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Der deutschen Burschenschaft Denkmalfest in Jena

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Titel: Der deutschen Burschenschaft Denkmalfest in Jena
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 464
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[464] Der deutschen Burschenschaft Denkmalfest in Jena. Die „Gartenlaube“ hat in Nr. 25 ihres vorigen Jahrgangs eine Abbildung des Denkmals gebracht, welches die alten und jungen Burschenschafter der Gegenwart der Gründung und den Gründern der deutschen Burschenschaft zu Ehren auf dem Eichplatz zu Jena errichtet haben und dessen Enthüllung und Weihe an den Tagen vom 1. bis zum 3. August abermals die Gelegenheit zu einem deutschen Nationalfeste bietet, das Beachtung und Würdigung von Seiten des ganzen deutschen Volkes verdient.

Wenn Robert Keil seine Schilderung des neuen Denkmals mit den Worten einleitet: „Die Geschichte der Burschenschaft gehört für alle Zeit zu den glänzendsten Blättern der deutschen Geschichte,“ so hat er eine unumstößliche Wahrheit ausgesprochen, an welcher alle mäkelnden Einwendungen aus gegnerischen Lagern nichts ändern können. Es ist und bleibt Geschichte, daß die mannhafte, in den Befreiungskriegen gestählte akademische Jugend es war, daß Lützow’s Kämpfer und Ritter des Eisernen Kreuzes es waren, welche zuerst in Jena aus den alten Studentenverbindungen den neuen Bund schufen, um den Vaterlandsgedanken, der 1813 endlich das ganze deutsche Volk erfüllt und zu Siegen und Ehren geführt hatte, nun auch in dem damals verrohrten und zerrissenen Studentenleben zur Geltung zu bringen und es dadurch zu veredeln. So entstand die „Burschenschaft“, und „Freiheit, Ehre, Vaterland“ ward ihr Wahlspruch. Aus den Burschen erwuchsen Männer, welche den Vaterlandsgedanken, das Streben nach Deutschlands Einheit und Macht, Freiheit und Ehre, wieder in das Volk übertrugen, in welchem Bundestag und Souveräuetätseifer ihn nach Möglichkeit erdrückt hatten. Und das deutsche Volk war dankbar. Schon in den Bewegungen nach der Julirevolution erhob es die Studentenfahne der Burschenschaft als deutsche Fahne: das Jahr 1848 aber pflanzte sie als Fahne des deutschen Reichs auf den Bundespalast, auf alle Fürstenschlösser und Rathhäuser Deutschlands. Unter der schwarz-roth-goldenen Fahne tagte das erste deutsche Parlament, unter ihr erfocht die junge deutsche Flotte ihren ersten Sieg, unter ihr schwur das deutsche Volk auf seine Reichsverfassung –, und als die Reaktion sie wieder herabriß und zertrat, erreichte sie ihre höchste Ehre: sie ward die Fahne des deutschen Geistes und vereinigte am Tage des Schiller-Festes alle Deutschen rings um die ganze Erde zu einer Nation ohne Gleichen. Und wenn auch, als endlich, im Heldenjahr 1870, der Vaterlandsgedanke gesiegt, das Reich die Einheit und seinen Kaiser zugleich errungen hatte, ein anderes Banner das des deutschen Reiches ward: die Fahne des deutschen Geistes ist die alte geblieben! Unter ihr wird heute in Oesterreich der schwerste Kampf gekämpft; nicht blos der österreichisch-deutsche Burschenschafter, das ganze deutsche Volk im alten deutschen Kaiserreich an der Donau erhebt sie als Symbol der Treue, mit welcher es sein deutsches Wesen vertheidigt gegen unerhörte Angriffe und die äußerste Gefahr der Unterdrückung in alten deutschen Heimstätten.

Ein Studentenbund, dessen Fahne eine solche Vergangenheit und Gegenwart aufzuweisen hat, ist keine vorübergehende Erscheinung: die Burschenschaft hat ihren Ehrenplatz in der deutschen Geschichte und wird ihn behalten.

Darum darf aber auch ein Fest der Burschenschaft, das ihre Gründung und ihre ersten Begründer feiert, Anspruch auf allgemeine Theilnahme im Vaterlands- und freiheitstreuen Theil der Nation erheben, und eben darum sprechen wir die Einladung des Jenaischen Festcomités auch in der „Gartenlaube“ aus, die seit ihrem Bestehen jeder Zeit das treue Organ der Burschenschaft war.

Das Fest beginnt am 1. August 1883 Abends mit der Begrüßung der Gäste im Paradies bei Jena. Am 2. August: Morgenfeier an Scheidler’s Grab, dann Festzug, hierauf Festrede (von Robert Keil) und Enthüllung des Denkmals; am Abend Festcommers auf dem Marktplatz von Jena. Am 3. August Volksfest auf dem Forst. Das specielle Festprogramm und Festzeichen wird in Jena gegen fünf Mark Feststeuer ausgehändigt. Anmeldungen und Anliegen jeder Art richtet man an den Burschenschaftlichen Festausschuß zu Jena.

Die Worte, mit welchen 1817 zum Wartburgfeste aufgefordert wurde, sie mögen abermals allen Genossen und Freunden der Burschenschaft zugerufen sein:

„Frisch auf! Frisch auf zur Burschenfahrt,
Ihr Jungen und ihr Alten!
Wir wollen hier nach unserer Art
Den großen Festtag halten!“

Wir freuen uns, mit der obigen Hinweisung auf die Tage dieses Festes zugleich die auf eine Schrift verbinden zu können, welche, wenn auch schon früher erschienen, jetzt in zweiter Auflage und als Festschrift zu dieser Enthüllungsfeier neu bearbeitet wurde. Das Buch hieß in erster Auflage: „Die Gründung der Burschenschaft in Jena. Von Robert und Richard Keil“ – die zweite Auflage hat den Zusatz: neu bearbeitet von Robert Keil“.

Wie vereinsamt kommt uns heute dieser Name vor, den wir in allen burschenschaftlichen Werken der beiden Brüder nur mit dem Anderen verbunden sahen! Der Andere ist todt. „Ein deutscher Burschenschafter“ ist die Ueberschrift des Nachrufs, den ihm, dem treuen Bruder, die „Gartenlaube“ in Nr. 12 des Jahres 1880 widmete. Wir erachten es als unsere Pflicht, gerade vor diesem Feste, für dessen Ermöglichung Richard Keil so begeistert gearbeitet, an den Dahingeschiedenen zu erinnern. Sein Geist lebt noch in dem Buche, das nun sein Bruder allein veröffentlichen mußte, und so wird auch sein Andenken so treu bewahrt bleiben, wie er selbst sein Leben lang der Sache der Burschenschaft ergeben war. (Das Werk ist in Friedr. Mauke’s Verlag [E. Schenk] in Jena erschienen.)