Der Winterkönig im Liede seiner Zeit

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Autor: Rudolf Wolkan
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Titel: Der Winterkönig im Liede seiner Zeit
Untertitel:
aus: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 2 (1889), S. 390–409.
Herausgeber: Ludwig Quidde
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung J.C.B. Mohr
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Erscheinungsort: Freiburg i. Br
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[390]
Der Winterkönig im Liede seiner Zeit.
Von
R. Wolkan.


Das Lied des deutschen Volkes im 17. Jahrhundert ist wesentlich verschieden von dem der vorangegangenen Zeit. Im 16. Jahrhundert hatte das Volkslied für kurze Zeit eine Blüthe erreicht, über deren schnelle Entwicklung wir ebenso staunen müssen, wie über deren raschen Verfall. Aber doch war sie in den Verhältnissen der Zeit vollauf begründet. Das 16. Jahrhundert hatte seit langer Zeit wieder zum erstenmal alle sonst so sehr auseinandergehenden Interessen in einem Brennpunkt vereinigt; Luther hatte mit seiner Lehre vor Allem auf das Gemüth der Deutschen gewirkt, und aus derselben Gemüthstiefe quollen nun, gleichzeitig mit den ergreifenden Weisen des neu erstandenen deutschen Kirchengesangs, alle die Tausende von Liedern, welche Lust und Leid des menschlichen Lebens in der mannigfachsten Beleuchtung uns widerspiegeln. Neben diesen Weisen fand das historische Lied nur geringen Spielraum. Es fehlte dem 16. Jahrhundert an gewaltigen Kämpfen, die das deutsche Gemüth von der Versenkung in sich selbst hätten ablenken und auf die Ereignisse der Aussenwelt hinleiten können.

Ganz anders das 17. Jahrhundert. Das Ende des zweiten Decenniums entfachte in Deutschland einen Kampf, der, weil er die schönste Errungenschaft des verflossenen Säculums, die Glaubensfreiheit, bedrohte, aller Aufmerksamkeit auf sich ziehen musste. Im Mittelpunkte der ersten Jahre des unglückseligen [391] Kampfes, der Deutschland in seinem tiefsten Innern zerfleischte, steht Friedrich V. von der Pfalz, der König von Böhmen. Kein Wunder, dass er auch zum Mittelpunkte der Liederdichtung wurde. Aber die Lieder, die um seine Person sich gruppiren, sind nicht mehr die einfach schlichten und doch tief zu Herzen gehenden Weisen einer früheren Zeit, es sind harte, schneidige, haarscharfe Waffen, mit denen nun der Kampf für und gegen den böhmischen König geführt wird. Nur einen Zusammenhang suchen sie mit der Melodie des Volksliedes; auch sie wollen zum Theil wenigstens gesungen sein, um sich um so tiefer dem Gedächtnisse einzuprägen, und wählen desshalb die gangbaren, allbekannten Weisen älteren Sanges. Bald aber verlassen sie selbst auch diesen Weg, selbständig treten sie auf, und was ihnen durch den Mangel an Sanglichkeit entgeht, suchen sie dadurch wieder gut zu machen, dass sie des Bildes sich bemächtigen, um gleichzeitig durch Wort und durch Bild auf ihre Hörer und Leser zu wirken. Und wie der Inhalt dieser Lieder von Jahr zu Jahr immer sarkastischer und ironischer wird, die Schärfe der Bemerkungen sogar zur unangenehmen Empfindung sich steigert, so auch das Bild.

So geringen literarischen Werth nun auch die Mehrzahl dieser Dichtungen besitzt, um so grösser ist ihre culturhistorische Bedeutung; klarer als irgend eine gleichzeitige Urkunde dies zu thun vermag, malen sie uns ein Bild der augenblicklichen Stimmung, die Deutschland innerhalb der beiden grossen Parteien beherrschte. Schon die Fülle der erhalten gebliebenen Lieder muss uns in Erstaunen setzen; während der drei Jahre von 1619 bis 1621 allein kennen wir mehr als 200 Lieder, die auf den Winterkönig sich beziehen und welche Menge mögen die folgenden Zeiten spurlos verschlungen haben! Welchen Anklang und welche Verbreitung diese Lieder allerorten gefunden haben müssen, zeigt der Umstand, dass manches dieser Lieder drei- und viermal aufgelegt wurde, und noch viel häufiger einen Nachdrucker fand, der aus einem beliebt gewordenen Liede auch Capital für seine eigenen Zwecke zu schlagen verstand. – Es kann nicht Aufgabe dieses Aufsatzes sein, alle uns bekannt gewordenen Lieder in den Kreis unserer Betrachtung zu ziehen, zumal der Verfasser für die nächste Zeit eine vollständige Sammlung dieser Lieder auf den Winterkönig herauszugeben gedenkt; die wichtigsten nur [392] derselben sollen hier in ihren Beziehungen zum Pfalzgrafen angedeutet werden[1].

