Der Knabe (Wünschelruthe)

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Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Der Kranz im Rhein
Untertitel:
aus: Wünschelruthe - Ein Zeitblatt. Zugabe Nr. 2, S. 215-216
Herausgeber: Heinrich Straube und Johann Peter von Hornthal
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1818
Verlag: Vandenhoeck und Ruprecht
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Erscheinungsort: Göttingen
Übersetzer:
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[215]
Der Knabe.

     Ein Knab war ausgegangen
In weiter bunter Au –
Wonach er trug Verlangen,
Er wußt es nicht genau.

5
     Mit schimmerndem Geschmeide

Hat sich die Au behängt,
Zu rechter Augenweide
Sich Blum an Blume drängt

     Und Schmetterlinge trinken

10
Aus duftigem Pokal

Und flattern, winken, blinken,
Im blanken Sonnenstrahl.

     Und aus dem Busch ein Girren
Dem Knab zu Ohren klingt,

15
Als wenn – ein hold Verwirren –

Mit Liebe Liebe ringt.

     Und hellre Töne steigen
Noch aus dem Busch empor
Als könnte Lieb nicht schweigen,

20
Als bräche Lieb hervor. –


     Wie zauberisch gefangen
Steht nun der Knab am Ort,
Von Augen Ohr und Wangen
Schiebt er die Locken fort.

25
     Die Augen muß er schließen,

Er lauscht, er horcht genau,
Die Wimpern überfließen
Von lichten warmen Thau.

     Er hat in milden Thränen

30
Die Arme aufgethan,

So drängt ein süßes Sehnen
Heiß an sein Herz sich an.

     Er fühlet sich verlassen,
Zum Sterben weh und wund,

35
Könnt er die Töne fassen,

Da würd’ er wohl gesund.

     Und bebend, bang, beklommen
Naht er dem Busch sich schon
Aus dem sein Herz vernommen

40
Den süßen Liebeston –


     Ach aus den stillen Schatten
Ein Vöglein scheu geschwind,
Weit über Wies und Matten
Den schnellen Flug beginnt.

45
     Und aus dem Busche steigen

Die Töne ferner nicht,
Dem Knaben bei dem Schweigen
Das arme Herz fast bricht.

[216]

     Nun ist er fortgegangen

50
Hin in die weite Au

Wonach er trägt Verlangen
Jetzt weiß er es genau.