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Der Lohn eines Dichters

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Der Lohn eines Dichters
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 198
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[198] Der Lohn eines Dichters. Es war in der Nacht unmittelbar nach Aufführung des Scribe’schen Stückes „Malvina, oder die Heirath nach Neigung.“ – Eben hat es zwei Uhr Morgens geschlagen, und der Verfasser suchte vergebens die Ruhe; ein dumpfer Wiederhall von den Beifallsbezeugungen des Abends trafen sein Ohr und weckten ihn wieder auf, so oft er die Augen schließen wollte, und sich selbst zum Trotz, begann sein Geist einem neuen Erfolge nachzujagen. Plötzlich hört er Tritte in der Rue-Olivier-Saint-Georges. Man klopft an die Thür des Hotels. Auf der Treppe und in dem Zimmer entsteht Bewegung und es lassen sich Stimmen vernehmen. Ein Bedienter kommt herauf, öffnet, und tritt mit einer Kerze ein. – „Was geht denn vor? Was will man von mir?“ „Mein Herr,“ entgegnete der Bediente, ein großer Bewunderer des Herrn Bordler und seines Amtes; „Mein Herr, hier ist ein Brief, den in Ihre Hände zu geben man mich berief.“ „Um diese Stunde! Gieb her! Wer hat ihn gebracht? Gieb das Licht her.“ – Eine dicke Frau, mit rothem Gesicht, unordentlichen Haaren und ganz außer Athem, aus der wir nicht ein einziges Wort bringen konnten. – Der Brief wird entsiegelt und mit den Augen verschlungen. – „Gut; es ist keine Antwort darauf. Zünde die Lampe wieder an.“ – Und als der Bediente fort ist, wird der Brief wieder gelesen, zugemacht, wieder geöffnet und abermals gelesen. – Ihr glaubt wohl, ein süßes Geheimniß, ein Liebesbrief? Nein, kein Wort von Liebe. Etwas Besseres als das. Der Brief war mit zitternder Hand von einer alten, vielleicht armen Frau geschrieben, von einer Mutter, blos einige Zeilen, die aber das Herz mit Stolz erfüllen mußten. – „Mein Herr, ich wohnte diesen Abend mit meinen Kindern der ersten Vorstellung von „Malvina“ bei. Nach unserer Rückkehr wartete meine älteste Tochter, bis ich allein war, und warf sich mir zu Füßen; sie gestand mir unter Schluchzen, daß sie auf dem Punkte stehe, mit einem jungen Menschen ein Liebesverhältniß einzugehen, der ihrer unwürdig sei; Ihr Stück hat ihr die Augen geöffnet, ihr Gewissen beruhigt und ihre Liebe zerstört; sie fühlt aufrichtige Reue und ist in meinen Armen. Meine ganze Familie schläft. Ich und sie, wir wachen allein, und weinen vor Freude, vor Dankbarkeit. Sie werden uns nie kennen lernen, aber seien Sie überzeugt, daß Ihr Name uns stets heilig bleiben wird. Könnte doch dieser Gedanke einigen Werth für Sie haben; Sie haben uns die Ehre und das Leben gerettet!“