Als der Pfalzgraf seine Hand der Tochter Jacob’s von England reichte, erschien zu Ehren seiner Vermählung ein grosser Kupferstich, der ihn uns im Ornate des Kurfürsten zeigt: eine jugendlich frische Erscheinung, mit einem kindlich naiven Ausdruck im Gesichte blickt er dem Beschauer entgegen, während er die Rechte seiner Gemahlin reicht. Am unteren Rande steht der Glückwunsch geschrieben:

[Gott] auch hůt das keusche Bett,
Die Feinde vor der Thur zertrett,
Vnd langes Leben euch Verley
Damitt gut Fried in Teutschland sey,
Auch glentzt ein Zier dem Vatterland
Vnd werd diss Lob der Welt bekant.
Solch hoher Stam empfind kein end,
Vnd stets erhalt das Regiment.
So lang als mag die Erde sein,
Vnd Menschenkinder wohnen drein[2].

Dass dieser Wunsch so wenig in Erfüllung gehen sollte, wer mochte es weniger ahnen, als Friedrich selbst? Glich doch sein Einzug in Böhmen einem Triumphzug; in ihm meinte man den Erlöser, den Retter aus aller Noth zu finden; und allerdings, die Verhältnisse in Böhmen müssen trostlos gewesen sein, so dass eine Aenderung nur eine Besserung mit sich bringen konnte: ein Lied, ursprünglich tschechisch abgefasst, aber gleichzeitig auch ins Deutsche übertragen, ruft jubelnd dem Könige zu:

Willkommen, König Friederich:
In Jesu namen grüssen dich
Wir arme Bömsche bäwerlein
Und heissen dich willkommen seyn.

[393] und klagt dann:

Kein Küchlein hat man uns gegündt,
Gar kein Gestütte man noch findt,
Kein Ross, kein Wagen ist mehr hier,
Das Unglück wächsset für und für.

Vor Türcken wer es gar genug,
So jämmerlich der Feind uns schlug,
Die Köpffe schraubten sie uns ein
Und schmissen dann mit Prügeln drein.

Die Kisten brachen sie entzwey,
Nicht eines hellers werth blieb frey:
Thür, Ofen, Fenster musst heraus:
Sie zogen uns gantz nackend aus.

Und was sich weiter noch erstreckt,
Die Städt und Dörffer angesteckt,
Dass wir verjagt, dass Weib und Kind
Aus Hunger uns gestorben sind.

Wir lieffen in den Wüsten Wald
Zu suchen unsern Auffenthalt,
Sie haben doch uns auskundschafft
Sehr viel erwürgt und weggerafft.

Aus tiefstem Herzen mochte dann auch der Segenswunsch für den König kommen:

Gott segne dich und sey mit dir,
Steh gnädig der Regierung für,
Und wider unser Gegentheil
Verleih er dir glück, sieg und heil.

Tröst uns, verschaff uns Fried und ruh,
Sprich uns betrübten leuten zu:
Wir haben lange mit Gedult
Ertragen was wir nicht verschuldt.

(W. p. 38.)     

In ähnlicher Weise tönt uns manches Lied aus dem Jahre 1619 entgegen; in dem einen heisst es:

Wolauff und lasst uns frölich seyn,
Die Morgenröht bricht starck hereyn,
Die Sonn lesst sich auch sehen:

[394]

Mit einem König uns verehrt,
Sein Antlitz klar Gott zu uns kehrt,
Für dem die Feind nicht stehen.

Viel gutes uns der Herr beschert
Durch diesen unsern König werth,
Den wir billich hoch ehren:
Er ist ja alles rühmens werth,
Mit schönen Liedern unbeschwert,
Lasst uns sein Lob vermehren.

Hupff auff und jubilier zuhand,
Du liebes werthes Vatterland,
Und dancke Gott von Hertzen:
An Sauls statt David dir von Gott,
Gesendet kompt, der dich aus Noth
Errett und allen schmertzen.

Freu dich du werthes Vatterland,
Freu dich du gantzes Böhmerland,
Er wird dich fein beschützen:
Bey deiner Lehr erhalten rein,
Den Feinden mags zuwider seyn,
Wer fragt nach jhrem trutzen?

(W. p. 34—37.)     

und ein anderes schliesst mit dem Segenswunsch:

Wir Bitten dich, Herr Jesu Christ,
Der du ein Gott des Friedens bist:
Den König Fried- vnd Frewdenreich,
Wollstu erhalten bey seim Reich;
Dann Er sucht dich vnd deine Ehr,
Beschytz dein Wahres Wort vielmehr.
Drumb wolstu selbst ober ihn waltn.
Auch seine land vnd leuth erhaltn.

(Orig. in meinem Besitz.)     

Aehnlich schliesst ein weiteres:

Herr aller Könign, bitt wollst gebn,
Dem Newen König langes lebn.
Damit das Grünend Regiment
Wachs und zunehm biss an sein Endt.

