Der Arbeiter-Bauverein in Kopenhagen

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Autor: P. Chr. Hansen
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Titel: Der Arbeiter-Bauverein in Kopenhagen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 272
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[272] Der Arbeiter-Bauverein in Kopenhagen. Unser kleiner Aufsatz in Nr. 34 der „Gartenlaube“, Jahrgang 1884, hat einen überaus erfreulichen Erfolg aufzuweisen. In Chemnitz in Sachsen hat sich, wesentlich anschließend an die von uns geschilderten Grundlagen des Kopenhagener Musters, eine Arbeiter-Baugenossenschaft gebildet. In Leipzig und Zwickau sind Bestrebungen im Gange, die dasselbe Ziel zu erreichen versprechen. Aehnlich an vielen anderen Orten, selbst weit außerhalb der Landesgrenzen. Wenn zunächst nur ein kleiner Theil derjenigen Städte, die sich bei dem Arbeiter-Bauverein in Kopenhagen, bei dem Arbeiter-Bauverein in Flensburg und bei dem Unterzeichneten Auskunft über die Einrichtung erbeten haben, zum praktischen Handeln gelangt, so wird das ausgestreute Samenkorn zweifellos reiche Früchte tragen.

Am 31. März fand die Generalversammlung des Kopenhagener Vereins statt, in welcher die neunzehnte Jahresrechnung für 1884 vorgelegt wurde. Der Bericht lautet wiederum sehr günstig: die Zahl der Mitgliederantheile ist in 1884 von 12 643 anf 13 553 gestiegen, wobei der gesammte Abgang an ausgeschiedenen, verstorbenen, verzogenen und gelöschten Mitgliedern berücksichtigt worden. Der Unterstützungsfonds ist einzelnen Hausbesitzern, die zeitweilig in Bedrängniß gerathen waren, insbesondere einigen Wittwen verstorbener Eigenthümer zu Gute gekommen. Im Frühjahre wurden 20 Häuser zum Gesammtwerthe von 153591 Kronen und im Herbste 19 Häuser zum Werthe von 147911 Kronen an Mitglieder übertragen. Damit ist die Häuserzahl des Vereins aunf 562 zum Werthe von 3991944 Kronen (4490937 Mark) gestiegen, von welchem Betrage 844599 Kronen abgetragen sind. 49 Häuser befinden sich im Baue, die im nächsten Frühjahre zur Ablieferung gelangen.

Am 1. Februar d. J. wohuten in jenen 562 Häusern 4381 Personen. Neuerdings ist ein Terrain erworben worden, welches für 203 weitere Häuser Platz bietet. Die Gesundheitsverhältnisse in den Vereinshäusern, worüber seit 1878 genaue Aufzeichnungen gemacht werden, erweisen sich nach wie vor als ganz vortrefflich. In 499 Häusern mit 3920 Bewohnern sind im Vorjahre 58 Todesfälle vorgekommen, das ist 14,8 pro Mille (annähernd dasselbe, was in den letzten vier Jahren beobachtet worden); in ganz Kopenhagen war das Verhältniß 23,57 pro Mille (im Durchschnitt der letzten sieben Jahre 23,47 pro Mille). Auch für 1885 ist abermals eine Summe ausgesetzt, bestimmt zur Prämiirung der am besten gepflegten kleinen Blumengärten vor den Häusern. Inmitten der Hauptanlage beabsichtigt der Vorstand nunmehr ein größeres Gebäude für eine Volksbibliothek mit Lesezimmern und einem Vortragssaale herzustellen. Die Kosten werden sich auf etwa 100 000 Kronen belaufen, die man durch besondere Einnahmen aufzubringen hofft. In den Wintermonaten sollen hier verschiedene Reihen ausgewählter populärer Vorträge gehalten werden. Ein hochgeschätztes Vorstandsmitglied schreibt uns darüber: „Wir hoffen durch diese Vorträge manchen guten Keim zu pflanzen. Wir haben unter unsern Mitgliedern viele kleine Leute, deren harte körperliche Tagesarbeit doch nicht den Durst nach Kenntnissen erdrückt. Diesen Durst wollen und müssen wir stillen. Wir wissen, wie viel Befriedigung, Segen und Glück damit gestiftet werden kann.“

Schon dieses Wort legt Zeugniß ab von dem edlen Geiste, in welchem die Verwaltung des Arbeiter-Bauvereins in der dänischen Hauptstadt geleitet wird. Möge der gleiche Geist alle durch jenes Beispiel hervorgerufenen Bestrebungen beseelen!

Kiel. P. Chr. Hansen.