Der Mönch (Gräve, 1839)
An mehrern Orten Sachsens, z. B. auf dem Schlosse zu Pirna, in den Ruinen der Mönchskirche zu Budissin, wie auf dem dasigen Schlosse Ortenburg, in dem Schulgebäude zu Löbau, auf dem Weißenfelser Schlosse, in der St. Johanniskirche zu Zittau u. s. w. zeigt sich dann und wann ein Mönch, nach dessen Erscheinung sich stets etwas Merkwürdiges ereignet. Auch Kamenz vermag so ein Mönchswesen aufzuweisen, welches sich dann und wann in der Ordenskleidung der patrum ord. St. Francisci de observantia sehen läßt, auch sogar einmal die Buchstaben C. M. P.[1] an das Klosterthor daselbst geschrieben haben soll, die man durch Camitia Misere Peribit gedollmetschet hat, und worauf 1680 die Pest erfolgte.
Seine frühere Existenz, da er noch im Fleisch und Bein auf Erden wallte, wird mannigfaltig angegeben.
Viele halten ihn für den teutschen Schießpulver-Erfinder Barthold Schwarz, welcher in der St. Annenkirche [45] zu Kamenz begraben liegen soll, wo dessen daselbst befindlicher Grabstein eine Kanone ziert und sein Standbild an der Haus-Ecke der Budissiner Gasse No. 91. prangt.[2] Dieses nun soll in der Geisterstunde herabsteigen, sich befleischen und als Geist umherwandeln.
Andere erblicken in ihm den unruhigen Geist Peter Rudolfs, eines der letzten Mönche des aufgehobenen Franziskanerklosters zu Kamenz – verschrien als Zauberer, Hexenmeister, Geisterbanner u. dgl. – welcher um Lätare des 1564sten Jahres in einem Donnerwetter, zwar nicht, wie Elias, zum Himmel, aber doch zur Hölle gefahren seyn soll.[3]
- ↑ Wohl möglich, daß jene Buchstaben von einem der Rechtschreibung unkundigen Mönche damaliger Zeiten, welcher das B in ein P verwandelte, hingeschrieben worden sind; gewiß aber, daß sie blos die Anfangsbuchstaben der Namen von den heil. drei Königen Casper, Melchior und Balthasar bedeuten und welche Abergläubige, um gegen Geister und Kobolde geschützt zu seyn, durch Mönche an Thüren und Viehställe noch jetzt anschreiben lassen.
- ↑ Barthold Schwarz (Konstantin Anklitzen) ist von Freiburg im Breisgau wohl nie nach Kamenz gekommen, vielweniger daselbst verstorben, und jener, in gedachter Kirche befindliche Grabstein bezeichnet die Grabstätte eines Büchsenmachers, wie die Umschrift
„Anno Di 15VIII ist verstorben meister Max Gottmann in camenz etwa puchstenmeister.“
zeigt. Der am benannten Hause befindliche sogenannte Mönch ist keinesweges ein Ordensgeistlicher, dem schon die ganze Kleidung und Haartracht widerspricht. Die um den Stein laufende Schrift lautet:
„Nach christi vnsers Herren geburt 15 vnd III Jore ist gestorben Hans Wagner dem Gott genade.“
und ist wahrscheinlich die Grabesdecke eines ehrsamen Bürgers, welche Einer seiner Verwandten zur Erinnerung diesem Hause einverleibt hat. Das auf der Tasche, welche das Standbild in der rechten Hand trägt, befindliche Rad, ist eine Anspielung auf den Namen (Wagner), oder es führte auch vielleicht der ehrliche Bürger, in dieser Hinsicht, ein Rad im Petschafte.
- ↑ Ueber diesen sogenannten klugen Mönch von Kamenz – welcher zu seiner Zeit keine unbedeutende Rolle gespielt hat, indem er ein in der Heilkunde erfahrner Mann, der Leidenden Hilfe verschaffte, war – findet man nähere Nachricht in einem von mir im neuen laus. Magazin im Jahre 1832 No. III. S. 448 befindlichen Aufsatze, und in der eleganten Zeitung 17ten Jahrg. Mon. Aug. 1817. Bl. 1358.