(W. p. 57.)     

[395] während ein viertes den Böhmen zuruft:

Ihr Böhmen nembt dieses in Acht,
Euern neuen König wol bewacht,
Dass ihn nicht ergreiff diss Gefahr,
Sonst wers mit euch auss gantz und gar.
Er ist derjenig wie ich meldt,
Der Gott und Menschen wolgefällt,
Dass er der Christenheit dienen mag,
Darumb ruff ich an Gott all Tag,
Er wirdt abhelffen unsre Clag
 Amen.

(W. p. 22.)     

Freilich fehlte es dabei auch nicht an gegnerischen Stimmen, welche der neuen Herrlichkeit ihr baldiges Ende voraussagten. Während die eine „Prophecey“, deren Verfasser auf Seiten des Kaisers stand, dem Pfalzgrafen warnend zurief: „Der Sieg bestehet nicht in grossem Rühmen, eignem Lob und Prahlen, auch nicht in der Meng der Waffen, sondern auf seine eigene Tugenden, und nicht auf fremde Verbündnusse soll man sich verlassen. Wir haben unsre Hoffnung zu dem lieben Frieden, und dass wir unsre Widerspenstige noch überwinden wollen“ (Sch. p. 183), wendet sich eine zweite Stimme gleichfalls in mahnendem Tone an die Böhmen mit den Worten:

Danckt ab dem Kriegsvolck schafft euch rueh,
Ihr müst sonst all verderben,
Euch bleibt zu letzt im Stall die Kue,
Beim Krieg werden noch vill sterben.
Die Obrigkeit ist gsetzt von Gott,
Wer sich der opponiret,
Der stirtzt sich selbst in grosse noth,
Wirdt ewig ruinieret.

(Soltau: Ein Hundert hist. Volkslieder p. 459.)     

Jedoch blieben solche Stimmen vor der Hand nur vereinzelt und verhallten unter dem allgemeinen Jubel und dem Klirren der Waffen. Denn die Flugblätter, die im Frühling und Sommer des Jahres 1620 erschienen, stehen fast alle noch auf Seiten Friedrich’s. Das eine derselben, eigentlich nur die Umänderung eines im Jahr 1619 erschienenen Flugblattes ruft aus:

[396]

Ein schöner Zweig im Heilign Reich
Chur Pfältzisch Stamm FRIDRICH mit Nam,
Ist Hochgeborn, jetzt ausserkorn
Ein Konig schon zur Böhmischen Cron.
Ob schon gar bald der Winter kalt
War vor der Thür doch sein quartier
Der Soldat gut helt wol in hut.
Der Passquillant schreyt aus im Land
Dieweil solch Werck des Löwens Sterck
Im Winter gschehn wirds bald vergehn.
Weils aber hat Nach seinem Rath
GOTT ordinirt vnd selbst geziert.
Nichts desto minder wirds Sommer und Winter
Habn ein bestand, der Passquillant
Muss diss dermassn, so bleiben lassen.
Man hat noch Geld, Volck kompt ins Feld.
Der Löw vom Rhein den Weinstock sein
Durch gottes güt gar fein behüt
Ob es gleich schon viel Scorpion
Verdreusst gar sehr doch weil der HERR
Von oben ebn sein Segn gebn
Damit sein Wort der Seelen hort
Zunehm und wachse immerfort.

(Orig. German. Mus. Nürnberg.)     

So viele Stimmen auch laut wurden, dass die Regierung Friedrich’s unmöglich von langer Dauer sein könne, so drohender die Sachlage sich auch für ihn gestaltete, so meinte man doch andererseits felsenfest auf ihn bauen zu können und rechnete vor Allem auch auf die Unterstützung seiner Sache durch England; den König selbst pries man als das Muster aller Herrscher:

Er ist ein König Lobesan,
Von Adel und von Ehren:
Des Königs in Englandt Tochter Mann,
Er kan dass Reich vermehren.
Er ist ein Schutz,
Allen zu trutz,
Die Jesuitisch leben,
Darumb vns baldt,
Kein Macht noch Gwalt,
Wird können vbergeben.

(W. p. 28.)     

[397] Für Böhmen sah man eine glückliche Zukunft herannahen:

Nach Krieg, Auffruhr, wehklagen,
Wird in der Löwen Landt,
Man von Fried vnd Frewd sagen,
Ein Phoenix läst zu handt
Sich sehn, zwo Turteltauben
Bedeuten Einigkeit,
Der Feind wird nichts mehr Rauben,
Wie geschehen ein lange Zeit.

Nachdem ein Löw gelitten
Mit seinen Löwelein,
Wird er hernach in friden,
Mit Ruh Regieren fein.
Dieweil Er zu den stunden
In Leibs vnd Lebensgfahr
Gottes Feind vberwunden:
Diss alls wird werden wahr.

(Haus, Hof- u. Staatsarchiv Wien, Hdschr. 108 Bd. V).     

