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Der St. Annenbrunnen bei Niederzwönitz

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Der St. Annenbrunnen bei Niederzwönitz
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 508-509
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[508]
570) Der St. Annenbrunnen bei Niederzwönitz.
Ziehnert. Bd. III. S. 213. Novell. beh. b. Dietrich a. a. O. Bd. II. S. 236 sq.

Westlich vom Dorfe Niederzwönitz auf einer mit Wald bewachsenen Wiese quellen mehrere Brunnen, deren einige mineralische Heilkraft besitzen sollen. Der vorzüglichste unter ihnen heißt der St. Annenbrunnen. Wie er zu dem letztern Namen gekommen, erzählt folgende Sage.

Aennchen, die 13jährige Tochter des Jägers zu Niederzwönitz, war seit dem 5ten Jahre durch die Blattern erblindet. Ihr Vater, der sie als sein einziges Kind über die Maßen zärtlich liebte, fragte allenthalben um Rath und scheute keine Kosten, um seinem Kinde von dem großen Uebel zu helfen; aber umsonst, Niemand konnte ihr das Augenlicht [509] wieder geben. Dennoch haderte das fromme Mägdlein nicht mit Gott, sondern betete alltäglich zu ihm und der h. Anna mit freudiger Zuversicht, daß ihrem Unglück ein Ende kommen werde. Da in der Nacht des St. Annentages (26. Juli) erschien ihr im Traume die h. Anna in himmlischer Herrlichkeit, ergriff sie bei der Hand und führte sie hinaus in den Streitwald, wo auf moorigem Wiesengrund ein Brünnlein quoll und deutete auf das Wasser und auf Aennchens Augen, segnete sie und verschwand.

Als am Morgen das blinde Mägdlein ihrem Vater erzählte, was ihr geträumt hatte, da ward derselbe voller Freuden, denn er erkannte in dem Traume die Verheißung naher Hilfe. Sonder Säumen führte er sie hinaus in den Streitwald zu dem Brunnen auf der moorigen Wiese, den er gar wohl kannte, in dem er aber nie solche Heilkraft geahnt hatte. Aennchen wusch sich die Augen mit dem Wasser des Quelles und ward wieder sehend. Ihr Vater dankte Gott auf den Knieen und gelobte, an jenem Brunnen der h. Anna eine Kapelle zu bauen. Noch in demselben Jahre erfüllte er das Gelübde. Dieses begab sich im Jahre 1498. Die Kapelle scheint bald wieder verfallen zu sein, aber den St. Annenbrunnen rühmt man noch heute als Heilquelle.