzungen nach sich ziehe; „muß aber durchaus gesprungen sein, so werde beachtet, daß nicht rück- oder seitwärts, sondern der Richtung der Fahrt thunlichst parallel nach vorn zu springen ist.“

Wenn indeß in dem Buche auch der Gefahr gedacht wird, welche das [580] mit dem Reisen verknüpfte Fahren auf der Eisenbahn mit sich bringt, so soll doch damit nicht die Häufigkeit von Unglücksfällen betont werden. Zur Beruhigung ängstlicher Gemüther wird vielmehr darauf hingewiesen, daß die Gefahren der Reise seit Nutzbarmachung der Dampfkraft für dieselbe bedeutend abgenommen haben und daß nach den Berechnungen von Gartiaux (1873) früher etwa um die Hälfte Todesfälle und Verletzungen mehr vorkamen als heute. „Einer, der 10 Stunden täglich auf der Eisenbahn führe, hätte 7439 Jahre zu reisen, ehe er befürchten müßte, sein Leben zu verlieren.“ –.