So weit verstiegen sich sogar die Hoffnungen, dass man die Zeit gekommen wähnte, dass der Pfalzgraf auch die Kaiserkrone des deutschen Reiches sich aufsetzen könne:

Zwar am tag mit was hölden mueth,
Dein mechtigs Kriegshör für dich streith,
Wie solches in alle welt erschallen thuet,
Durch sichtbar Gottes band bereith
Wider al die sich mit feindes begier,
Ohn vrsach wöllen nötigen zu dir.

Weil dich dann Siben Provinzen schon
Mit Gott zu Irem König erwölt,
Wirt er auch die Römische Cron,
Dir wie vnd wo, es Ime gefällt,
Auch triumph, vnd sich darneben,
Wider alle deine feind geben.

(Haus-, Hof- u. Staatsarchiv Wien, Hdschr. 108 Bd. V.)     

Durch die Schlacht am weissen Berge änderte sich nun auf einmal die Stimmung des Volksliedes. Der Pfalzgraf, von dem man noch soeben gesungen hatte:

[398]

Es ist das Heyl vns kommen her,
Vom Pfaltzgrafen Churfürsten
Dess Bapsts Practick hilfft nimmermehr,
Gott wird ihn starck aussrüsten.
Sein Glaub ficht Jesum Christum an,
Der wird jhm gewisslich beystan,
Er ist sein Schutzherr worden.

(W. p. 91.)     

wurde damit plötzlich zur Zielscheibe des unfläthigsten Spottes. Eine Fülle von Schmähschriften, und darunter nicht die wenigsten aus Böhmen, überflutheten ihn, und fast jede Seite seines Wesens wurde in den Koth gezerrt; wenige unter den Liedern gibt es, die sich damit begnügen, einfach ihrer Freude über den Sieg der eigenen Partei Ausdruck zu geben, noch seltener kommt der Fall vor, dass ein oder das andere Lied den gestürzten König in Schutz nimmt und ihm seine Jugend und Unerfahrenheit zu gute hält.

Zwar hatte der Reichstag das Verbot erlassen:

Man soll famos Libell nit schreiben,
Pasquill vnd Schmachred lassen bleiben.

(Sch. p. 96.)     

Aber man kümmerte sich darum nur wenig, denn:

Was geht Pfalzgraf die Reichstäg an,
Weil er ist in den Bann gethan,
Und ist kein Glied des Reichs nit mehr,
So hat er schon verspielt sein Ehr.
Man schreib von ihm, man mal, man dicht,
Ist wider die Reichssatzung nicht,
Das Reich meint nur die Glieder sein,
Der Pfalzgraf ghört gar nicht mehr drein.

(Sch. p. 67.)     

So rühmt sich denn auch ein Verfasser, dass er allein 14 Lieder auf den Pfalzgrafen gedichtet habe, und letzterer klagt in einem Liede, dass man ihn mit „Lesen, Singen, Reimen und Schreiben verfolge“[WS 1] (Sch. p. 243). Und in der That waren auch alle Mittel herangezogen, um den Winterkönig zu verspotten; man verfiel dabei auf die absonderlichsten Wege. Es existiren nicht nur eine Reihe von Dichtungen, welche das Vaterunser, den Glauben, den Katechismus parodirend auf Friedrich anwenden, es wurden auch ganze Predigten des neuen Testaments [399] herangezogen, um ihn lächerlich zu machen, und die bereits angeführte Handschrift des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs enthält sogar eine Böhmische Bibel, in der eine Masse von Bibelstellen zusammengetragen ist, die alle auf den Pfalzgrafen bezogen werden; selbst der Rebus musste herhalten, um ihn zu verspotten.

Die Ausdrücke, mit denen man in solchen Liedern den Pfalzgrafen beehrte, waren nicht sonderlich gewählt, und man drückte sich noch zart aus, wenn man ihn den „untreuen böhmischen Mann“ (O. p. 89), den „flüchtigen Leu“ (Sch. p. 286), das „verwöhnte Kind“, den „treulosen Fritz“ (O. Nr. 24) nannte. In dem einen Liede heisst er ironisch das „edle Löwenherz“, in einem anderen „König von kurzer Zeit“ (D. p. 320), in einem dritten „der arme Dropff“ und „der arm verlorne Sohn“ (W. p. 113). Derber nannte man ihn den „König mit langen Ohren“ (D. p. 21) und höhnend rief man ihm zu:

Man kann ihn König in Lappland machen,
Da ist lang Winter, merk die Sachen.

(Sch. p. 31).     

Gern gefiel man sich darin, sein früheres Glück auszumalen:

Sehr glücklich war er in dem Reich,
So bald hett er nit seines gleich,
Ihm mangelt nit an Leit vnd Land
Regieret weisslich mit Verstand,
Eine Fraw von Königlichem Stamm,
Die mehret jhm sein hohen Nam,
War glückhafftig mit jungen Erben
Sein Stamm so bald nit solt absterben.
Von reich vnd arm von jung vnd alten,
Ward er in grosser ehr gehalten.
Wie solches dann auch billich geschach,
Weil er die höchste Chur versach.
Aus Weltlichen Churfürsten vier
Dem Römischen Reich war er ein zier,
In Summa, jhm war wohl allermassen.

