Der Eroberer Wurm

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Textdaten
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Autor: Edgar Allan Poe
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Titel: Der Eroberer Wurm
Untertitel:
aus: Ausgewählte Gedichte
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Verlag des Bibliographischen Bureaus
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer: Hedwig Lachmann (1865–1918)
Originaltitel: The Conqueror Worm
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
S. 68–69
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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     [68] Der Eroberer Wurm.

Im Weltenraum ist Galanacht.
Im Theater sitzt gedrängt
Eine Engelschaar in Festestracht,
Verschleiert, zährendurchtränkt

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Und lauscht einem wechselvollen Stück,

Wo Furcht und Hoffen sich drängt,
Dieweil im Orchester Sphärenmusik
Sich langsam hebt und senkt.

Gottähnliche Mimen murmeln leis

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Den Text und kommen und gehn

Auf großer, formloser Wesen Geheiß,
Die in den Coulissen stehn,
Mit ernsten Geberden, feierlich stumm
Die Wände schieben und drehn,

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Und mit ihren Flügeln in’s Publikum

Unsichtbares Leiden wehn.

[69] Dies Drama, wechselvoll, fieberisch,
Es bleibt der Welt unverkürzt,
Mit einem scheckig bunten Gemisch

20
Von Tollheit und Sünde gewürzt,

Dahinter sich lauter Elend und Graus
Zum verworrenen Knoten schürzt,
Und ein Phantom sich unter Applaus
In das ewige Dunkel stürzt.

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Doch sieh! eine Form aus ekler Brut

Schleicht in den Mimenknäu’l –
Ein kriechendes Unthier, roth wie Blut,
Das sich windet und windet, dieweil
Es nach und nach die Mimen verzehrt

30
Unter der Opfer Geheul

Und die Engelschaar ein Schauder durchfährt
Ob solch unendlicher Greu’l.

Aus sind die Lichter – ausgeweht –,
Mit der Wucht eines Sturmes fällt

35
Der Vorhang, ein Leichentuch, sternbesät

Ueber das bretterne Zelt.
Die Engel erheben sich abgespannt
Und erklären der bangen Welt,
Daß die Tragödie „Mensch“ benannt

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Und der Eroberer „Wurm“ ihr Held.