Der bleiche, herbstliche Halbmond

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Was will die einsame Thräne? Buch der Lieder (1827) Das ist ein schlechtes Wetter »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern) am linken Seitenrand.
Textdaten
Autor: Heinrich Heine
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der bleiche, herbstliche Halbmond
Untertitel:
aus: Buch der Lieder, Die Heimkehr, S. 205–206
Herausgeber:
Auflage: 1
Entstehungsdatum: 1823–1824
Erscheinungsdatum: 1827
Verlag: Hoffmann und Campe
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Hamburg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans der Ausgabe 1827 auf den Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

[205]

XXVIII.

     Der bleiche, herbstliche Halbmond
Lugt aus den Wolken heraus;
Ganz einsam liegt auf dem Kirchhof’
Das stille Pfarrerhaus.

5
     Die Mutter liest in der Bibel,

Der Sohn, der starret in’s Licht,
Schlaftrunken dehnt sich die ält’re,
Die jüngere Tochter spricht:

     Ach Gott! wie Einem die Tage

10
Langweilig hier vergeh’n;

Nur wenn sie Einen begraben,
Bekommen wir etwas zu sehn.

     Die Mutter spricht zwischen dem Lesen:
Du irrst, es starben nur Vier,

15
Seit man deinen Vater begraben,

Dort an der Kirchhofsthür’.

     [206] Die ält’re Tochter gähnet:
Ich will nicht verhungern bei Euch,
Ich gehe morgen zum Grafen,

20
Und der ist verliebt und reich.


     Der Sohn bricht aus in Lachen:
Drei Jäger zechen im Stern,
Die machen Gold und lehren
Mir das Geheimniß gern.

25
     Die Mutter wirft ihm die Bibel

In’s mag’re Gesicht hinein:
So willst du, Gottverfluchter,
Ein Straßenräuber seyn!

     Sie hören pochen an’s Fenster,

30
Und sehn eine winkende Hand;

Der todte Vater steht draußen
Im schwarzen Pred’gergewand.