Der Welt Lohn
[1] Ir werlte minnære,
vernement disiu mære,
wie einem ritter gelanc
der nâch der werlte lône ranc
er dâhte in manige wîs dar zuo
wâ mite er daz begienge
daz er den lôn enphienge
werltlicher êren.
sîn lob an allen orten
mit werken und mit worten.
sîn leben was sô vollebrâht
daz sîn zem besten wart gedâht
er hæte sich vor schanden
alliu sîniu jâr behuot;
er was hübisch unde fruot,
schœne und aller tugende vol.
bejagen hôher wirde prîs,
[2] daz kunde wol der herre wîs
bedenken und betrahten.
man sach den vil geslahten
birsen, beizen unde jagen
kunde er wol und treip sîn vil,
schâchzabel unde seitenspil
daz was sîn kurzewîle.
gezeiget im ein ritterschaft,
dâ wær der herre tugenthaft
mit guotem willen hin geriten
und hæte gerne dâ gestriten
er was den frouwen alsô holt
die wol bescheiden wâren,
daz er in sînen jâren
mit lange wernder stæte
daz alliu sældenhaften wîp
sînen wünneclichen lîp
lobten unde prîsten.
als uns diu buoch bewîsten
sô was der herre genant
her Wirent dâ von Grâvenberc.
er hæte werltlîchiu werc
gewirket alliu sîniu jâr.
nâch der minne tobte.
Sus saz der hôchgelobte
in einer kemenâten,
mit fröuden wol berâten,
dar an er âventiure vant
von der minne geschriben.
dar obe hæte er dô vertriben
den tag unz ûf die vesperzit;
von süezer rede die er las.
dô er alsus gesezzen was,
dô quam geslichen dort her
ein wîp nâch sînes herzen ger
und alsô minneclich gevar
daz man nie schœner wîp gesach.
ir schœne volleclichen brach
für alle frouwen die nu sint.
von wîbes brüsten nie geslouf.
ich spriche daz ûf mînen touf,
daz si noch verre schœner was
dan Vênus oder Pallas
die wîlen phlâgen minne.
ir antlütz unde ir varwe
[4] diu wâren beidiu garwe
durliuhtec als ein spiegellîn.
und alsô wünneclichen glast
daz der selbe palast
von ir lîbe erliuhtet wart.
der wunsch enhæte niht gespart
er hæte sîne grœsten kraft
mit ganzem flîze an si geleit.
swaz man von schœnen wîben seit,
der übergulde was ir lîp.
beschouwet ûf der erde.
ouch was nâch vollem werde
ir lîp gecleidet schône.
diu cleider und diu crône
ûf und an ir lîbe truoc,
diu wâren alsô rîche
daz si sicherlîche
nie man vergelten kunde,
Von Grâvenberc her Wirent
erschrac von ir wol zwirent,
dô si quam geslichen.
sîn varwe wart erblichen
in nam des michel wunder sâ
waz frouwen alsô quæme.
ûf spranc der vil genæme
erschrocken unde missevar
vil schône als er wol kunde.
er sprach ûz süezem munde:
«sint, frouwe, gote willekomen!
swaz ich von frouwen hân vernomen,
diu frouwe sprach mit zühten dar:
«vil lieber friunt, got lône dir!
erschric sô sêre niht von mir:
ich binz diu selbe frouwe doch
und aldâher gedienet hâst.
swie dû vor mir erschrocken stâst,
sô bin ich doch daz selbe wîp
durch die du sêle unde lîp
dîn herze niht betrâget,
ez trage durch mich hôhen muot.
dû bist hübisch unde fruot
gewesen alliu dîniu jâr,
hât nâch mir gerungen,
[6] gesprochen und gesungen
von mir swaz er guotes kan;
du wære et ie mîn dienestman
du kundest wol besorgen
hôhez lob und werden prîs;
du blüejest als ein meienrîs
in manicvalter tugende,
getragen ie der êren kranz,
dîn sin ist lûter unde ganz
an triuwen ie gein mir gewesen.
vil werder ritter ûzerlesen,
daz dû nach dînes herzen ger
mînen lîp von hôher kür
beschouwest wider unde für,
wie schœne ich sî, wie vollekomen.
den dû von mir enphâhen maht
umb dînen dienest vil geslaht,
den solt du schouwen unde spehen.
ich wil dich gerne lâzen sehen
du hâst gedienet mir sô wol.»
