Der Schatz in der Vollmondsnacht

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Textdaten
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Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
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Titel: Der Schatz in der Vollmondsnacht
Untertitel:
aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. S. 330–332
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[330]
281. Der Schatz in der Vollmondsnacht.

Hinter dem Hause des Bäckers Meier in der Langenstraße zu Greifswald ist ein kleiner Garten. In diesem ist, wie die Leute sagen, ein Schatz vergraben, den der Teufel bewacht, der aber alle Jahre einmal in einer Vollmondsnacht [331] zum Vorschein kommt. Er leuchtet dann im Mondlichte und sieht aus, wie ein großer Haufe brennender Kohlen. In dem Hause diente einstmals eine schläfrige Magd, die gewöhnlich des Morgens die Zeit verschlief, und deshalb zum öftern von ihrer Frau ausgescholten wurde. Als die zu einer Zeit aus dem Schlafe erwachte, sah sie, daß es schon ganz hell war, worüber sie sehr in Schrecken gerieth; denn sie meinte, sie hätte sich wieder verschlafen. Sie lief deshalb geschwinde in die Küche, um Feuer anzumachen. Wie sie aber aus dem Fenster sah, welches in den Garten führte, gewahrte sie, daß dort schon ein Feuer brannte. Sie verwunderte sich zwar, wie das Feuer dahin käme; aber in ihrer Eile freute sie sich auch, daß sie nun nicht erst lange welches anzumachen brauche, und sie nahm eine Schüppe und ging damit in den Garten, und holte sich die voll Kohlen. So wie sie indeß damit wieder in die Küche kam und sie auf den Heerd legte, erloschen sie auf einmal alle zusammen. Sie ging daher in den Garten zurück, und holte sich noch eine Schüppe voll, die aber auf gleiche Weise verlöschten. Darauf ging sie zum dritten Male zu dem Feuer in den Garten. So wie sie aber jetzt dabei ankam, erscholl auf einmal hinter den brennenden Kohlen her eine schreckliche Stimme, die rief: Wenn du nun noch einmal kommst, so drehe ich dir den Hals um! Darüber erschrak das arme Mädchen so gewaltig, daß sie kaum ins Haus zurücklaufen konnte. Als sie dies erreicht hatte, schlug gerade die Glocke auf dem Nicolaithurme Ein Uhr Nachts, und mit dem Schlage war das Feuer im Garten verschwunden. Da entsetzte sie sich noch mehr, und sie ging eilig in ihr Bett zurück, wo sie aber die ganze Nacht kein Auge mehr zuthun konnte. Wie sie am anderen Morgen an den Heerd kam, lagen lauter blanke Thaler darauf. Nun erkannte sie, daß sie um Mitternacht [332] bei dem vom Teufel bewachten Schatze gewesen sey, und daß das Licht des Vollmonds sie glauben gemacht hatte, sie hätte sich verschlafen.

Mündlich.