Der Frosch (Gräve, 1838)
Der vom Dorfe Milkwitz über Nebelschütz nach Kamenz Gehende wird ungefähr dreihundert Schritte vom erstgedachten Ort, in einer mit mancherlei Laubholzgattungen bewachsenen, etwas niedrig gelegenen Gegend, [137] linker Hand einen über acht Ellen hohen Granitsteinblock in Froschesform, – freilich nicht so richtig und ausführlich, wie ihn Rösel von Rosenhof in seinem klassischen Werke über Frosch und Kröte liefert, doch wenigstens so ähnlich wie die bekannte Königsnase und das sogenannte Lamm – erblicken. Von ihm meldet nun die Sage:
Kurz nach Einführung des Christenthums, hatte sich in dieser Gegend, wo wahrscheinlich noch der Auerochse und Bär haußte, ein blinder, verstockter Heide angesiedelt, welcher ausser dem, daß er lose und böse Künste trieb – wodurch er nicht in dem ungegründeten Verdacht der Zauberei gerieth – den Christen spinnfeind war, und sie ärger, als ehedem Saulus, verfolgte. Nicht wenig bildete er sich übrigens auf seine geheimen Wissenschaften ein, womit er Gott und Menschen trotzen zu können, wähnte, sich über alle andere seine Mitgeschöpfe erhaben glaubte und darinnen ganz dem aufgeblasenen Frosch im Aesop glich.
Da begab es sich einst in einer stürmischen Novembernacht, daß stark an seine Hütte geklopft ward, und nach erfolgter Erkundigung, ihm der sanfte Gruß: „Gelobt sei Jesus Christus!“ mit der Bitte um ein Nachtquartier, entgegentönte.
Darob entbrannte der Heide in seinem Zorn und trieb den Bittenden, so sehr er ihm auch vorstellte, wie er bei dem Unwetter unmöglich fortkommen könne, und entweder selbigem elendiglich unterliegen, oder ein Raub der reissenden Thiere werden müsse, fort, ergriff einen Stock und trieb ihn mit derben Schlägen in das Grauen der Nacht.
„Nun gut!“ rief dieser, „ich gehe mit Gott; allein Du sollst ein warnendes Zeichen der Unwirthlichkeit und Undienstfertigkeit fortwährend hier bleiben.“
Sagt’s und berührte ihn mit seinem Wanderstabe, [138] worauf denn der Ungläubige sofort in einen Frosch verwandelt wurde.