Der erste Kuß (Heubner)

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Textdaten
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Autor: Gustav Heubner
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Titel: Der erste Kuß
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 417
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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 Der erste Kuß.[1]

 „– Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie
 nicht mehr an die Angst, um der Freude willen, daß
 der Mensch zur Welt geboren ist.“
 Ev. Joh. 16, 21.

O! gebt mir’s her! Gebt mir mein liebes Kind,
An seinem Anblick mir das Herz zu laben!
Ich will es sehn! O! gebt mir es geschwind! –
Welch süßes Glück, ein Kind, ein Kind zu haben! –

5
Das liebliche Gesicht! – Die runden Wangen! –

Der süße, holde, kleine, rothe Mund! –
Die Aeuglein hat der Schlummer schon umfangen!
Wie sehn sie aus? – Ihr Lieben, thut mir’s kund! –
Blau? – Nicht wahr? Blau, wie seines Vaters Augen?

10
So treu, wie seine sind, so klar und rein? –

Wie oft, wie gern werd’ ich die Blicke tauchen
In dieser lieben Aeuglein sanften Schein! –
Die hohe Stirn! die kühngeschwung’nen Braun!
Ja, ja! Das sind des Vaters theure Züge!

15
Nicht satt, nicht satt an dir kann ich mich schau’n! –

Den ersten Kuß! – Nun legt es in die Wiege!
O! bettet mir’s recht warm, recht sanft, recht gut,
Und rückt es mir recht nahe an die Seite!
Wie ist mir jetzt so wohl, so leicht zu Muth,

20
Als wär’ ich selber neugeboren heute! –

Versorgt mir ja mein Kind mit allem Fleiß! –
O! was seid ihr, ihr überstand’nen Schmerzen? –
Für solche Wonne kein zu hoher Preis!
Es ruht ein Kind, ein Kind an meinem Herzen!

25
Du holdes Wesen! Mag dich Gott behüten!

Er schließe in sein Vaterherz dich ein! –
Ich will dir eine treue Mutter sein! –
Mein Leben treibt nun tausend neue Blüthen! –
Mein lieber Mann! – Wie heiter glänzt dein Blick!

30
Gieb mir die Hand! – Ich hab’ dich nicht vergessen!

Es ist uns Beiden ja, das süße Glück,
Das uns des Himmels Gnade zugemessen.
Wie froh, wie selig, Theurer, wird es nun
Uns sein in unsers Hauses stillen Räumen! –

35
Ihr Lieben, laßt mich nun ein wenig ruhn.

Und von der Zukunft meines Kindes träumen!

  1. Probe aus einer demnächst erscheinenden Gedichtsammlung von Gustav Heubner: Mutter-Liebe und Leben.