Der Wolf und der Fuchs (1837)
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Der Wolf hatte den Fuchs bei sich, und was der Wolf wollte, das mußte der Fuchs thun, weil er der schwächste war, und der Fuchs wär gerne des Herrn los gewesen. Es trug sich zu, daß sie beide durch den Wald giengen, da sprach der Wolf „Rothfuchs, schaff mir was zu fressen, oder ich fresse dich.“ Da antwartete der Fuchs „ich weiß einen Bauernhof, wo ein paar junge Lämmlein sind, hast du Lust, so wollen wir eins holen.“ Der Wolf wars zufrieden, und sie giengen hin, und der Fuchs stahl das Lämmlein, brachte es dem Wolf, und machte sich fort. Da fraß es der Wolf auf, war aber damit noch nicht zufrieden, sondern wollte das andere dazu haben, und gieng es zu holen. Weil er es aber so ungeschickt machte, ward es die Mutter vom Lämmlein gewahr, und fieng an entsetzlich zu schreien und zu bläen, daß die Bauern herbeigelaufen kamen. Da fanden sie den Wolf, und schlugen ihn so erbärmlich, daß er hinkend und heulend bei dem Fuchs ankam. „Du hast mich schön angeführt,“ sprach er, „ich wollte das andere Lamm holen, da haben mich die Bauern erwischt, und weich geschlagen.“ Der Fuchs antwortete „warum bist du so ein Nimmersatt.“
[453] Am andern Tag giengen sie wieder im Feld, sprach der Wolf abermals zum Fuchs „Rothfuchs, schaff mir was zu fressen, oder ich fresse dich.“ Da antwortete der Fuchs „ich weiß ein Bauernhaus, da backt die Frau heut Abend Pfannkuchen, wir wollen uns davon holen.“ Sie giengen hin, und der Fuchs schlich ums Haus herum, guckte und schnupperte so lange, bis er ausfindig machte wo die Schüssel stand, und zog sechs Pfannkuchen herab, und brachte sie dem Wolf. „Da hast du zu fressen,“ sprach er zu ihm, und gieng seiner Wege. Der Wolf hatte die Pfannkuchen in einem Augenblick verschluckt, und sprach „sie schmecken nach mehr,“ gieng hin, und riß geradezu die ganze Schüssel herunter, daß sie in Stücke zersprang. Da gabs einen gewaltigen Lärm, daß die Frau herauskam, und als sie den Wolf sah, rief sie ihre Leute, die eilten herbei, und schlugen ihn was Zeug wollte halten, daß er mit zwei[1] lahmen Beinen und lautem Geschrei zum Fuchs in den Wald hinaus kam. „Was hast du mich garstig angeführt!“ rief er, „die Bauern haben mich erwischt, und mir die Haut gegerbt.“ Der Fuchs aber antwortete „warum bist du so ein Nimmersatt.“
Am dritten Tag, als sie beisammen draußen waren, und der Wolf mit Mühe nur forthinkte, sprach er doch wieder „Rothfuchs, schaff mir was zu fressen, oder ich fresse dich.“ Der Fuchs antwortete „ich weiß einen Mann, der hat geschlachtet, und das gesalzene Fleisch liegt in einem Faß im Keller, das wollen wir holen.“ Sprach der Wolf „aber ich will gleich mitgehen, damit du mir hilfst, wenn ich nicht fort kann.“ „Meinetwegen“ fagte [454] der Fuchs, und zeigte ihm die Schliche und Wege, auf welchen sie endlich in den Keller gelangten. Da war nun Fleisch im Ueberfluß, und der Wolf machte sich gleich daran, und dachte „bis ich aufhöre, hats Zeit.“ Der Fuchs ließ sichs auch gut schmecken, blickte überall herum, lief auch oft zu dem Loch, durch welches sie gekommen waren, und versuchte, ob sein Leib noch schmal genug wäre durchzuschlüpfen. Sprach der Wolf „lieber Fuchs, ei, was rennst du so hin und her, und springst hinaus und herein?“ „Ich muß doch sehen, ob niemand kommt,“ antwortete er listig, „friß nur nicht zu viel.“ Da sagte der Wolf „ich gehe nicht eher fort, als bis das Faß leer ist.“ Indem kam der Bauer, der den Lärm von des Fuchses Sprüngen gehört hatte, in den Keller. Der Fuchs, wie er ihn sah, war mit einem Satz zum Loch draußen; der Wolf wollte nach, aber er hatte sich so dick gefressen, das er nicht mehr durch konnte, sondern stecken blieb. Da kam der Bauer mit einem Knüppel, und schlug ihn todt. Der Fuchs aber sprang in den Wald, und war froh daß er den alten Nimmersatt los war.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: zwe