Der Gast in der Rheinmühle
Wohl war es um die Mitternacht,
Den Müller treibts zur Mühle;
Es gleitet durch die Wellen sacht
Sein Kahn im Mondschein kühle.
So schläfrig geht’s im Kreise;
Die Wasser wallen ihren Pfad
Traumfeierlicher Weise.
Und aus dem Nachen leise leis
Da sieh! mit langem Bart ein Greis
Ruht hier auf schilf’gem Pfühle.
„He, fauler Knecht! wen herbergst du?“
Der Müller riefs im Zorne. –
Er schadet nicht dem Korne.“
„Und wärs der müde Herrgott auch –
Die Schlote wollen rauchen!
Hinaus mit dir, du alter Gauch!
Das Wasser schwoll, der Sturmwind schnob
Wild brausend um die Mühle;
Mit drohender Gebärde hob
Der Alte sich vom Pfühle:
Jahraus, jahrein mit Fleiße;
Ein Stündchen Schlaf, das ich gesucht,
Vereitelt dein Geheiße!
„Dein Herz ist wie ein Mühlenstein,
Ich geh’, – doch wiss’: der Alte vom Rhein,
War selber Dein Besucher.
„Dir aber, braver Müllerknecht!
Bleib’ dankbar ich ergeben;
Lang’ freu’ dich meiner Reben!“
So sprach der Rheingeist und zerfloß
Im grauen Fluthgewühle,
Und wirbelnd sammt dem Müller schoß