Navidad

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Navidad
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 838
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[838] Navidad. Allenthalben diesseit und jenseit des Oceans hat man in dem zu Ende gehenden Jahre den vierhundertjährigen Gedenktag der Entdeckung Amerikas gefeiert. Millionen von Europäern haben inzwischen in der Neuen Welt eine neue Heimath gefunden und wetteifern mit dem alten Mutterlande Europa in den Werken des Friedens. Aber den ersten weißen Ansiedlern „drüben“ hat kein glücklicher Stern geleuchtet; kurz und traurig ist die Geschichte der ersten spanischen Burg in der Neuen Welt, welche den Namen „Weihnachten“ trug.

Am 24. Dezember 1492 befand sich Kolumbus mit dem Admiralsschiff „Santa Maria“ und dem kleineren Schiffe „Niña^ auf einer beschwerlichen Fahrt an der Nordwestküste von Haiti. Zwei Tage lang hatte er kein Auge zugethan und erschöpft begab er sich nach seiner Kajüte in der Meinung, daß er das Steuer sicheren Händen anvertraut habe. Aber kurz vor Mitternacht scheiterte das Admiralsschiff auf einer Sandbank. Dieser Unglücksfall, bei welchem die Mannschaft und die Ladung des Schiffes gerettet werden konnten, wurde als eine göttliche Fügung betrachtet und gab den Anlaß zur Gründung der ersten spanischen Ansiedlung an jenem Orte.

Haiti war den Spaniern so verlockend erschienen, daß sie die Insel Espagnola genannt hatten. „Ihre Berge und Ebenen, ihre Auen und Fluren sind so schon und üppig!“ schrieb Kolumbus. „Hier könnte man alle Feldfrüchte bauen, alle Art Vieh züchten, Städte und Dörfer gründen!“

Vor allem aber zeichnete sich die Insel in den Augen der Spanier durch ihren vermeintlichen Goldreichthum aus. So erklärten sich auch 39 Begleiter des Kolumbus gern bereit, hier zu bleiben; sie hofften, durch Tauschhandel mit Eingeborenen rasch reich zu werden. Sie errichteten ein Kastell, und Kolumbus gab ihm den Namen „Navidad“, d. h. Weihnachten. Am 4. Januar 1493 nahm er Abschied von den ersten Kolonisten Amerikas. „Ich hoffe zu Gott,“ hatte er noch am zweiten Weihnachtstage in sein Tagebuch geschrieben, „daß ich bei meiner Zurückkunft von Kastilien hier eine Tonne Goldes finden werde, welche die Zurückgebliebenen eingetauscht haben, und daß diese inzwischen die Goldminen selbst und die Spezereien in solcher Fülle entdeckt haben, daß, ehe drei Jahre vergehen, der König und die Königin die Eroberung Jerusalems in Angriff nehmen können.“

Trügerische Hoffnungen! Am 27. November 1493 erschien Kolumbus auf seiner zweiten Entdeckungsreise wieder vor Navidad. Kein Spanier kam ihm entgegen. Er fand nur die Trümmer des Kastells, und in dem Grase der Umgegend einige Leichen. Soviel von den Indianern der Umgebung herauszubringen war, hatten die ersten Ansiedler der Neuen Welt sich Uebergriffe gegen die Eingeborenen zu Schulden kommen lassen, wurden angegriffen und sämmtlich getötet.

So knüpfen sich traurige Erinnerungen an das erste Weihnachtsfest der Christen jenseit des Atlantischen Oceans. *