Der Tod des Hühnchens
’s ist emal e Hühnle und e Gockeler gwä; (der Gockeler ists Mannle gwä, und ’s Hühnle sein Weible;) die beid sind emal spaziere gangen und sind an e Waßer komme, und da ist e Brückle nüber gange. Da hats Mannle zum Weible gsait: „gang Du z’erste nüber, i komm dann nacher!“ Da saits Weible: „gang Du nur z’erste, Du bist stärker, als i!“ Da saits Mannle: „noi, Du mußt z’erste nüber!“ „Ach, i fürcht mir!“ saits Weible. „O, ’s gschieht Dir nix! Gang Du nur nüber!“ saits Mannle; und da hats des Weible gwagt und hat wölle nüber gaun; is aber ins Waßer gfalle.
Da is des Mannle hingloffen und hat en Schubkarre gholt, und wie’s de Karre über d’ Straß schiebt, da sind Ratten und Mäus und Hasen und Reh und älls Vieh zu em kommen und hent gsait: „derf i au mit?“ Da hats Mannle gsait: „alls daher! alls daher!“ und hat älles einsitze laun und hats mitgnomme; und da habet se mit enander des Weible außem Waßer zoge; da ists aber todt gwä. Na habet se’s uf de Karre glade und sind mit fortgfahren und habets uf de nächst Miste vergrabe. Da hat der Gockeler die Leichered ghalte: „Kikeriki! Kikeriki!“ und die andere Thierle habet dazu gsunge.
Anmerkung des Herausgebers
[316] 71. Der Tod des Hühnchens. Mündlich aus Tübingen.