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Der erste Ausgang

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Textdaten
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Autor: Victor Blüthgen
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Titel: Der erste Ausgang
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 251
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[251]

Der erste Ausgang.

(Zu dem Bilde S. 253.)

So lang’ lag unser Kind zu Bett,
Den Kopf so heiß und schwer;
Und wenn’s nicht gefolgt dem Doktor hätt’,
Dann lebte es wohl nicht mehr.
Dann wär’s ein Engel im Himmel hoch
Und hätt’ uns gelassen allein –
Und wir wollten’s doch herzen und küssen noch
Und mit ihm fröhlich sein!

So lang’ lag draußen der weiße Schnee,
Da gab es nicht Weg noch Bahn,
Da schrie vor Hunger im Wald das Reh,
Und der Frühling wollte nicht nahn!
Unser Kind, das hat verschlafen die Zeit,
Und die Mutter hat sie verwacht –
Nun trag’ ich’s ja aus, nun wandern wir beid’
In die blühende Frühlingspracht.

Und siehst Du Masliebchen und Veilchen auch?
Und die Leberblumen blau?
Und drüben zwischen dem Gras und Lauch
Die Himmelsschlüssel in Thau?
Sie schlossen nicht auf die Himmelsthür,
Es war nicht an der Zeit –
Sie ließen mein blondes Englein mir
Und meine Seligkeit.

Und hörst Du droben des Schwälbchens Laut,
Das am Haus die Jungen geatzt?
Die Nachtigall ist wieder die Braut,
Und der Star am Kasten schmatzt.
Sie flogen so weit ins fremde Land
Und fanden zurück mit Müh’ – –
Und hätte es Gott nicht abgewandt,
So flogst Du viel weiter als sie!

Mein Englein matt, ich halte Dich fest –
Die Welt ist so wunderschön!
Wenn Osterhäslein baut sein Nest:
Was gilt’s, dann kannst Du gehn?
Dann holst Du mir seine Eier stolz
Und die Veilchen vom Gartengang,
Und springst mit dem Eichhorn im grünen Holz,
Wie einst Dein Füßchen sprang.  Victor Blüthgen.



[253]

Der erste Ausgang.
Nach einer Zeichnung von Herm. Vogel.