Der Unglückliche an seinen Hund

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Textdaten
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Autor: Johann Baptist von Alxinger
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Titel: Der Unglückliche an seinen Hund
Untertitel:
aus: Gedichte S. 97–99
Herausgeber: Friedrich Just Riedel
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1780
Verlag: Johann Jacob Gebauer
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Erscheinungsort: Halle
Übersetzer:
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Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[97]
Der Unglückliche an seinen Hund.


Hier, wo vor kurzem erst ein Schwarm
Erkaufter Sklaven mich umschwebte,
Wo meinem Winke jeder Arm
Geschäftig vorzukommen strebte,

5
     Wo Tokays Nektar aus Krystall

Dem Tafelfreund entgegen glänzte,
Der mich dafür beym Freudenmahl
Mit frühverwelkten Rosen kränzte;

     Hier sitz’ ich nun, den Ueberdruß

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Und Langeweil’ und Mangel quälen;

Nun rauscht des Tanzes leichter Fuß
Nicht mehr in diesen öden Sälen.

     Denn ach! das falsche Glück entflog,
Spie mir ins Antlitz seine Galle,

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An seiner göldnen Kette zog

Es mit auch meine Trauten alle.

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     Kaum nehmen sie sich noch die Müh,

Durch ein entehrend Achselzücken,
Ein frostigs Ich bedaure Sie,

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Mich, wie sie meynen, zu berücken.


     Doch du beschämst sie, kleiner Hund!
Gedenkst noch deß, was du genossen,
Du leckst mit immer gleichem Mund
Den Fuß, der oft dich weggestossen,

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     Und grausam dir den Bissen Brod,

Mit dem du dich genährt, verbittert,
Gottlob! du bist kein Mensch; die Noth
Hat nicht von mir dich weggewittert!

     Du wartest noch allein mir auf,

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Du wedelst freudig mit dem Schweife,

Beutst mir dein Köpfchen, daß ich drauf,
Dich nach Verdiensten kosend, greife.

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     Du trippelst noch auf meinem Schooß,

Mit schalkem Scherz und Neckereyen,

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Und machst vergessen mich mein Loos

Durch deine holden Schmeicheleyen;

     So laß mich denn, von dir allein
Begleitet, durch das Leben eilen,
Laß mich, und soll das letzte seyn,

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Mein Brod mit dir, du Liebling! theilen.


     Und wenn mir jeden finstern Tag
Noch mehr die Schadenfreude trübet,
Hab’ ich doch jemand, dem ichs klag’,
Ist ein Geschöpf doch, das mich liebet.