Der Steuermann
[36] Der Steuermann. (Zu dem Bilde S. 21.) Der markige Mann am Steuer ist noch einer von jener alten Art von Seeleuten, die in Wind und Wetter groß geworden
sind, sich wohl auskennen auf einem Segelschiff, sei’s ein Dreimast-Schoner
oder auch ein viermastiges Vollschiff, die aber nichts
wissen mögen von den Dampfern mit ihren unheimlichen riesigen Maschinen.
Trotz dieser Abneigung gegen das „Neue“ ist er ein tüchtiger
Fahrersmann, denn er hat von seinen vierzig Lebensjahren fünfundzwanzig
auf dem Salzwasser verlebt und so manches Schiff in die ferne
Welt hinaus und glücklich in den heimatlichen Hafen zurückgesteuert.
Nun hat er wieder die Reise mit dem stolzen Dreimaster zu fast drei
Vierteln hinter sich. Noch aber sind der „Kanal“ und die tückische Nordsee
zu durchsegeln. Da heißt es gut aufpassen, damit nicht noch in „letzter
Stunde“ etwa bei dickem Wetter die tüchtige schlanke „Venus“ gar
vielleicht „’en Buren in de Fenster loopen deiht“, auf den flachen
Küstensäumen festgerät, gerade herausgesagt: strandet! Na, dafür steht ja
der Steuermann am Ruder; der hat schärfere Augen als die Möwen
und ist pflichtgetreu wie der beste Soldat. Außerdem wird er aber
mit geheimen Fäden nach Land gezogen, dorthin, wo am Deich ein
sauberes Häuschen auf seine Heimkehr wartet. Nur wenige Tage noch –
dann ist’s erreicht!