Der Hahn in der Jacobskapelle zu Großenhayn
Vor dem Wildenhayner Thore an dem großen sogenannten Spittelteiche liegt die St. Jacobskapelle, zu dem gleichnamigen Jacobshospital gehörig, in welcher auf einem Altargemälde ein großer Hahn abgebildet ist, der zugleich als Wahrzeichen von Großenhayn, welches allerdings bereits in einer Urkunde von 1312 (bei Gercken. Diplom. Vet. March. Brandenb. T. III. p. 577) ausdrücklich „Stadt Hahn“ genannt wird, dienen soll. Die Sage berichtet hierüber, es sei ein junger Bauer wegen eines ihm schuldgegebenen in einem Wirthshause der Stadt begangenen Diebstahls an den [81] Galgen gehängt worden: seine Mutter, welche über sein Außenbleiben unruhig geworden, habe ihn in der Stadt aufsuchen wollen, und sei bei dem Galgen vorbeigegangen, wo sie ihn noch lebendig angetroffen und von ihm selbst sein Schicksal erfahren habe. Darauf ist sie geschwind in die Stadt zum Bürgermeister geeilt, welcher eben mit einem Collegen einen gebratenen Hahn verzehren wollte, und hat ihm die wunderbare Begebenheit erzählt. Der hat sich schwer darüber entsetzt und ausgerufen: so wahr wie dieser gebratene Hahn nicht wieder lebendig werden und Federn bekommen kann, ebenso wenig kann Euer vor drei Tagen gehängter Sohn noch leben. Da, o Wunder! soll der Hahn Federn bekommen, gekräht und in der Stube herumgeflattert sein, sich aber auch wieder entfedert und gebraten selbst in die Schüssel gelegt haben. Alles ist von Schrecken ergriffen hinaus zum Hochgericht geströmt, um sich von der Wahrheit der Sache zu überzeugen, man hat den Gehängten, dessen Unschuld Gott so wunderbar an den Tag gebracht, vom Galgen herabgenommen und, weil dieser auf Befragen gesagt, daß ihm der h. Jacob erschienen sei und ihn am Leben erhalten habe, ist demselben zu Ehren diese Kapelle erbaut und die Stadt Großenhahn genannt worden.