(Germ. Mus. Nürnberg.)     

Um so schlimmer waren die Folgen für ihn:

Der hett zuvor viel Leit vnd Land,
Der hat jetzund ein läre Hand,

[400]

Der vor hett auf dem Haupt ein Chron
Hat jetzt kaum ein gantz Hemet an,
Helf Gott dem armen Friderich
Er kompt doch nimmer vber sich.[WS 2]

(a. a. O.)     

In einem anderen Liede tritt ein holländischer Weber im Namen „der Städt, sammt unsrem ganzen Land“ zu ihm und übergibt ihm als Geschenk eine Webe Leinwand mit den Worten:

Theils ist schön bleich, darum so weiss,
Zu Hemmedern taugts für die Läuss,
Theils wirds zu Facinetlin taugen,
Dass ihr damit wischt eure Augen,
Wenn ihr das Königreich beweint,
Das euch vor diesem ward vermeint,
Oder wanns euch den Schweiss austreibt,
So ihr zu lang beim Spielen bleibt,
Auch wenn man euch mit Reden sticht,
Man gibt hie Stich, die bluten nicht,
Sie treiben oft, anstatt das Blut,
Heraus den Angstschweiss unterm Hut,
So nehmt alsdann die Leinwat zart,
Wischt eur langs Haar und kurtzen Bart.

(Sch. p. 104.)     

Spottend heisst es im Liede: „Des Pfalzgrafen Urlaub“ von ihm:

Die Fassnacht warst du König der Schellen,
Im Sommer thätst ein Laubkönig dich stellen,
Von wegen deiner Kinder,
Ein Eichelkönig warst du im Herbst,
Drinn alles verderbst,
Herzkönig war im Winter
Dein Hinter.

Denn als du gsehen das bairische Schwert,
Hast du dem Feind den Rucken gekehrt,
Dein Herz fiel in die Hosen,
Auch fiele von dir viel anderer Raub,
Schell, Eichel und Laub,
Bringt dir der Winter Rosen?
Magst losen.

(Sch. p 273.)     

[401] In der „Neu bohemischen Venus“ heisst es vom Pfalzgrafen:

Aber du, treuloser Mann,
Hast dem Kaiser ein Eid gethan,
Leichtfertig wider gbrochen,
Wird jetzt billig gerochen.
Pfui! schäme dich, Fritz! Dein Schande
Gebt in aller Welt Lande.
Kein Wasser kann waschen ab,
Ja weder Tod noch Grab,
Dein Schmach und grossen Spotte.

(O. p. 124.)     

Ein frommer Wunsch drückt sich in den Worten der „Lamentatio“ aus:

Ach lieber Fricz, mein junges Blut,
Dir wäre besser zu Hand,
Eine grosse eingeweichte Ruth,
Als diese grosse Schand.

(O. p. 61.)     

In demselben Liede heisst es weiter:

Kein Churfürst wirstu nicht mehr sein,
Das sing ich dir fürwahr,
Vielleicht musst du führen noch die Schwein,
Auf das kommende Jahr.

Sein Lohn ist die Hölle:

O lieber Fricz, mein gut Gesell,
Lass fahren diese Kron,
Bereitet ist dir schon die Höll
Zu einem gewissen Lohn.
Denn welcher sich erhöhen thut,
Fällt tief in den Abgrund,
Ihm wird vergolten sein Hochmuth
Wol in der Hellen Schlund.

Gern wird der Pfalzgraf selbst redend aufgeführt, um seiner Klage Ausdruck zu geben; im „pfälzischen Patienten“ ruft er aus:

Ach lieber Haas,
Auf grünes Gras
Komm ich nit mehr,
Ich fürcht mich sehr,
Spitz nicht die Ohren,
Es ist verloren,

[402]

Schlaf oder wach,
Ist Wehe und Ach,
Mein schwache Augen
Nit mehr taugen,
Ach wie ist diess ein räse Laugen!
O Scepter, o Kron,
Was hab ich thon?
Ist denn mein Lohn,
Nur Spott und Hohn,
Dass ich jetzt laufen muss davon?

(Sch. p. 107.)     

Die „Querela regis Bohemiae“ schliesst mit den Worten:

Hätt ichs bedacht,
Genommen in Acht,
Und recht erwogn
Wär ich nicht betrogn.
Der alte Vers zwar
Bleibt itzo wahr:
Zuvor gethan, hernach bedacht,
Hat Manchn in grossen Schadn gebracht.
Drum heisst es:
Anfang bedenk das Ende.

(O. p. 71.)     

