Der Taucher bei Uhyst
Im Taucher bei Uhyst befand sich in früheren Jahrhunderten ein Heiligtum. Hier stand mitten im Walde noch im 16. Jahrhundert bis in die Zeit der Reformation ein Kirchlein, eine hölzerne Kapelle mit einem wundertätigen Marienbilde. Das kleine Gotteshaus nannte man die Marienkapelle. Dieselbe war einst die Wallfahrtsstätte frommer Leute. Aus weitester Umgegend kamen dieselben herbei, um hier Andachten zu verrichten und der heiligen Maria Bitten vorzutragen. Besonders stellten hier Liebende sich ein, um ihre geheimen Herzenswünsche der heiligen Jungfrau Maria im Gebet mitzuteilen. Manches Stelldichein fand hier an der Marienkapelle im Taucher statt. –
Der Chronist berichtet nun, daß sich bei der Marienkapelle „allerlei Unzucht und Büberey“ zugetragen habe. Darum wurde beschlossen, dieses einsame Kirchlein abzubrechen. Mit Genehmigung des damaligen Bischofs Johann VII., die derselbe in besonderen Schreiben vom 22. und 26. Juni 1523 von Stolpen aus erteilte, wurde die Marienkirche im Taucher eines [395] Tages im Jahre 1523 entfernt und auf dem neuangelegten Kirchhofe in Bautzen wieder aufgestellt. Nach dieser Kapelle nannte man jenen Kirchhof den Taucherkirchhof. Diesen Namen führt jene Begräbnisstätte bis zur Stunde.[1]
Nachdem die Marienkapelle im Taucher abgebrochen worden war, soll die „heilige Jungfrau Maria“ oftmals in jenem heiligen Haine, im Taucher, Leuten erschienen sein. Auch hörte man zur Nachtzeit, selbst aber auch am hellen Tage, plötzlich das Marienglöcklein läuten, das einst hier die Frommen so oft zur Andacht zusammengerufen hatte. – Die Stelle, da ehemals die Walfahrtskapelle „Sankt Maria“ im Taucher stand, können alte Leute noch bezeichnen.
- ↑ Vgl. den Aufsatz: Der Mordstein in der Taucherkirche zu Bautzen.