Der Krieg in Südafrika (Die Gartenlaube 1899/25)
[802] Der Krieg in Südafrika hat in dem ersten Stadium seines Verlaufs der anfänglichen Siegeszuversicht der Engländer schwere Enttäuschungen bereitet. Die gegen die Drakensberge vorgeschobenen Truppen des Generals White vermochten den Einmarsch der Buren in Natal nicht aufzuhalten und der blutige Scheinsieg der Engländer bei Glencoe am 21. Oktober verhinderte nicht, daß das bei Glencoe und Dundee vereinigte Korps durch die Buren unter dem Oberbefehl Jouberts zu wilder Flucht nach Ladysmith, dem Hauptquartier Whites, genötigt wurde. In jenem ersten Gefecht bei Glencoe hatte sich eine leichte Batterie der Burenartillerie den schweren Geschützen der Engländer nicht gewachsen gezeigt, als aber die Buren am folgenden Tage ihrerseits schwere Geschütze auffuhren, stellte es sich heraus, daß sie sich wie mit dem Gewehr auch mit den Kanonen als Scharfschützen siegreich zu bewähren verstehen. Die Taktik Jouberts, die auf schnelle Umgehung und Umzingelung des Feindes gerichtet ist, hat sich dem strategischen Können des Generals White stark überlegen erwiesen. Dies geschah auch in jenem ersten Treffen bei Glencoe, wo die verfolgende Kavallerie von den Buren gefangen genommen wurde und der tapfere General Symons sein siegreiches Vorgehen mit der tödlichen Wunde büßen mußte, der er am 23. Oktober als Gefangener im Hospital zu Dundee erlag. Der schleunige Rückzug seiner Truppen unter General Yule war inzwischen erfolgt. Einen Verlust ähnlicher Art hatten aber die Buren bei Elandslaagte zu beklagen. Der greise General Kock, der sich schon im Kriege von 1880/81 wie in früheren Kämpfen Ruhm erwarb, und der Führer des deutschen Korps, Oberst Schiel, dessen Biographie und Bild wir auf Seite 770 neben denen von Joubert, Buller und White brachten, gerieten dort als Schwerverwundete in Gefangenschaft. General Kock ist am 30. Oktober im belagerten Ladysmith gestorben. Erfolgreich wie Joubert in Natal, war auch General Cronje mit seinen Operationen auf dem westlichen Kriegsschauplatz, in Betschuana- und Griqualand, wo die festen Plätze Mafeking und Kimberley isoliert und von starken Truppenkontingenten umschlossen wurden. Gleich nach dem ersten Vorstoß gelang es hier einer Burenschar, einen gepanzerten Zug mit Artillerie, der nach Mafeking wollte, zum Entgleisen zu bringen; die Besatzung mit den Kanonen fiel in die Hände der Buren.
Aehnliches ist anderen Panzerzügen sowohl auf diesen wie auf anderen von der Küste nach Transvaal führenden Bahnstrecken begegnet. Die Wagen dieser Züge sind ganz mit starken Stahlplatten umlegt und mit Schießscharten versehen. Sie haben den Engländern aber auch gute Dienste gethan, wie die Marinegeschütze, die von Durban nach Ladysmith gelangten, und die Ausfälle von dort und aus Kimberley beweisen. Gekämpft ist auf beiden [803] Seiten mit großer Tapferkeit worden, groß aber sind auch die Verluste. Ganz besonders schwer ist bei Elandslaagte das deutsche Korps getroffen worden, das die in Transvaal eingebürgerten Deutschen umfaßt. In Pretoria hat sich ein Komitee gebildet zur Unterstützung der Witwen und Waisen der im Felde gefallenen, der Frauen und Kinder von verwundeten Deutschen. Der Generalkonsul der Südafrikanischen Republik Winterfeldt in Berlin (Französische Straße 52) nimmt Geldbeiträge entgegen. Die weiteren Ereignisse auf dem Kriegsschauplatz werden wir auf besonderen illustrierten Beilagen berücksichtigen.