In der „Wahrhaftigen und eigentlichen Abbildung des Winterkönigs“, welche spottend bemerkt, der Winterkönig werde bald wieder kommen mit 4 Obristen, Herrn Michael Kalte Luft, Sigmund von Nebelburg, Andreas von Reifenfeld und Thomas von Schneberich, spricht er:

Ihr lieben Getreuen,
Euch ist bekannt
Mein grosser Spott, ja Schmach und Schand,
Der mir widerfuhr ungefähr
Bei einem Jahr, nit viel mehr,
Wie man mich thät grausam austreiben,
Dass ich durft in dem Land nit bleiben,
Bei allen Ständen, Reich und Armen,
Musst ich hier weg ohn alls Erbarmen,
Sunderlich bei dem gemeinen Mann,
Die huben all zu schreien an,
Der Winterkönig weit hinweg,
Kommt jetzt ein andrer, ist er keck,

[403]

Bei Weib und Kind, Mägd, Gsind und Knecht,
Die haben mich höchlich verschmächt,
Auch thäte also fahen an
Zu schreien mancher Handwerksmann:
Wo ist sein Scepter und sein Kron,
Wo ist sein Wohnung oder Thron,
Wo bleibt sein Macht und Herrlichkeit,
Wo bleibt sein Land und seine Leut?
Wir sehen, er ist gar verloren.

(Sch. p. 241.)     

In laute Klagen bricht der Pfalzgraf aus, wenn er der Schlacht am weissen Berge gedenkt; in dem „Caluinischen Ruef“ spricht er:

Wann ich gedenk der Pragerschlacht
Vnd wie wir seyn geflohen,
Mein Hertz im Leib schier ganz verschmacht
Ich liess den besten Rogen,
Mein Hosenbandt, ist schier ein Schand
Der Bayrfürst hats in seiner Hand,
Ist wahr vnd nit erlogen.

Hett ich gewust, was ich jetzt weiss
In Prag wer ich nie kommen
Hett nit mit solchem pomp vnd preiss
Die Böhemisch Cron angnommen
Ich gwinn ein Statt, verleur ein Landt
Das ist schier wo mans sagt ein Schandt
Was schaff ich da für frommen?

(German. Mus. Nürnberg.)     

In der „Jämmerlichen und erbärmlichen Klageschrift“ ruft er aus:

Vor Angst zue berg stehn mir meine haar,
Weil ich nit wust, was ich jetzt erfahr,
O du verflucht Böhmische Cron,
Itzund muss ich mit Spott davon.

(Haus-, Hof- u. Staatsarchiv Wien, Hdschr. 108. Bd. V.)     

Eine Reihe anderer Gedichte geben die ganze Entwicklung des Krieges nicht ohne gelegentliche Seitenhiebe auf den Pfalzgrafen; darunter ragen hervor: „Das böhmische Jaghörnlein“ (O. p. 71) und „ein schön newes Lied von der herrlichen vnd [404] siegreichen Schlacht, so zu Prag, den 8. November geschehen“ (O. p. 65), beide in verschiedenen, von einander abweichenden Ausgaben erhalten. Als Ursache seines Misserfolges wird vor Allem der Calvinismus hingestellt:

Calvini Lehr bringt diese Frucht,
O wehe der armen Leut,
Gleich wie das Viehe lebt in Unzucht,
Sammlen nur gestohlene Beut;
Und Bilderstürmen ist ihre Kunst,
Krieg und Mord richten an,
Glaub und Lehre ist alles umsonst
Bei ihnen auf der Bahn.

(O. p. 63.)     

Aehnlich spricht sich der „Calvinische Vortanz“ aus:

Von andern will ich schweigen,
Jetzt nur auf Böhaim zeigen,
Wer dies angfangen hat:
Die calvinische Natterbruet,
Die nur Bluetbad anstiften thuet,
Die hats thuen mit der That.
Das machts neu Evangelium,
Dass man heut glaubt grad, morgen krumm,
Und soll doch Alles grad sein.
Dann wann es nur nit päpstisch ist,
Obs schon sonst ist des Teufels Mist,
So ists bei euch schön rein.

(O. p. 143.)     

Im „Gerechten Wegweiser“ spricht der Pfalzgraf selbst:

Richtig vnd gewiss,
Ein Schlangen ist,
Der falsche Geist Caluinus,
Der newlich hat
Mit raht vnd that,
Mich bracht in solche zwingnuss.

Vertröstung geben,
Im Garten eben,
Kundt ich sein lehre pflantzen.
Durch alle Welt,
Hat mir gfelt,
Muss jetzt im ellend dantzen.

[405]

Hat mich verführt,
Bin gar verirrt,
Wo soll ich mich hinkehren,
Wo ich hin wil,
Mein Missthat vil
Thut mir alle Zuflucht wöhren.

(Germ. Mus. Nürnberg.)     

Und in der erwähnten „Böhmischen Venus“ heisst es:

Weil du folgst falscher Lehr
Zu Gotts und der Kirchn Unehr,
So musst dich Gott auch stürzen,
Dein Regiment abkürzen.
Das hast du wohl erfahren,
Regierest kaum ein Jahre.