Den edeln herren tugentrîch
[7] dûhte harte wunderlîch
dirre frouwen tegedinc,
mit sînen ougen nie gesach,
und doch diu selbe frouwe sprach,
er wære ir dienestman gesîn.
er sprach: «genâde, frouwe mîn,
entriuwen des enweiz ich niht.
mich dunket âne lougen
daz ich mit mînen ougen
iuch vil selten habe gesehen.
mîn ze knehte, sælic wîp,
sô sol mîn herze und mîn lîp
iu ze dienste sîn bereit
mit willeclicher arebeit
ir hânt sô hôher sælden vil
und alsô manicvalte tugent,
daz iuwer fröudeberndiu jugent
mir vil wol gelônen mac.
gelebet hân! des fröuwe ich mich,
[8] sît daz ir, frouwe minneclich,
mînen dienst enphâhen welt.
frouwe an tugenden ûzgezelt,
durch daz wünnebernde heil
daz an iu, schœniu frouwe, lît:
von wannen ir geheizen sît
oder wie ir sît genant,
werde mir hie kunt getân,
durch daz ich wizze sunder wân
ob ich in allen mînen tagen
ie von iu gehôrte sagen.»
si sprach gezogenlîche alsô:
«vil lieber friunt, daz sol geschehen.
ich wil dir gerne hie verjehen
mînes hôchgelobten namen.
daz dû mir undertænic bist.
mir dienet swaz ûf erden ist
hordes unde guotes,
ich bin sô hôhes muotes
under mîner crône sint,
[9] grâven, frîen, herzogen
habent mir ir knie gebogen
und leistent alle mîn gebot.
der ist gewaltic über mich.
diu Werlt bin geheizen ich,
der dû nu lange hâst gegert.
lônes solt du sîn gewert
hie kum ich dir, daz schouwe dû.»
Sus kêrtes im den rucke dar:
der was in allen enden gar
bestecket und behangen
mit kroten und mit nâtern;
ir lîp was voller blâtern
nd ungefüeger eizen,
fliegen unde âmeizen
ir fleisch die maden âzen
unz ûf daz gebeine.
si was sô gar unreine
daz von ir brœden lîbe dranc
den niemen kunde erlîden.
ir rîchez cleit von sîden
[10] vil übel wart gehandelt:
ez wart aldâ verwandelt
ir liehter wünneclicher schîn
wart vil jæmerlich gevar,
bleich alsam ein asche gar.
Hie mit schiet si von dannen.
und aller kristenheite sî!
der ritter edel unde frî,
dô er diz wunder ane sach,
zehant sîn herze im des verjach,
swer sich wolte lâzen
an ir dienste vinden.
von wîbe und von kinden
schiet er sich aldâ zehant;
und huop sich über daz wilde mer
und half dem edeln gotes her
strîten an die heidenschaft.
dâ wart der ritter tugenthaft
er schuof daz zallen stunden,
[11] dô im der lîb erstorben was,
daz im diu sêle dort genas.
Nu merkent alle die nu sint
diz endehafte mære:
daz ist alsô gewære
daz man ez gerne hœren sol.
der werlte lôn ist jâmers vol,
ich bin sîn an ein ende komen:
swer an ir dienste funden wirt,
daz in diu fröude gar verbirt
die got mit ganzer stætekeit
Von Wirzeburc ich Cuonrât
gibe iu allen disen rât,
daz ir die werlt lâzet varn,
welt ir die sêle bewarn.
Verweise
[Bearbeiten]Wikiversity: Neuhochdeutsche Übersetzung – Kursmaterialien, Forschungsprojekte und wissenschaftlicher Austausch |