Der Badersee
[480] Der Badersee. (Mit Abbildung S. 469.) Wo die höchste Zinne des Deutschen Reiches, die Zugspitze, mit ihren weißgrauen Steilwänden jäh nach dem grünen Loisachthal abstürzt, spiegeln sich ihre Schrofen in zwei kristallklaren Alpenseen, dem wildromantischen Eibsee und seinem kleineren Ebenbild, dem Badersee. Dieses Kleinod landschaftlicher Schönheit und idyllischer Waldeinsamkeit liegt zwei Wegstunden von der Station Partenkirchen entfernt, gerade so weit abseits der Kultur, um noch deren Bequemlichkeiten zu genießen, und doch weit genug, um einem Liebhaber stiller und großer Natur eine friedliche Einsamkeit zu bieten. Harzreich
[481] duften die Fichtenwälder um den See, dessen regungslose dunkelgrüne Fluth fast überall den Grund erkennen läßt, auf welchem Felstrümmer und versunkene Baumstämme seit Jahrhunderten ein Schlummerdasein führen. So klein der See auch ist, er wirkt doch als großartiges Bild, weil die umherliegenden bemoosten Felstrümmer als beredte Zeugen von jenen donnernden Revolutionen der Erdrinde erzählen, die sie einst in dieses Thal herniederkrachen ließen. Geisterhaft schön ist die Landschaft am späten Abend, wenn die Zugspitzwände, von der sinkenden Sonne feurig angeglüht, ihr Bild in der träumenden Seefluth spiegeln, während über den Wald schon die Nacht ihre Schatten legt. H.