(O. p. 123.)     

Selten wird dem Pfalzgrafen selbst die Schuld an seinem Vorhaben zugeschrieben; fast alle Lieder stellen ihn als verführt hin. Unter denen, die ihn aufstachelten die Krone von Böhmen anzunehmen, steht in erster Reihe seine Gemahlin.

Ehrgeitz hat euch also verblendt,

ruft ihr der geheime Rath Johann Claudius zu (Sch. p. 102) und in „des Pfalzgrafen offener Schuld“[WS 3] heisst es ebenso; der Pfalzgraf klagt, er habe nach der Krone gegriffen

aus Anreitzung meines Weibs,
Was sie alles gstift, der Teufel bschreibs.

(Sch. p. 269.)     

Auch im „Wegweiser“ ruft der Pfalzgraf:

Wann ich mein Königin sich an,
So wil sie mich auch nimmer han,
Weil ich mein stand nit führe,
Ihr Hoffart mich darzu hat bracht,
Dass ich hab nach der Cron getracht,
Jetzt bin ich aller jrre.

(Germ. Mus. Nürnberg.)     

Der Dichter der „Böhmischen Venus“ ist derselben Ansicht:

Wol diesem Weib zu Lieb
Der Hochmuth dich antrieb
Zu sein auch ihres Gleichen,
Strebst nach eim Königreiche,

[406]

Bekommst es zwar gar balde,
Konnst aber nicht erhalten.

(O. p. 123.)     

Andere Lieder beschuldigen seine ganze Umgebung, vorzüglich seine Räthe, der Verführung (Sch. p. 30); in „Des Pfalzgrafen Hausgesind“ heisst es:

Dahero er zu danken hat
Sein Räthen um den guten Rath,
Mit den sie ihn zum Kriegen verführt,
Darauf er doch nie hat gstudirt.

(Sch. p. 237.)     

Darum bekennt der Pfalzgraf auch:

Ich widersag dem bösen Feind,
Mein Räthen, die mir nichts nutz seind,
Wie klärlich jetzt an mir erscheint.

(Sch. p. 267.)     

und

Denn meine Räth mich thäten stärken,
Das thät der römisch Kaiser merken.

(Sch. p. 268.)     

Auch in der „Klagschrifft“ heisst es:

Dahero der Ehrgeitz nicht allein,
Sondern auch die aigne Diener mein
Mich hefftig theten hetzn vnd threibn
Also lenger nit zu bleiben,
Sondern mich Eylends begeben thuen
Nach Prag zue der Böhmischen Chron.

(Haus-, Hof- u. Staatsarchiv Wien, Hdschr. 108, Bd. V.)     

Wiederum andere Lieder meinen, die Böhmen hätten sich des Pfalzgrafen nur als Mittels zum Zweck bedient:

Die Böhmen unterstunden sich
Ihr Sachen zu führen listiglich,
Und spielen mit dir, o Pfalzgraf,
Gleich als mit der Katz der Aff,
Als er einsmals wollt Kästen braten,
Doch ihm selber ohne Schaden,
Erwischet er in Eil ein Katz,
Bat sie, sie sollt mit ihrer Datz
Die Kästen nehmen aus der Pfann.
· · · · · · · · · · · · · ·
Ingleichem, wie wir allbereit sehen,
Ist auch dem Pfalzgrafen geschehen,

[407]

Weil er gefolgt der Böhmen Rath,
So hat er jetzt den Spott zum Schad.
Was ihn’ die Böhmen fürgenommen,
Und sonst nit konnten überkommen,
Da brauchtens dein Hülf, o Pfalzgraf,
Als wie der Katzen Hülf der Aff.
Hast dich verbrannt, als wie die Katz,
Lass dich jetzt blasen in die Datz.

(Sch. p. 238.)     

Auch das „Böhmisch Jaghörnlein“ klagt die Böhmen der Treulosigkeit an; hier ruft der Pfalzgraf:

Zwanzig und etlich König
Vor mir habt ihr erwählt,
Darunter seind gar wenig,
Ein oder zween, gezählt,
Den ihr nicht habt gelogen,
Oder mit Schwert verfolgt
Mich habt ihr auch betrogen,
Glück dem, der mir nachfolgt.

(O. p. 82.)     

Wenige Lieder nur geben, wie gesagt, dem Pfalzgrafen selbst Schuld an seinem Unglück, und beschuldigen ihn des Ehrgeizes und der Hoffart, wie das nachstehende:

O Ehrgeitz, du verfluchte sucht,
Hie sieht man dein vergiffte frucht,
Die Ehr und Würd machst manchem süss,
Biss er kompt andern vnder d Füss.
Wie ansehlich wie zierlich wol
Wie dapffer alles Glücks so vol
War Pfaltzgraf Friderich zuvor,
Ehe das jhn Hoffart hebt empor.

