Der Junggesell und der Mühlbach (1799)

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Textdaten
Autor: Johann Wolfgang von Goethe
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Titel: Der Junggesell und der Mühlbac
Untertitel: Altdeutsch
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1799, S. 107 – 110
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1799
Verlag: J. G. Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
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Quelle: HAAB Weimar, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[107]
Der Junggesell

und

der Mühlbach

Altdeutsch.


Gesell.

     Wo willst du klares Bächlein hin,
So munter?
Du eilst mit frohem leichtem Sinn,
Hinunter.

5
Was suchst du eilig in dem Thal?

So höre doch und sprich einmal!

Bach.

     Ich war ein Bächlein, Junggesell,
Sie haben
Mich so gefaßt damit ich schnell,

10
Im Graben,

Zur Mühle dort hinunter soll,
Und immer bin ich rasch und voll.

[108]
Gesell.

     Du eilest mit gelaßnem Muth,
Zur Mühle,

15
Und weißt nicht was ich junges Blut

Hier fühle.
Es blickt die schöne Müllerinn
Wohl freundlich manchmal nach dir hin?

Bach.

     Sie öffnet früh beim Morgenlicht,

20
Den Laden,

Und kommt ihr liebes Angesicht
Zu baden,
Ihr Busen ist so voll und weiß,
Es wird mir gleich zum Dampfen heiß.

Gesell.

25
     Kann sie im Wasser Liebesglut

Entzünden;
Wie soll man Ruh mit Fleisch und Blut
Wohl finden?
Wenn man sie einmal nur gesehn,

30
Ach immer muß man nach ihr gehn.
[109]
Bach.

     Dann stürz ich auf die Räder mich,
Mit Brausen
Und alle Schaufeln drehen sich
Im Sausen.

35
Seitdem das schöne Mädchen schafft,

Hat auch das Wasser beßre Kraft.

Gesell.

     Du Armer fühlst du nicht den Schmerz
Wie andre?
Sie lacht dich an und sagt im Scherz:

40
Nun wandre!

Sie hielte dich wohl selbst zurück,
Mit einem süßen Liebesblick?

Bach.

     Mir wird so schwer, so schwer vom Ort
Zu fließen,

45
Ich krümme mich nur sachte fort,

Durch Wiesen,
Und käm’ es erst auf mich nur an,
Der Weg wär’ bald zurück gethan.

[110]
Gesell.

     Geselle meiner Liebesqual

50
Ich scheide

Du murmelst mir vielleicht einmal
Zur Freude.
Geh sag ihr gleich und sag ihr oft
Was still der Knabe wünscht und hofft.

GOETHE.