Der Porträtmaler
Der Porträtmaler. (Mit Abbildung.) Es ist keiner der bedeutendsten in seiner Kunst, der Meister, den unser Bildchen darstellt. Einst mag es wohl Zeiten gegeben haben, da er sich selbst für ein Genie hielt, da ihm der Himmel voller Geigen und voller – Bestellungen hing. Aber die grausame Welt, sie hat ihn schnöd verkannt und achtlos hinweggesehen über sein künstlerisches Lockenhaupt, sein genial blitzendes Auge und seine mittelmäßigen Bilder. Schritt um Schritt hat er so seine Ansprüche herabstimmen müssen, und heute ist er froh, eine recht bescheidene „Schönheit“ des Städtchens auf der Leinwand verewigen zu dürfen. Aufrecht und steif sitzt ihm die ältliche Dame, der Maler aber arbeitet mit grimmigem Eifer an ihrem Konterfei. In seinem Hirne spuken wohl noch die Träume von wunderbaren Frauenköpfen, an denen er sich einst begeistert und die er als den einzig würdigen Stoff für seinen Pinsel erachtet hat. Es hat nicht sollen sein! Doch ein süßer Trost ist ihm geblieben: seine Auftraggeberin wird es ihm nicht verübeln, wenn er seinem Talent die Zügel schießen läßt und ein klein wenig „idealisiert“.