(Germ. Mus. Nürnberg.)     

Auch im „Pfalzgräfischen Körauss“ wird ihm Uebermuth vorgeworfen:

Hie ist der Pfältzisch Köhrauss gar,
Vnd mennigklich wirdt offenbar,
Was Friderich so vnbesunnen
Mit seinem vbermuet gewunnen.

(Germ. Mus. Nürnberg H. B. 422.)     

Aehnlich in „Des Pfalzgrafen Urlaub“:

O Friedrich, wärst ein Pfalzgraf geblieben,
Nit Hochmuth getrieben,

[408]

So wärst jetzt nit verlassen
Dermassen.

(Sch. p. 272.)     

Das sind so ziemlich die einzigen Lieder, die ihm selbst alle Schuld beimessen. Um so zahlreicher sind aber jene, die ihm gute Rathschläge ertheilen wollen; am häufigsten erscheint der Rath, den Kaiser um Verzeihung zu bitten:

O Heidelbergk, folg der Statt Prag
Vnd dass du gesündiget hast, sag,
Such Gnade an des Adlers thron.
Bekenn dein sund vnd lass darvon,
So wirst du weisser als der Schneh,
Vnd ir gedacht nimmermeh.

(Germ. Mus. Nürnberg H. B. 411.)     

Die „Königl. Hofhaltung“ räth ihm das Gleiche:

Hast du gesündiget wider dein rechte Obrigkeit.
Durch Geitz, oder durch verführerische Leut,
So knie nider, vnd bitt alsbald vmb Gnad,
Ich kan verzeihn dir dein Missethat.

(München, Hof- u. Staatsbibl. P. O. germ. 228/16.)     

Der „Gerechte Wegweiser“ will ihn sogar zu den Jesuiten schicken; das sei die einzige Möglichkeit, Gnade zu erlangen:

Einen einzigen Weg,
Doch schmalen steg,
Hast noch hinauss zekommen.
Ans rechte ort
Dass du hinfort,
Kanst wohnen bei den Frommen.

Das ist ein strenge wahre Buess,
Die du noht halber leiden must,
Sonst ist es schon gefehlet,
Dir vmb ein Jesuiter schaw,
Demselben deine Sünd vertraw,
Der in der Beicht dir strellet.

Die du zuvor sehr vnbedacht
Hast aussgeiagt vnd gantz veracht,
Die können dich noch bringen
Zu Gnaden, bey dem lieben Gott,
In diser deiner höchsten noht,
Ehe mit dem Todt musst ringen.

(Germ. Mus, Nürnberg.)     

[409] Andererseits gibt es aber auch Lieder, die auch ein Wort des Mitleids für ihn haben, ja sogar direct an den Kaiser sich wenden, er möge ihm verzeihen, wie die häufig gedruckte „Lamentatio“:

O frommer Kaiser Ferdinand,
Nimm ihn zu Gnaden an,
Siehe nicht an seinen Unverstand,
Er ist ein junger Mann,
Der nicht betrachtet hat vorhin
Die schwere Last der Kron,
Die ihn jtzund drücket sehr,
Er hätts sonst nicht gethan.

(O. p. 64.)     

ja das Lied „Königlicher Majestät in Böhmen Ehrenrettung“ (O. p. 102) hat sogar noch die Hoffnung, es würden sich die Verhältnisse des Winterkönigs im Laufe der Zeit wieder bessern und er sein Ziel noch erreichen. Diese Hoffnung ging allerdings nicht in Erfüllung; heisst es doch am Schlusse von „Des Pfalzgrafen offener Schuld“:

O Gott genad mir armen Sünder,
Kein falsch steckt mehr bei mir dahinter,
Mein Lebtag denk ich an den Winter.

(Sch. p. 270.)     

Auch die Lieder über den Pfalzgrafen verstummen nach und nach. Das Jahr 1620 und 1621 hat sie in der reichsten Fülle hervorgebracht, aber schon das Jahr 1622 zeigt, dass man fast allgemein über ihn „zur Tagesordnung“ geschritten war. Nur wenige neue Lieder erschienen noch und auch diese zumeist farblos und ohne Bedeutung. Das letzte uns bekannte datirt aus dem Jahre 1638.



Anmerkungen

  1. Erklärung der Abkürzungen: W. = Weller, Lieder des 30jährigen Kriegs; O. = Opel und Cohn, Der 30jährige Krieg; D. = Ditfurth, Die historisch-politischen Volkslieder des 30jährigen Krieges; Sch. = Scheible, Die fliegenden Blätter des XVI. und XVII. Jahrhunderts.
  2. Orig. im Germ. Museum zu Nürnberg.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Schließendes Anführungszeichen fehlt.
  2. Diese Flugschrift im Volltext bei Wikisource: Deß gwesten Pfaltzgrafen Glück und Unglück
  3. In abweichender Schreibung im Volltext bei Wikisource: Deß gwesten Pfaltzgraf offne schuldt